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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Herrschaft allein im Hause seid. Macht mir nur getrost auf, befürchtet Nichts. Ich muß durchaus mit Eurem Fräulein sprechen, noch in dieser Minute. Wo denkt Ihr hin, erwiderte die Martiniere, mein Fräulein wollt Ihr sprechen mitten in der Nacht? Wißt Ihr denn nicht, daß sie längst schläft, und daß ich sie um keinen Preis wecken werde aus dem ersten süßesten Schlummer, dessen sie in ihren Jahren wohl bedarf? -- Ich weiß, sprach der Untenstehende, ich weiß, daß Euer Fräulein soeben das Manuscript ihres Romans, Clelia geheißen, an dem sie rastlos arbeitet, bei Seite gelegt hat und jetzt noch einige Verse aufschreibt, die sie morgen bei der Marquise de Maintenon vorzulesen gedenkt. Ich beschwöre Euch, Frau Martiniere, habt die Barmherzigkeit und öffnet mir die Thüre. Wißt, daß es darauf ankommt, einen Unglücklichen vom Verderben zu retten, wißt, daß Ehre, Freiheit, ja das Leben eines Menschen abhängt von diesem Augenblick, in dem ich Euer Fräulein sprechen muß. Bedenkt, daß Eurer Gebieterin Zorn ewig auf Euch lasten würde, wenn Sie erführe, daß Ihr es wäret, die den Unglücklichen, welcher kam, ihre Hülfe zu erflehen, hartherzig von der Thüre wies. -- Aber warum sprecht Ihr denn meines Fräuleins Mitleid an in dieser ungewöhnlichen Stunde? Kommt Morgen zu guter Zeit wieder, so sprach die Martiniere herab; da erwiderte der unten: Kehrt sich denn das Schicksal, wenn es verderbend wie der tödtende Blitz einschlägt, an Zeit und Stunde? Darf, wenn nur ein Augenblick Rettung noch

Herrschaft allein im Hause seid. Macht mir nur getrost auf, befürchtet Nichts. Ich muß durchaus mit Eurem Fräulein sprechen, noch in dieser Minute. Wo denkt Ihr hin, erwiderte die Martiniere, mein Fräulein wollt Ihr sprechen mitten in der Nacht? Wißt Ihr denn nicht, daß sie längst schläft, und daß ich sie um keinen Preis wecken werde aus dem ersten süßesten Schlummer, dessen sie in ihren Jahren wohl bedarf? — Ich weiß, sprach der Untenstehende, ich weiß, daß Euer Fräulein soeben das Manuscript ihres Romans, Clelia geheißen, an dem sie rastlos arbeitet, bei Seite gelegt hat und jetzt noch einige Verse aufschreibt, die sie morgen bei der Marquise de Maintenon vorzulesen gedenkt. Ich beschwöre Euch, Frau Martiniere, habt die Barmherzigkeit und öffnet mir die Thüre. Wißt, daß es darauf ankommt, einen Unglücklichen vom Verderben zu retten, wißt, daß Ehre, Freiheit, ja das Leben eines Menschen abhängt von diesem Augenblick, in dem ich Euer Fräulein sprechen muß. Bedenkt, daß Eurer Gebieterin Zorn ewig auf Euch lasten würde, wenn Sie erführe, daß Ihr es wäret, die den Unglücklichen, welcher kam, ihre Hülfe zu erflehen, hartherzig von der Thüre wies. — Aber warum sprecht Ihr denn meines Fräuleins Mitleid an in dieser ungewöhnlichen Stunde? Kommt Morgen zu guter Zeit wieder, so sprach die Martiniere herab; da erwiderte der unten: Kehrt sich denn das Schicksal, wenn es verderbend wie der tödtende Blitz einschlägt, an Zeit und Stunde? Darf, wenn nur ein Augenblick Rettung noch

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[0013] Herrschaft allein im Hause seid. Macht mir nur getrost auf, befürchtet Nichts. Ich muß durchaus mit Eurem Fräulein sprechen, noch in dieser Minute. Wo denkt Ihr hin, erwiderte die Martiniere, mein Fräulein wollt Ihr sprechen mitten in der Nacht? Wißt Ihr denn nicht, daß sie längst schläft, und daß ich sie um keinen Preis wecken werde aus dem ersten süßesten Schlummer, dessen sie in ihren Jahren wohl bedarf? — Ich weiß, sprach der Untenstehende, ich weiß, daß Euer Fräulein soeben das Manuscript ihres Romans, Clelia geheißen, an dem sie rastlos arbeitet, bei Seite gelegt hat und jetzt noch einige Verse aufschreibt, die sie morgen bei der Marquise de Maintenon vorzulesen gedenkt. Ich beschwöre Euch, Frau Martiniere, habt die Barmherzigkeit und öffnet mir die Thüre. Wißt, daß es darauf ankommt, einen Unglücklichen vom Verderben zu retten, wißt, daß Ehre, Freiheit, ja das Leben eines Menschen abhängt von diesem Augenblick, in dem ich Euer Fräulein sprechen muß. Bedenkt, daß Eurer Gebieterin Zorn ewig auf Euch lasten würde, wenn Sie erführe, daß Ihr es wäret, die den Unglücklichen, welcher kam, ihre Hülfe zu erflehen, hartherzig von der Thüre wies. — Aber warum sprecht Ihr denn meines Fräuleins Mitleid an in dieser ungewöhnlichen Stunde? Kommt Morgen zu guter Zeit wieder, so sprach die Martiniere herab; da erwiderte der unten: Kehrt sich denn das Schicksal, wenn es verderbend wie der tödtende Blitz einschlägt, an Zeit und Stunde? Darf, wenn nur ein Augenblick Rettung noch

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:42:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:42:57Z)

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/13>, abgerufen am 24.11.2024.