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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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zeit -- ein Liebespaar -- Prügel -- was soll
das dann werden?" -- So rief es von allen Sei¬
ten. "Erlauben Sie," fuhr Willibald fort, "er¬
lauben Sie, Hochzuverehrende! zu bemerken, daß,
um mit dem berühmten Weber Zettel zu reden, in
dieser Komödie von Johann und Jettchen Dinge
vorkommen, die nimmermehr gefallen werden. --
Es könnte sogar wider den feinsten Anstand gesün¬
digt werden." "Sie werden's schon einzurichten
wissen, lieber Herr Willibald," sprach die alte
Stiftsräthin von Krain, indem sie ihn auf die
Schulter klopfte, "ich für meinen Theil kann einen
Puff vertragen." -- "Der Schreiber Max," er¬
zählte Willibald weiter, "setzte sich andern Tages
hin, nahm ein großes schönes Blatt Velinpapier,
Bleifeder und Tusche, und zeichnete mit der vollen¬
detsten Wahrheit einen großen stattlichen Ziegen¬
bock hin. Die Physiognomie dieses wunderbaren
Thiers gab jedem Physiognomen reichlichen Stoff
zum Studium. In dem Blick der geistreichen Au¬
gen lag etwas Ueberschwengliches, wiewohl um das
Maul und um den Bart herum einige Convul¬
sionen zitternd zu spielen schienen. Das Ganze
zeugte von innerer unaussprechlicher Qual. In
der That war auch der gute Bock beschäftigt, auf

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zeit — ein Liebespaar — Pruͤgel — was ſoll
das dann werden?“ — So rief es von allen Sei¬
ten. „Erlauben Sie,“ fuhr Willibald fort, „er¬
lauben Sie, Hochzuverehrende! zu bemerken, daß,
um mit dem beruͤhmten Weber Zettel zu reden, in
dieſer Komoͤdie von Johann und Jettchen Dinge
vorkommen, die nimmermehr gefallen werden. —
Es koͤnnte ſogar wider den feinſten Anſtand geſuͤn¬
digt werden.“ „Sie werden's ſchon einzurichten
wiſſen, lieber Herr Willibald,“ ſprach die alte
Stiftsraͤthin von Krain, indem ſie ihn auf die
Schulter klopfte, „ich fuͤr meinen Theil kann einen
Puff vertragen.“ — „Der Schreiber Max,“ er¬
zaͤhlte Willibald weiter, „ſetzte ſich andern Tages
hin, nahm ein großes ſchoͤnes Blatt Velinpapier,
Bleifeder und Tuſche, und zeichnete mit der vollen¬
detſten Wahrheit einen großen ſtattlichen Ziegen¬
bock hin. Die Phyſiognomie dieſes wunderbaren
Thiers gab jedem Phyſiognomen reichlichen Stoff
zum Studium. In dem Blick der geiſtreichen Au¬
gen lag etwas Ueberſchwengliches, wiewohl um das
Maul und um den Bart herum einige Convul¬
ſionen zitternd zu ſpielen ſchienen. Das Ganze
zeugte von innerer unausſprechlicher Qual. In
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[355/0363] zeit — ein Liebespaar — Pruͤgel — was ſoll das dann werden?“ — So rief es von allen Sei¬ ten. „Erlauben Sie,“ fuhr Willibald fort, „er¬ lauben Sie, Hochzuverehrende! zu bemerken, daß, um mit dem beruͤhmten Weber Zettel zu reden, in dieſer Komoͤdie von Johann und Jettchen Dinge vorkommen, die nimmermehr gefallen werden. — Es koͤnnte ſogar wider den feinſten Anſtand geſuͤn¬ digt werden.“ „Sie werden's ſchon einzurichten wiſſen, lieber Herr Willibald,“ ſprach die alte Stiftsraͤthin von Krain, indem ſie ihn auf die Schulter klopfte, „ich fuͤr meinen Theil kann einen Puff vertragen.“ — „Der Schreiber Max,“ er¬ zaͤhlte Willibald weiter, „ſetzte ſich andern Tages hin, nahm ein großes ſchoͤnes Blatt Velinpapier, Bleifeder und Tuſche, und zeichnete mit der vollen¬ detſten Wahrheit einen großen ſtattlichen Ziegen¬ bock hin. Die Phyſiognomie dieſes wunderbaren Thiers gab jedem Phyſiognomen reichlichen Stoff zum Studium. In dem Blick der geiſtreichen Au¬ gen lag etwas Ueberſchwengliches, wiewohl um das Maul und um den Bart herum einige Convul¬ ſionen zitternd zu ſpielen ſchienen. Das Ganze zeugte von innerer unausſprechlicher Qual. In der That war auch der gute Bock beſchaͤftigt, auf Z 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/363>, abgerufen am 24.11.2024.