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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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ab, runzelte mißmüthig die Stirn und sprach: "Ich
wette, der Mensch will wieder alles auf gewöhnli¬
che Manier erklären, aber das soll ihm schwer
werden, nicht wahr, Hofräthchen? -- wir verste¬
hen uns auf Erscheinungen! -- Ich wollt' nur,
ich hätte meinen Turban und meinen Pelz!" --
Dies wünschend pfiff er sehr stark auf einer kleinen
silbernen Pfeife, die er beständig bei sich trug, und
sogleich brachte auch ein Mohr aus seinem Gefolge
beides, Turban und Pelz. Bald darauf trat die
Geheime Räthin Foerd hinein, ihr folgte der Ge¬
heime Rath mit Julien. Der Hofrath raffte sich
auf, und in den Versicherungen, daß ihm wieder
ganz wohl geworden, wurde er es wirklich. Er bat,
des ganzen Vorfalls zu vergessen, und eben wollten
alle bis auf Exter, der sich in seiner türkischen Klei¬
dung auf's Sopha gestreckt, und aus einer übermäßig
langen Pfeife, deren Kopf, auf Räder gestellt, am Bo¬
den hin und herschurrte, Tabak schmauchte und Kaffee
trank, in den Saal zurückkehren, als die Thür aufging,
und Rixendorf hastig hereintrat. An der Hand hielt er
einen jungen Menschen in alttatarischer Kleidung.
Es war Max, bei dessen Anblick der Hofrath er¬
starrte. "Sieh hier dein Ich, dein Traumbild,"
hub Rixendorf an: "es ist mein Werk, daß mein

ab, runzelte mißmuͤthig die Stirn und ſprach: „Ich
wette, der Menſch will wieder alles auf gewoͤhnli¬
che Manier erklaͤren, aber das ſoll ihm ſchwer
werden, nicht wahr, Hofraͤthchen? — wir verſte¬
hen uns auf Erſcheinungen! — Ich wollt' nur,
ich haͤtte meinen Turban und meinen Pelz!“ —
Dies wuͤnſchend pfiff er ſehr ſtark auf einer kleinen
ſilbernen Pfeife, die er beſtaͤndig bei ſich trug, und
ſogleich brachte auch ein Mohr aus ſeinem Gefolge
beides, Turban und Pelz. Bald darauf trat die
Geheime Raͤthin Foerd hinein, ihr folgte der Ge¬
heime Rath mit Julien. Der Hofrath raffte ſich
auf, und in den Verſicherungen, daß ihm wieder
ganz wohl geworden, wurde er es wirklich. Er bat,
des ganzen Vorfalls zu vergeſſen, und eben wollten
alle bis auf Exter, der ſich in ſeiner tuͤrkiſchen Klei¬
dung auf's Sopha geſtreckt, und aus einer uͤbermaͤßig
langen Pfeife, deren Kopf, auf Raͤder geſtellt, am Bo¬
den hin und herſchurrte, Tabak ſchmauchte und Kaffee
trank, in den Saal zuruͤckkehren, als die Thuͤr aufging,
und Rixendorf haſtig hereintrat. An der Hand hielt er
einen jungen Menſchen in alttatariſcher Kleidung.
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[365/0373] ab, runzelte mißmuͤthig die Stirn und ſprach: „Ich wette, der Menſch will wieder alles auf gewoͤhnli¬ che Manier erklaͤren, aber das ſoll ihm ſchwer werden, nicht wahr, Hofraͤthchen? — wir verſte¬ hen uns auf Erſcheinungen! — Ich wollt' nur, ich haͤtte meinen Turban und meinen Pelz!“ — Dies wuͤnſchend pfiff er ſehr ſtark auf einer kleinen ſilbernen Pfeife, die er beſtaͤndig bei ſich trug, und ſogleich brachte auch ein Mohr aus ſeinem Gefolge beides, Turban und Pelz. Bald darauf trat die Geheime Raͤthin Foerd hinein, ihr folgte der Ge¬ heime Rath mit Julien. Der Hofrath raffte ſich auf, und in den Verſicherungen, daß ihm wieder ganz wohl geworden, wurde er es wirklich. Er bat, des ganzen Vorfalls zu vergeſſen, und eben wollten alle bis auf Exter, der ſich in ſeiner tuͤrkiſchen Klei¬ dung auf's Sopha geſtreckt, und aus einer uͤbermaͤßig langen Pfeife, deren Kopf, auf Raͤder geſtellt, am Bo¬ den hin und herſchurrte, Tabak ſchmauchte und Kaffee trank, in den Saal zuruͤckkehren, als die Thuͤr aufging, und Rixendorf haſtig hereintrat. An der Hand hielt er einen jungen Menſchen in alttatariſcher Kleidung. Es war Max, bei deſſen Anblick der Hofrath er¬ ſtarrte. „Sieh hier dein Ich, dein Traumbild,“ hub Rixendorf an: „es iſt mein Werk, daß mein

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/373>, abgerufen am 25.11.2024.