Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Licht und Schatten. -- so wäre es vielleicht manchem Schrifsteller vomFichte, Reden an die deutsche Nation. (Berlin 1808.) S. 12. Freilich, Luthers Zeiten hatten Schatten mehr, viel mehr als Licht, Und man ließ der Welt den Schatten, Doch das Licht verbot man nicht. Zwar noch heut' ist frei der Schatten, Aber nicht des Lichtes Schein; Licht will man uns wohl verstatten, Doch zum Schattenspiel allein. Jene finstern Zeiten kannten
Keine -- -- sche Censur: Und ihr hellen Protestanten Rühmt euch geistiger Cultur?! Licht und Schatten. — ſo wäre es vielleicht manchem Schrifſteller vomFichte, Reden an die deutſche Nation. (Berlin 1808.) S. 12. Freilich, Luthers Zeiten hatten Schatten mehr, viel mehr als Licht, Und man ließ der Welt den Schatten, Doch das Licht verbot man nicht. Zwar noch heut' iſt frei der Schatten, Aber nicht des Lichtes Schein; Licht will man uns wohl verſtatten, Doch zum Schattenſpiel allein. Jene finſtern Zeiten kannten
Keine — — ſche Cenſur: Und ihr hellen Proteſtanten Rühmt euch geiſtiger Cultur?! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="87" facs="#f0105"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Licht und Schatten.</hi><lb/> </head> <cit> <quote> <hi rendition="#et">— ſo wäre es vielleicht manchem Schrifſteller vom<lb/> Anfang des 19, Jahrhundert's in <hi rendition="#g">proteſtantiſchen</hi><lb/> Ländern nicht zu verdenken, wenn er ſich einen ſchick¬<lb/> lichen und beſcheidenen Theil von derjenige Preßfreiheit<lb/> wünſchte, welche die <hi rendition="#g">Päpfſte</hi> zu Anfange des 16. ohne<lb/> Bedenken allgemein zugeſtanden haben.</hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right">Fichte, Reden an die deutſche Nation.<lb/> (Berlin 1808.) S. 12.</hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Freilich, Luthers Zeiten hatten</l><lb/> <l>Schatten mehr, viel mehr als Licht,</l><lb/> <l>Und man ließ der Welt den Schatten,</l><lb/> <l>Doch das Licht verbot man nicht.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zwar noch heut' iſt frei der Schatten,</l><lb/> <l>Aber nicht des Lichtes Schein;</l><lb/> <l>Licht will man uns wohl verſtatten,</l><lb/> <l>Doch zum Schattenſpiel allein.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Jene finſtern Zeiten kannten</l><lb/> <l>Keine — — ſche Cenſur:</l><lb/> <l>Und ihr hellen Proteſtanten</l><lb/> <l>Rühmt euch geiſtiger Cultur?!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0105]
Licht und Schatten.
— ſo wäre es vielleicht manchem Schrifſteller vom
Anfang des 19, Jahrhundert's in proteſtantiſchen
Ländern nicht zu verdenken, wenn er ſich einen ſchick¬
lichen und beſcheidenen Theil von derjenige Preßfreiheit
wünſchte, welche die Päpfſte zu Anfange des 16. ohne
Bedenken allgemein zugeſtanden haben.
Fichte, Reden an die deutſche Nation.
(Berlin 1808.) S. 12.
Freilich, Luthers Zeiten hatten
Schatten mehr, viel mehr als Licht,
Und man ließ der Welt den Schatten,
Doch das Licht verbot man nicht.
Zwar noch heut' iſt frei der Schatten,
Aber nicht des Lichtes Schein;
Licht will man uns wohl verſtatten,
Doch zum Schattenſpiel allein.
Jene finſtern Zeiten kannten
Keine — — ſche Cenſur:
Und ihr hellen Proteſtanten
Rühmt euch geiſtiger Cultur?!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/105 |
Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/105>, abgerufen am 03.03.2025. |