Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Verwöhnung. Die Fallersleber waren früher nicht so verwöhnt. Noch De von Fallersleben repen: wolan! Wi willen de Grepen laten stan Und willen Bronswik delgen; So kriege wi der sulvren Schauer veel, Dar wille wi Mummen ut swelgen. Den Teufel sah man eines Tags Mit einer Seel' entschweben, Das war ein ungerathner Sohn Vom Flecken Fallersleben. Die Sonne brannte fürchterlich, Schwül war es aller Orten, Als wären plötzlich aufgethan Die weiten Höllenpforten. Da schrie das arme Unglückskind: "Ach, hätt' ich Trank und Speise!" Doch schneller, immer schneller ging Dahin die luft'ge Reise. Bei jedem Wirthshaus das es sah,
Da fleht' es um Erbarmen: "O gönne doch ein Tröpfchen Bier, Ein Tröpfchen nur mir Armen!" Verwöhnung. Die Fallersleber waren früher nicht ſo verwöhnt. Noch De von Fallersleben repen: wolan! Wi willen de Grepen laten ſtan Und willen Bronswik delgen; So kriege wi der ſulvren Schauer veel, Dar wille wi Mummen ut ſwelgen. Den Teufel ſah man eines Tags Mit einer Seel' entſchweben, Das war ein ungerathner Sohn Vom Flecken Fallersleben. Die Sonne brannte fürchterlich, Schwül war es aller Orten, Als wären plötzlich aufgethan Die weiten Höllenpforten. Da ſchrie das arme Unglückskind: „Ach, hätt' ich Trank und Speiſe!“ Doch ſchneller, immer ſchneller ging Dahin die luft'ge Reiſe. Bei jedem Wirthshaus das es ſah,
Da fleht' es um Erbarmen: „O gönne doch ein Tröpfchen Bier, Ein Tröpfchen nur mir Armen!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0054" n="34"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verwöhnung.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">Die Fallersleber waren früher nicht ſo verwöhnt. Noch<lb/> in der Fehde Herzogs Heinrich d. ä, mit Braunſchweig<lb/> ſang man von ihnen:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#et">De von Fallersleben repen: wolan!</l><lb/> <l rendition="#et">Wi willen de Grepen laten ſtan</l><lb/> <l rendition="#et">Und willen Bronswik delgen;</l><lb/> <l rendition="#et">So kriege wi der ſulvren Schauer veel,</l><lb/> <l rendition="#et">Dar wille wi Mummen ut ſwelgen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Den Teufel ſah man eines Tags</l><lb/> <l>Mit einer Seel' entſchweben,</l><lb/> <l>Das war ein ungerathner Sohn</l><lb/> <l>Vom Flecken Fallersleben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Die Sonne brannte fürchterlich,</l><lb/> <l>Schwül war es aller Orten,</l><lb/> <l>Als wären plötzlich aufgethan</l><lb/> <l>Die weiten Höllenpforten.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da ſchrie das arme Unglückskind:</l><lb/> <l>„Ach, hätt' ich Trank und Speiſe!“</l><lb/> <l>Doch ſchneller, immer ſchneller ging</l><lb/> <l>Dahin die luft'ge Reiſe.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Bei jedem Wirthshaus das es ſah,</l><lb/> <l>Da fleht' es um Erbarmen:</l><lb/> <l>„O gönne doch ein Tröpfchen Bier,</l><lb/> <l>Ein Tröpfchen nur mir Armen!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0054]
Verwöhnung.
Die Fallersleber waren früher nicht ſo verwöhnt. Noch
in der Fehde Herzogs Heinrich d. ä, mit Braunſchweig
ſang man von ihnen:
De von Fallersleben repen: wolan!
Wi willen de Grepen laten ſtan
Und willen Bronswik delgen;
So kriege wi der ſulvren Schauer veel,
Dar wille wi Mummen ut ſwelgen.
Den Teufel ſah man eines Tags
Mit einer Seel' entſchweben,
Das war ein ungerathner Sohn
Vom Flecken Fallersleben.
Die Sonne brannte fürchterlich,
Schwül war es aller Orten,
Als wären plötzlich aufgethan
Die weiten Höllenpforten.
Da ſchrie das arme Unglückskind:
„Ach, hätt' ich Trank und Speiſe!“
Doch ſchneller, immer ſchneller ging
Dahin die luft'ge Reiſe.
Bei jedem Wirthshaus das es ſah,
Da fleht' es um Erbarmen:
„O gönne doch ein Tröpfchen Bier,
Ein Tröpfchen nur mir Armen!“
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