Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Die Patrioten. Nunc patimur longae pacis mala.Juvenalis 6, 291. Ich saß in einer alten Schenke, Verräuchert waren Tisch' und Bänke, Kaum sah man Ohren, Aug' und Nase, Ein jeder saß vor seinem Glase. Und als sie so im Zwielichtscheine Still saßen da bei ihrem Weine, Da ward es Zwielicht auch in ihnen, Daß sie sich selber hell erschienen. Die Augen funkelten wie Blitze, Sie rückten schnell von ihrem Sitze, Sie wurden laut und immer lauter, Vertrauter dann und noch vertrauter. Wie sie aus voller Kehle sangen!
Und wie die Gläser hell erklangen! "Gesegnet sei die gute Stunde!" So scholl es laut von jedem Munde. Die Patrioten. Nunc patimur longae pacis mala.Juvenalis 6, 291. Ich ſaß in einer alten Schenke, Verräuchert waren Tiſch' und Bänke, Kaum ſah man Ohren, Aug' und Naſe, Ein jeder ſaß vor ſeinem Glaſe. Und als ſie ſo im Zwielichtſcheine Still ſaßen da bei ihrem Weine, Da ward es Zwielicht auch in ihnen, Daß ſie ſich ſelber hell erſchienen. Die Augen funkelten wie Blitze, Sie rückten ſchnell von ihrem Sitze, Sie wurden laut und immer lauter, Vertrauter dann und noch vertrauter. Wie ſie aus voller Kehle ſangen!
Und wie die Gläſer hell erklangen! „Geſegnet ſei die gute Stunde!“ So ſcholl es laut von jedem Munde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="82" facs="#f0100"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Patrioten.</hi><lb/> </head> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Nunc patimur longae pacis mala.</hi> </hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq #i">Juvenalis 6, 291.</hi> </hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſaß in einer alten Schenke,</l><lb/> <l>Verräuchert waren Tiſch' und Bänke,</l><lb/> <l>Kaum ſah man Ohren, Aug' und Naſe,</l><lb/> <l>Ein jeder ſaß vor ſeinem Glaſe.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und als ſie ſo im Zwielichtſcheine</l><lb/> <l>Still ſaßen da bei ihrem Weine,</l><lb/> <l>Da ward es Zwielicht auch in ihnen,</l><lb/> <l>Daß ſie ſich ſelber hell erſchienen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Die Augen funkelten wie Blitze,</l><lb/> <l>Sie rückten ſchnell von ihrem Sitze,</l><lb/> <l>Sie wurden laut und immer lauter,</l><lb/> <l>Vertrauter dann und noch vertrauter.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wie ſie aus voller Kehle ſangen!</l><lb/> <l>Und wie die Gläſer hell erklangen!</l><lb/> <l>„Geſegnet ſei die gute Stunde!“</l><lb/> <l>So ſcholl es laut von jedem Munde.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0100]
Die Patrioten.
Nunc patimur longae pacis mala.
Juvenalis 6, 291.
Ich ſaß in einer alten Schenke,
Verräuchert waren Tiſch' und Bänke,
Kaum ſah man Ohren, Aug' und Naſe,
Ein jeder ſaß vor ſeinem Glaſe.
Und als ſie ſo im Zwielichtſcheine
Still ſaßen da bei ihrem Weine,
Da ward es Zwielicht auch in ihnen,
Daß ſie ſich ſelber hell erſchienen.
Die Augen funkelten wie Blitze,
Sie rückten ſchnell von ihrem Sitze,
Sie wurden laut und immer lauter,
Vertrauter dann und noch vertrauter.
Wie ſie aus voller Kehle ſangen!
Und wie die Gläſer hell erklangen!
„Geſegnet ſei die gute Stunde!“
So ſcholl es laut von jedem Munde.
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/100>, abgerufen am 03.03.2025. |