Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Reime. Mel. Warum bist du denn so traurig? Manches ist nicht sympathetisch, Wenns auch reimt wie Eis und heiß; Doch die Sprache reimt prophetisch, Was kein Geist zu reimen weiß. Reußen, Preußen sind verbunden Oeffentlich und insgeheim -- O wer hat den Reim erfunden, Diesen bösen deutschen Reim! Slaven, Sklaven reimt noch schlimmer, Doch das trifft nur sie allein: Slaven waren Sklaven immer, Wollen immer Sklaven sein. Ohne Reim steht noch der Deutsche Rein wie eine Jungfrau da, Aber seht es kommt die Peitsche Leider ihm schon ziemlich nah. Reime. Mel. Warum biſt du denn ſo traurig? Manches iſt nicht ſympathetiſch, Wenns auch reimt wie Eis und heiß; Doch die Sprache reimt prophetiſch, Was kein Geiſt zu reimen weiß. Reußen, Preußen ſind verbunden Oeffentlich und insgeheim — O wer hat den Reim erfunden, Dieſen böſen deutſchen Reim! Slaven, Sklaven reimt noch ſchlimmer, Doch das trifft nur ſie allein: Slaven waren Sklaven immer, Wollen immer Sklaven ſein. Ohne Reim ſteht noch der Deutſche Rein wie eine Jungfrau da, Aber ſeht es kommt die Peitſche Leider ihm ſchon ziemlich nah. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="141" facs="#f0161"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reime.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">Mel. Warum biſt du denn ſo traurig?<lb/> Bin ich aller Freuden voll.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Manches iſt nicht ſympathetiſch,</l><lb/> <l>Wenns auch reimt wie <hi rendition="#g">Eis</hi> und <hi rendition="#g">heiß</hi>;</l><lb/> <l>Doch die Sprache reimt prophetiſch,</l><lb/> <l>Was kein Geiſt zu reimen weiß.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Reußen, Preußen ſind verbunden</l><lb/> <l>Oeffentlich und insgeheim —</l><lb/> <l>O wer hat den Reim erfunden,</l><lb/> <l>Dieſen böſen deutſchen Reim!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Slaven, Sklaven reimt noch ſchlimmer,</l><lb/> <l>Doch das trifft nur ſie allein:</l><lb/> <l>Slaven waren Sklaven immer,</l><lb/> <l>Wollen immer Sklaven ſein.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ohne Reim ſteht noch der Deutſche</l><lb/> <l>Rein wie eine Jungfrau da,</l><lb/> <l>Aber ſeht es kommt die <hi rendition="#g">Peitſche</hi></l><lb/> <l>Leider ihm ſchon ziemlich nah.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0161]
Reime.
Mel. Warum biſt du denn ſo traurig?
Bin ich aller Freuden voll.
Manches iſt nicht ſympathetiſch,
Wenns auch reimt wie Eis und heiß;
Doch die Sprache reimt prophetiſch,
Was kein Geiſt zu reimen weiß.
Reußen, Preußen ſind verbunden
Oeffentlich und insgeheim —
O wer hat den Reim erfunden,
Dieſen böſen deutſchen Reim!
Slaven, Sklaven reimt noch ſchlimmer,
Doch das trifft nur ſie allein:
Slaven waren Sklaven immer,
Wollen immer Sklaven ſein.
Ohne Reim ſteht noch der Deutſche
Rein wie eine Jungfrau da,
Aber ſeht es kommt die Peitſche
Leider ihm ſchon ziemlich nah.
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/161>, abgerufen am 03.03.2025. |