Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Entwickelung auf historischem Wege. Mel. Wer wollte sich mit Grillen plagen. O lasset doch den Geist der Zeiten! Ihn hemmt kein Wehr, kein Damm, kein Band; Er wird tagtäglich vorwärts schreiten Frei wie der Fluß durch's ganze Land. Er strömet nicht aus Einer Quelle, Aus Einer Lebensader nur; Ihn nährt und speist an jeder Stelle Die ganze lebende Natur. Ihr seht nur Eine Quelle springen, Und diese stopft ihr zu im Nu Und denkt, es wird uns jetzt gelingen, Wir stopften ja die Quelle zu. Ihr hohen Herrn und Herrendiener!
So wollt ihr schützen Kirch' und Staat? Ihr macht's ja grade wie der Wiener, Der auf die Donauquelle trat. Entwickelung auf hiſtoriſchem Wege. Mel. Wer wollte ſich mit Grillen plagen. O laſſet doch den Geiſt der Zeiten! Ihn hemmt kein Wehr, kein Damm, kein Band; Er wird tagtäglich vorwärts ſchreiten Frei wie der Fluß durch's ganze Land. Er ſtrömet nicht aus Einer Quelle, Aus Einer Lebensader nur; Ihn nährt und ſpeiſt an jeder Stelle Die ganze lebende Natur. Ihr ſeht nur Eine Quelle ſpringen, Und dieſe ſtopft ihr zu im Nu Und denkt, es wird uns jetzt gelingen, Wir ſtopften ja die Quelle zu. Ihr hohen Herrn und Herrendiener!
So wollt ihr ſchützen Kirch' und Staat? Ihr macht's ja grade wie der Wiener, Der auf die Donauquelle trat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0030" n="10"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Entwickelung auf hiſtoriſchem Wege.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">Mel. Wer wollte ſich mit Grillen plagen.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O laſſet doch den Geiſt der Zeiten!</l><lb/> <l>Ihn hemmt kein Wehr, kein Damm, kein Band;</l><lb/> <l>Er wird tagtäglich vorwärts ſchreiten</l><lb/> <l>Frei wie der Fluß durch's ganze Land.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Er ſtrömet nicht aus Einer Quelle,</l><lb/> <l>Aus Einer Lebensader nur;</l><lb/> <l>Ihn nährt und ſpeiſt an jeder Stelle</l><lb/> <l>Die ganze lebende Natur.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ihr ſeht nur Eine Quelle ſpringen,</l><lb/> <l>Und dieſe ſtopft ihr zu im Nu</l><lb/> <l>Und denkt, es wird uns jetzt gelingen,</l><lb/> <l>Wir ſtopften ja die Quelle zu.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ihr hohen Herrn und Herrendiener!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">So</hi> wollt ihr ſchützen Kirch' und Staat?</l><lb/> <l>Ihr macht's ja grade wie der Wiener,</l><lb/> <l>Der auf die Donauquelle trat.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0030]
Entwickelung auf hiſtoriſchem Wege.
Mel. Wer wollte ſich mit Grillen plagen.
O laſſet doch den Geiſt der Zeiten!
Ihn hemmt kein Wehr, kein Damm, kein Band;
Er wird tagtäglich vorwärts ſchreiten
Frei wie der Fluß durch's ganze Land.
Er ſtrömet nicht aus Einer Quelle,
Aus Einer Lebensader nur;
Ihn nährt und ſpeiſt an jeder Stelle
Die ganze lebende Natur.
Ihr ſeht nur Eine Quelle ſpringen,
Und dieſe ſtopft ihr zu im Nu
Und denkt, es wird uns jetzt gelingen,
Wir ſtopften ja die Quelle zu.
Ihr hohen Herrn und Herrendiener!
So wollt ihr ſchützen Kirch' und Staat?
Ihr macht's ja grade wie der Wiener,
Der auf die Donauquelle trat.
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