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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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an Werth; darauf zog das Weib einen kleinen
Sapphir vom Finger und drang ihn Extern auf mit
der Versicherung, es sey ein theures ererbtes Fami¬
lienstück, das nur durch Exters That gewonnen
werden könne. Exter nahm den Ring, der ihm
von geringem Werthe schien und erstaunte nicht we¬
nig, als er später durch eine kaum sichtbare arabi¬
sche Inschrift an des Ringes Reif belehrt wurde,
daß er des großen Alis Siegelring am Finger trage,
mit dem er jetzt zuweilen Mahomeds Tauben heran¬
lockt und mit ihnen konversirt. "Das sind ganz er¬
staunliche Dinge," rief Ernst lachend, "doch laß'
uns sehen, was dort in dem geschlossenen Kreise vor¬
geht, in dessen Mitte ein klein Ding, wie ein kar¬
tesianisches Teufelchen, auf- und niedergaukelt und
quinkelirt" -- Die Freunde traten auf einen run¬
den Rasenplatz, rings umher saßen alte und junge
Herren und Damen, in der Mitte sprang ein sehr
bunt gekleidetes, kaum vier Fuß hohes Dämchen,
mit einem etwas zu großen Apfelköpfchen umher,
und schnippte mit den Fingerchen und sang
mit einem ganz kleinen, dünnen Stimmchen:

an Werth; darauf zog das Weib einen kleinen
Sapphir vom Finger und drang ihn Extern auf mit
der Verſicherung, es ſey ein theures ererbtes Fami¬
lienſtuͤck, das nur durch Exters That gewonnen
werden koͤnne. Exter nahm den Ring, der ihm
von geringem Werthe ſchien und erſtaunte nicht we¬
nig, als er ſpaͤter durch eine kaum ſichtbare arabi¬
ſche Inſchrift an des Ringes Reif belehrt wurde,
daß er des großen Alis Siegelring am Finger trage,
mit dem er jetzt zuweilen Mahomeds Tauben heran¬
lockt und mit ihnen konverſirt. „Das ſind ganz er¬
ſtaunliche Dinge,“ rief Ernſt lachend, „doch laß'
uns ſehen, was dort in dem geſchloſſenen Kreiſe vor¬
geht, in deſſen Mitte ein klein Ding, wie ein kar¬
teſianiſches Teufelchen, auf- und niedergaukelt und
quinkelirt“ — Die Freunde traten auf einen run¬
den Raſenplatz, rings umher ſaßen alte und junge
Herren und Damen, in der Mitte ſprang ein ſehr
bunt gekleidetes, kaum vier Fuß hohes Daͤmchen,
mit einem etwas zu großen Apfelkoͤpfchen umher,
und ſchnippte mit den Fingerchen und ſang
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[347/0355] an Werth; darauf zog das Weib einen kleinen Sapphir vom Finger und drang ihn Extern auf mit der Verſicherung, es ſey ein theures ererbtes Fami¬ lienſtuͤck, das nur durch Exters That gewonnen werden koͤnne. Exter nahm den Ring, der ihm von geringem Werthe ſchien und erſtaunte nicht we¬ nig, als er ſpaͤter durch eine kaum ſichtbare arabi¬ ſche Inſchrift an des Ringes Reif belehrt wurde, daß er des großen Alis Siegelring am Finger trage, mit dem er jetzt zuweilen Mahomeds Tauben heran¬ lockt und mit ihnen konverſirt. „Das ſind ganz er¬ ſtaunliche Dinge,“ rief Ernſt lachend, „doch laß' uns ſehen, was dort in dem geſchloſſenen Kreiſe vor¬ geht, in deſſen Mitte ein klein Ding, wie ein kar¬ teſianiſches Teufelchen, auf- und niedergaukelt und quinkelirt“ — Die Freunde traten auf einen run¬ den Raſenplatz, rings umher ſaßen alte und junge Herren und Damen, in der Mitte ſprang ein ſehr bunt gekleidetes, kaum vier Fuß hohes Daͤmchen, mit einem etwas zu großen Apfelkoͤpfchen umher, und ſchnippte mit den Fingerchen und ſang mit einem ganz kleinen, duͤnnen Stimmchen:

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/355>, abgerufen am 23.11.2024.