Gerichte, nicht befriedigt durch jene Erklärung Hubert's, außerdem die vollständige Legitimation Roderich's verlangten. V. bot dem Freiherrn die Wohnung in R. -- sitten an, und setzte hinzu: daß Hubert's Mutter und Schwester, durch seine schnelle Abreise in augenblickliche Verlegenheit ge¬ setzt, den stillen Aufenthalt auf dem Stammgute der geräuschvollen theuren Stadt vorziehen wür¬ den. Das Entzücken, womit Roderich den Ge¬ danken ergriff, mit der Baronin und ihrer Toch¬ ter wenigstens eine Zeitlang unter einem Dache zu wohnen, bewies, welchen tiefen Eindruck Se¬ raphine, das holde, anmuthige Kind, auf ihn ge¬ macht hatte. In der That wußte der Freiherr seinen Aufenthalt in R -- sitten so gut zu benutzen, daß er, wenige Wochen waren vergangen, Sera¬ phinens innige Liebe und der Mutter beifällig Wort zur Verbindung mit ihr gewonnen hatte. Dem V. war das Alles zu schnell, da bis jetzt Roderich's Legitimation als Majoratsherr von R -- sitten noch immer zweifelhaft geblieben. Briefe
Gerichte, nicht befriedigt durch jene Erklaͤrung Hubert's, außerdem die vollſtaͤndige Legitimation Roderich's verlangten. V. bot dem Freiherrn die Wohnung in R. — ſitten an, und ſetzte hinzu: daß Hubert's Mutter und Schweſter, durch ſeine ſchnelle Abreiſe in augenblickliche Verlegenheit ge¬ ſetzt, den ſtillen Aufenthalt auf dem Stammgute der geraͤuſchvollen theuren Stadt vorziehen wuͤr¬ den. Das Entzuͤcken, womit Roderich den Ge¬ danken ergriff, mit der Baronin und ihrer Toch¬ ter wenigſtens eine Zeitlang unter einem Dache zu wohnen, bewies, welchen tiefen Eindruck Se¬ raphine, das holde, anmuthige Kind, auf ihn ge¬ macht hatte. In der That wußte der Freiherr ſeinen Aufenthalt in R — ſitten ſo gut zu benutzen, daß er, wenige Wochen waren vergangen, Sera¬ phinens innige Liebe und der Mutter beifaͤllig Wort zur Verbindung mit ihr gewonnen hatte. Dem V. war das Alles zu ſchnell, da bis jetzt Roderich's Legitimation als Majoratsherr von R — ſitten noch immer zweifelhaft geblieben. Briefe
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Gerichte, nicht befriedigt durch jene Erklaͤrung
Hubert's, außerdem die vollſtaͤndige Legitimation
Roderich's verlangten. V. bot dem Freiherrn die
Wohnung in R. — ſitten an, und ſetzte hinzu:
daß Hubert's Mutter und Schweſter, durch ſeine
ſchnelle Abreiſe in augenblickliche Verlegenheit ge¬
ſetzt, den ſtillen Aufenthalt auf dem Stammgute
der geraͤuſchvollen theuren Stadt vorziehen wuͤr¬
den. Das Entzuͤcken, womit Roderich den Ge¬
danken ergriff, mit der Baronin und ihrer Toch¬
ter wenigſtens eine Zeitlang unter einem Dache
zu wohnen, bewies, welchen tiefen Eindruck Se¬
raphine, das holde, anmuthige Kind, auf ihn ge¬
macht hatte. In der That wußte der Freiherr
ſeinen Aufenthalt in R — ſitten ſo gut zu benutzen,
daß er, wenige Wochen waren vergangen, Sera¬
phinens innige Liebe und der Mutter beifaͤllig
Wort zur Verbindung mit ihr gewonnen hatte.
Dem V. war das Alles zu ſchnell, da bis jetzt
Roderich's Legitimation als Majoratsherr von
R — ſitten noch immer zweifelhaft geblieben. Briefe
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/242>, abgerufen am 27.11.2024.
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