weniger für ein Hinderniß halte, als gerade seine Verbindung mit Hermenegilda jenen Zustand enden würde. Die Fürstin versicherte ihm, daß Herme¬ negilda ihrem Stanislaus Treue bis in den Tod geschworen, jede andere Verbindung daher ver¬ werfen würde, übrigens befinde sie sich gar nicht mehr auf dem Schlosse. Da lachte Xaver laut auf und meinte, nur des Vaters Einwilligung bedürfe er; Hermenegilda's Herz rühren, das solle man nur ihm überlassen. Ganz erzürnt über des Jüng¬ lings ungestüme Zudringlichkeit erklärte Graf Ne¬ pomuk, daß er in diesem Augenblick vergebens auf seine Einwilligung hoffe und nur sogleich das Schloß verlassen möge. Graf Xaver sah ihn starr an, öff¬ nete die Thür des Vorsaals und rief hinaus, Woy¬ ciech solle den Mantelsack hereinbringen, die Pferde absatteln und in den Stall führen. Dann kam er ins Zimmer zurück, warf sich in den Lehnstuhl, der dicht am Fenster stand, und erklärte ruhig und ernst: Ehe er Hermenegilda gesehen und gesprochen, werde ihn nur off'ne Gewalt vom Schlosse weg¬
weniger fuͤr ein Hinderniß halte, als gerade ſeine Verbindung mit Hermenegilda jenen Zuſtand enden wuͤrde. Die Fuͤrſtin verſicherte ihm, daß Herme¬ negilda ihrem Stanislaus Treue bis in den Tod geſchworen, jede andere Verbindung daher ver¬ werfen wuͤrde, uͤbrigens befinde ſie ſich gar nicht mehr auf dem Schloſſe. Da lachte Xaver laut auf und meinte, nur des Vaters Einwilligung beduͤrfe er; Hermenegilda's Herz ruͤhren, das ſolle man nur ihm uͤberlaſſen. Ganz erzuͤrnt uͤber des Juͤng¬ lings ungeſtuͤme Zudringlichkeit erklaͤrte Graf Ne¬ pomuk, daß er in dieſem Augenblick vergebens auf ſeine Einwilligung hoffe und nur ſogleich das Schloß verlaſſen moͤge. Graf Xaver ſah ihn ſtarr an, oͤff¬ nete die Thuͤr des Vorſaals und rief hinaus, Woy¬ ciech ſolle den Mantelſack hereinbringen, die Pferde abſatteln und in den Stall fuͤhren. Dann kam er ins Zimmer zuruͤck, warf ſich in den Lehnſtuhl, der dicht am Fenſter ſtand, und erklaͤrte ruhig und ernſt: Ehe er Hermenegilda geſehen und geſprochen, werde ihn nur off'ne Gewalt vom Schloſſe weg¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0320"n="312"/>
weniger fuͤr ein Hinderniß halte, als gerade ſeine<lb/>
Verbindung mit Hermenegilda jenen Zuſtand enden<lb/>
wuͤrde. Die Fuͤrſtin verſicherte ihm, daß Herme¬<lb/>
negilda ihrem Stanislaus Treue bis in den Tod<lb/>
geſchworen, jede andere Verbindung daher ver¬<lb/>
werfen wuͤrde, uͤbrigens befinde ſie ſich gar nicht<lb/>
mehr auf dem Schloſſe. Da lachte Xaver laut auf<lb/>
und meinte, nur des Vaters Einwilligung beduͤrfe<lb/>
er; Hermenegilda's Herz ruͤhren, das ſolle man<lb/>
nur ihm uͤberlaſſen. Ganz erzuͤrnt uͤber des Juͤng¬<lb/>
lings ungeſtuͤme Zudringlichkeit erklaͤrte Graf Ne¬<lb/>
pomuk, daß er in dieſem Augenblick vergebens auf<lb/>ſeine Einwilligung hoffe und nur ſogleich das Schloß<lb/>
verlaſſen moͤge. Graf Xaver ſah ihn ſtarr an, oͤff¬<lb/>
nete die Thuͤr des Vorſaals und rief hinaus, Woy¬<lb/>
ciech ſolle den Mantelſack hereinbringen, die Pferde<lb/>
abſatteln und in den Stall fuͤhren. Dann kam er<lb/>
ins Zimmer zuruͤck, warf ſich in den Lehnſtuhl,<lb/>
der dicht am Fenſter ſtand, und erklaͤrte ruhig und<lb/>
ernſt: Ehe er Hermenegilda geſehen und geſprochen,<lb/>
werde ihn nur off'ne Gewalt vom Schloſſe weg¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[312/0320]
weniger fuͤr ein Hinderniß halte, als gerade ſeine
Verbindung mit Hermenegilda jenen Zuſtand enden
wuͤrde. Die Fuͤrſtin verſicherte ihm, daß Herme¬
negilda ihrem Stanislaus Treue bis in den Tod
geſchworen, jede andere Verbindung daher ver¬
werfen wuͤrde, uͤbrigens befinde ſie ſich gar nicht
mehr auf dem Schloſſe. Da lachte Xaver laut auf
und meinte, nur des Vaters Einwilligung beduͤrfe
er; Hermenegilda's Herz ruͤhren, das ſolle man
nur ihm uͤberlaſſen. Ganz erzuͤrnt uͤber des Juͤng¬
lings ungeſtuͤme Zudringlichkeit erklaͤrte Graf Ne¬
pomuk, daß er in dieſem Augenblick vergebens auf
ſeine Einwilligung hoffe und nur ſogleich das Schloß
verlaſſen moͤge. Graf Xaver ſah ihn ſtarr an, oͤff¬
nete die Thuͤr des Vorſaals und rief hinaus, Woy¬
ciech ſolle den Mantelſack hereinbringen, die Pferde
abſatteln und in den Stall fuͤhren. Dann kam er
ins Zimmer zuruͤck, warf ſich in den Lehnſtuhl,
der dicht am Fenſter ſtand, und erklaͤrte ruhig und
ernſt: Ehe er Hermenegilda geſehen und geſprochen,
werde ihn nur off'ne Gewalt vom Schloſſe weg¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/320>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.