staunt mich in einer Feldhütte zu befinden. Vor mir kniete er selbst -- mein Stanislaus. -- Ich umschlang ihn mit meinen Armen, ich drückte ihn an meine Brust -- Gelobt sey Gott, rief er, du lebst, du bist mein! -- Er sagte mir, ich sey gleich nach der Trauung in tiefe Ohnmacht gesunken, und ich thörigt Ding erinnerte mich jetzt erst, daß ja Pa¬ ter Cyprianus, den ich in diesem Augenblick erst zur Feldhütte hinausschreiten sah, uns ja eben in der nahen Kapelle unter dem Donner des Geschützes, unter dem wilden Toben der nahen Schlacht getraut hatte. Der goldne Trauring blinkte an meinem Finger. Die Seligkeit, mit der ich nun aufs neue den Gatten umarmte, war unbeschreiblich; nie ge¬ fühltes nahmenloses Entzücken des beglückten Wei¬ bes durchbebte mein Inneres -- mir schwanden die Sinne -- da wehte es mich an mit eiskaltem Frost -- Ich schlug die Augen auf -- entsetzlich! mitten im Gewühl der wilden Schlacht -- vor mir die brennende Feldhütte, aus der man mich wahrschein¬ lich gerettet! -- Stanislaus bedrängt von feindli¬
ſtaunt mich in einer Feldhuͤtte zu befinden. Vor mir kniete er ſelbſt — mein Stanislaus. — Ich umſchlang ihn mit meinen Armen, ich druͤckte ihn an meine Bruſt — Gelobt ſey Gott, rief er, du lebſt, du biſt mein! — Er ſagte mir, ich ſey gleich nach der Trauung in tiefe Ohnmacht geſunken, und ich thoͤrigt Ding erinnerte mich jetzt erſt, daß ja Pa¬ ter Cyprianus, den ich in dieſem Augenblick erſt zur Feldhuͤtte hinausſchreiten ſah, uns ja eben in der nahen Kapelle unter dem Donner des Geſchuͤtzes, unter dem wilden Toben der nahen Schlacht getraut hatte. Der goldne Trauring blinkte an meinem Finger. Die Seligkeit, mit der ich nun aufs neue den Gatten umarmte, war unbeſchreiblich; nie ge¬ fuͤhltes nahmenloſes Entzuͤcken des begluͤckten Wei¬ bes durchbebte mein Inneres — mir ſchwanden die Sinne — da wehte es mich an mit eiskaltem Froſt — Ich ſchlug die Augen auf — entſetzlich! mitten im Gewuͤhl der wilden Schlacht — vor mir die brennende Feldhuͤtte, aus der man mich wahrſchein¬ lich gerettet! — Stanislaus bedraͤngt von feindli¬
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ſtaunt mich in einer Feldhuͤtte zu befinden. Vor
mir kniete er ſelbſt — mein Stanislaus. — Ich
umſchlang ihn mit meinen Armen, ich druͤckte ihn
an meine Bruſt — Gelobt ſey Gott, rief er, du
lebſt, du biſt mein! — Er ſagte mir, ich ſey gleich
nach der Trauung in tiefe Ohnmacht geſunken, und
ich thoͤrigt Ding erinnerte mich jetzt erſt, daß ja Pa¬
ter Cyprianus, den ich in dieſem Augenblick erſt zur
Feldhuͤtte hinausſchreiten ſah, uns ja eben in der
nahen Kapelle unter dem Donner des Geſchuͤtzes,
unter dem wilden Toben der nahen Schlacht getraut
hatte. Der goldne Trauring blinkte an meinem
Finger. Die Seligkeit, mit der ich nun aufs neue
den Gatten umarmte, war unbeſchreiblich; nie ge¬
fuͤhltes nahmenloſes Entzuͤcken des begluͤckten Wei¬
bes durchbebte mein Inneres — mir ſchwanden die
Sinne — da wehte es mich an mit eiskaltem Froſt
— Ich ſchlug die Augen auf — entſetzlich! mitten
im Gewuͤhl der wilden Schlacht — vor mir die
brennende Feldhuͤtte, aus der man mich wahrſchein¬
lich gerettet! — Stanislaus bedraͤngt von feindli¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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