Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Der eine wäre mein Minister Für's Budjet und die Kabbala, Er lehrte dann die Herrn Philister, Wie sie einstimmig sprächen: Ja. Er sollte darthun in Sermonen Begreiflich für ein jedes Kind, Daß Volk und Constitutionen Nicht viel, gar nichts, nur Mythen sind. Den andern würd' ich nur verwenden, Wenn's Aufruhr gäb' und Mord und Brand, Er würde mit der Geig' in Händen Gleich bändigen das ganze Land. Trotzdem hab' ich in unsern Tagen Vor keinem Strauße Furcht und Graun: Die Zeit hat einen Straußenmagen, Wird auch den Doctor Strauß verdaun. Der eine wäre mein Miniſter Für's Budjet und die Kabbala, Er lehrte dann die Herrn Philiſter, Wie ſie einſtimmig ſprächen: Ja. Er ſollte darthun in Sermonen Begreiflich für ein jedes Kind, Daß Volk und Conſtitutionen Nicht viel, gar nichts, nur Mythen ſind. Den andern würd' ich nur verwenden, Wenn's Aufruhr gäb' und Mord und Brand, Er würde mit der Geig' in Händen Gleich bändigen das ganze Land. Trotzdem hab' ich in unſern Tagen Vor keinem Strauße Furcht und Graun: Die Zeit hat einen Straußenmagen, Wird auch den Doctor Strauß verdaun. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0090" n="72"/> <lg n="5"> <l>Der eine wäre mein Miniſter</l><lb/> <l>Für's Budjet und die Kabbala,</l><lb/> <l>Er lehrte dann die Herrn Philiſter,</l><lb/> <l>Wie ſie einſtimmig ſprächen: <hi rendition="#g">Ja</hi>.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Er ſollte darthun in Sermonen</l><lb/> <l>Begreiflich für ein jedes Kind,</l><lb/> <l>Daß Volk und Conſtitutionen</l><lb/> <l>Nicht viel, gar nichts, nur Mythen ſind.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Den andern würd' ich nur verwenden,</l><lb/> <l>Wenn's Aufruhr gäb' und Mord und Brand,</l><lb/> <l>Er würde mit der Geig' in Händen</l><lb/> <l>Gleich bändigen das ganze Land.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Trotzdem hab' ich in unſern Tagen</l><lb/> <l>Vor keinem Strauße Furcht und Graun:</l><lb/> <l>Die Zeit hat einen Straußenmagen,</l><lb/> <l>Wird auch den Doctor Strauß verdaun.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0090]
Der eine wäre mein Miniſter
Für's Budjet und die Kabbala,
Er lehrte dann die Herrn Philiſter,
Wie ſie einſtimmig ſprächen: Ja.
Er ſollte darthun in Sermonen
Begreiflich für ein jedes Kind,
Daß Volk und Conſtitutionen
Nicht viel, gar nichts, nur Mythen ſind.
Den andern würd' ich nur verwenden,
Wenn's Aufruhr gäb' und Mord und Brand,
Er würde mit der Geig' in Händen
Gleich bändigen das ganze Land.
Trotzdem hab' ich in unſern Tagen
Vor keinem Strauße Furcht und Graun:
Die Zeit hat einen Straußenmagen,
Wird auch den Doctor Strauß verdaun.
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/90>, abgerufen am 20.07.2024. |