Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Vorrede. gedancken zuführen nicht einmahl fähig sey. Nunkönte man solche leute zwar bald beschimpffen/ wenn man ihnen nur die gedichte der Jesuiten oder ande- rer gelehrter leute in latein fürlegte; indem es doch eines ist/ ob man lateinisch oder deutsch was gutes schreibet: Allein wir wollen uns so weit hier nicht bemühen/ sondern den beweißthum näher suchen/ und erstlich zeigen/ wie weit die Poesie bey uns gestiegen: hernach aber/ worinnen sie noch zuver- bessern sey. Der erste/ welcher den deutschen Poe- ten die bahn gebrochen/ ist Opitz gewesen. Ein mann/ welcher so viel verstand/ als feuer/ viel sprachen zu seinen diensten/ und von allen wissen- schafften eine gründliche und ungemeine känntniß gehabt. Ich will eben mit Buchner nicht sagen/ daß er die Poesie so hoch erhoben/ daß ihm alle die andern nur folgen müssen: Es ist aber unstreitig/ daß er darinnen mehr gethan/ als man meynet/ und daß viel versmacher in Deutschland leben/ welche die kräffte dieses Poeten noch nicht erkennet. Sein lob-gedichte auff den könig von Pohlen ist unver- besserlich/ und begreifft nebst denen nachdrücklichen bey-worten/ heroischen gleichnissen und kurtz ge- setzten redens-arten/ viel schöne gedancken. Ich will zu seiner vertheidigung nur etliche setzen. p. 2. lin. 5. sagt er: Du
Vorrede. gedancken zufuͤhren nicht einmahl faͤhig ſey. Nunkoͤnte man ſolche leute zwar bald beſchimpffen/ wenn man ihnen nur die gedichte der Jeſuiten oder ande- rer gelehrter leute in latein fuͤrlegte; indem es doch eines iſt/ ob man lateiniſch oder deutſch was gutes ſchreibet: Allein wir wollen uns ſo weit hier nicht bemuͤhen/ ſondern den beweißthum naͤher ſuchen/ und erſtlich zeigen/ wie weit die Poeſie bey uns geſtiegen: hernach aber/ worinnen ſie noch zuver- beſſern ſey. Der erſte/ welcher den deutſchen Poe- ten die bahn gebrochen/ iſt Opitz geweſen. Ein mann/ welcher ſo viel verſtand/ als feuer/ viel ſprachen zu ſeinen dienſten/ und von allen wiſſen- ſchafften eine gruͤndliche und ungemeine kaͤnntniß gehabt. Ich will eben mit Buchner nicht ſagen/ daß er die Poeſie ſo hoch erhoben/ daß ihm alle die andern nur folgen muͤſſen: Es iſt aber unſtreitig/ daß er darinnen mehr gethan/ als man meynet/ und daß viel versmacher in Deutſchland leben/ welche die kraͤffte dieſes Poeten noch nicht erkennet. Sein lob-gedichte auff den koͤnig von Pohlen iſt unver- beſſerlich/ und begreifft nebſt denen nachdruͤcklichen bey-worten/ heroiſchen gleichniſſen und kurtz ge- ſetzten redens-arten/ viel ſchoͤne gedancken. Ich will zu ſeiner vertheidigung nur etliche ſetzen. p. 2. lin. 5. ſagt er: Du
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man ihnen nur die gedichte der Jeſuiten oder ande-
rer gelehrter leute in latein fuͤrlegte; indem es doch
eines iſt/ ob man lateiniſch oder deutſch was gutes
ſchreibet: Allein wir wollen uns ſo weit hier nicht
bemuͤhen/ ſondern den beweißthum naͤher ſuchen/
und erſtlich zeigen/ wie weit die Poeſie bey uns
geſtiegen: hernach aber/ worinnen ſie noch zuver-
beſſern ſey. Der erſte/ welcher den deutſchen Poe-
ten die bahn gebrochen/ iſt Opitz geweſen. Ein
mann/ welcher ſo viel verſtand/ als feuer/ viel
ſprachen zu ſeinen dienſten/ und von allen wiſſen-
ſchafften eine gruͤndliche und ungemeine kaͤnntniß
gehabt. Ich will eben mit Buchner nicht ſagen/
daß er die Poeſie ſo hoch erhoben/ daß ihm alle die
andern nur folgen muͤſſen: Es iſt aber unſtreitig/
daß er darinnen mehr gethan/ als man meynet/ und
daß viel versmacher in Deutſchland leben/ welche
die kraͤffte dieſes Poeten noch nicht erkennet. Sein
lob-gedichte auff den koͤnig von Pohlen iſt unver-
beſſerlich/ und begreifft nebſt denen nachdruͤcklichen
bey-worten/ heroiſchen gleichniſſen und kurtz ge-
ſetzten redens-arten/ viel ſchoͤne gedancken. Ich
will zu ſeiner vertheidigung nur etliche ſetzen. p. 2.
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