Alles an. Die Zigeuner blieben ganz gleichgül¬ tig und ruhig, sie wurden nun abgelöst von der Kette, und einzeln gefesselt in die Schloßgefängnisse geworfen. Am andern Morgen ließ der Graf von Z. die Gemeinde versammeln, die Zigeuner wurden vorgeführt, der Graf erklärte laut, daß sie ganz unschuldig wären an allen Räubereien, die in der Gegend verübt, und daß er ihnen freien Durchzug durch sein Gebiet verstatte, worauf sie entfesselt und zum Erstaunen aller mit Pässen wohl versehen entlassen wurden. Das rothe Weib wurde ver¬ mißt. Man wollte wissen, daß der Zigeunerhaupt¬ mann, kenntlich an den goldnen Ketten um den Hals und dem rothen Federbusch an dem spanisch niedergekrempten Hut, Nachts auf dem Zimmer des Barons gewesen. Einige Zeit nachher ward es unbezweifelt dargethan, daß die Zigeuner an dem Rauben und Morden in dem Gebiet umher in der That auch nicht den mindesten Antheil hatten. -- Gabriele's Hochzeit rückte heran, mit Erstau¬ nen bemerkte sie eines Tages, daß mehrere Rüst¬
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Alles an. Die Zigeuner blieben ganz gleichguͤl¬ tig und ruhig, ſie wurden nun abgeloͤſt von der Kette, und einzeln gefeſſelt in die Schloßgefaͤngniſſe geworfen. Am andern Morgen ließ der Graf von Z. die Gemeinde verſammeln, die Zigeuner wurden vorgefuͤhrt, der Graf erklaͤrte laut, daß ſie ganz unſchuldig waͤren an allen Raͤubereien, die in der Gegend veruͤbt, und daß er ihnen freien Durchzug durch ſein Gebiet verſtatte, worauf ſie entfeſſelt und zum Erſtaunen aller mit Paͤſſen wohl verſehen entlaſſen wurden. Das rothe Weib wurde ver¬ mißt. Man wollte wiſſen, daß der Zigeunerhaupt¬ mann, kenntlich an den goldnen Ketten um den Hals und dem rothen Federbuſch an dem ſpaniſch niedergekrempten Hut, Nachts auf dem Zimmer des Barons geweſen. Einige Zeit nachher ward es unbezweifelt dargethan, daß die Zigeuner an dem Rauben und Morden in dem Gebiet umher in der That auch nicht den mindeſten Antheil hatten. — Gabriele's Hochzeit ruͤckte heran, mit Erſtau¬ nen bemerkte ſie eines Tages, daß mehrere Ruͤſt¬
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Alles an. Die Zigeuner blieben ganz gleichguͤl¬
tig und ruhig, ſie wurden nun abgeloͤſt von der
Kette, und einzeln gefeſſelt in die Schloßgefaͤngniſſe
geworfen. Am andern Morgen ließ der Graf von
Z. die Gemeinde verſammeln, die Zigeuner wurden
vorgefuͤhrt, der Graf erklaͤrte laut, daß ſie ganz
unſchuldig waͤren an allen Raͤubereien, die in der
Gegend veruͤbt, und daß er ihnen freien Durchzug
durch ſein Gebiet verſtatte, worauf ſie entfeſſelt
und zum Erſtaunen aller mit Paͤſſen wohl verſehen
entlaſſen wurden. Das rothe Weib wurde ver¬
mißt. Man wollte wiſſen, daß der Zigeunerhaupt¬
mann, kenntlich an den goldnen Ketten um den
Hals und dem rothen Federbuſch an dem ſpaniſch
niedergekrempten Hut, Nachts auf dem Zimmer
des Barons geweſen. Einige Zeit nachher ward
es unbezweifelt dargethan, daß die Zigeuner an
dem Rauben und Morden in dem Gebiet umher in
der That auch nicht den mindeſten Antheil hatten.
— Gabriele's Hochzeit ruͤckte heran, mit Erſtau¬
nen bemerkte ſie eines Tages, daß mehrere Ruͤſt¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/75>, abgerufen am 24.11.2024.
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