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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Geizhals." -- V. fand es nicht gerathen, weiter
in das Verhältniß der Brüder einzudringen, zu¬
mal Wolfgangs Gesicht, sein Benehmen, sein Ton
den durch Leidenschaften jeder Art im Innersten
zerrissenen Menschen ganz deutlich zeigte.

Um des Freiherrn Entschlüsse in irgend einer
das Majorat betreffenden Angelegenheit zu ver¬
nehmen, ging V. noch am späten Abend hinauf
in sein Gemach. Er fand ihn, wie er die Arme
über den Rücken zusammengeschränkt, ganz verstört
mit großen Schritten das Zimmer maß. Er
blieb stehen als er endlich den Justitiarius er¬
blickte, faßte seine beiden Hände, und düster ihm
ins Auge schauend, sprach er mit gebrochener
Stimme: "Mein Bruder ist gekommen! -- Ich
weiß," fuhr er fort, als V. kaum den Mund zur
Frage geöffnet, "Ich weiß, was Sie sagen wol¬
len." "Ach, Sie wissen nichts. Sie wissen nicht,
daß mein unglücklicher Bruder -- ja unglücklich
nur will ich ihn nennen -- daß er, wie ein böser
Geist, mir überall in den Weg tritt, und meinen

Geizhals.“ — V. fand es nicht gerathen, weiter
in das Verhaͤltniß der Bruͤder einzudringen, zu¬
mal Wolfgangs Geſicht, ſein Benehmen, ſein Ton
den durch Leidenſchaften jeder Art im Innerſten
zerriſſenen Menſchen ganz deutlich zeigte.

Um des Freiherrn Entſchluͤſſe in irgend einer
das Majorat betreffenden Angelegenheit zu ver¬
nehmen, ging V. noch am ſpaͤten Abend hinauf
in ſein Gemach. Er fand ihn, wie er die Arme
uͤber den Ruͤcken zuſammengeſchraͤnkt, ganz verſtoͤrt
mit großen Schritten das Zimmer maß. Er
blieb ſtehen als er endlich den Juſtitiarius er¬
blickte, faßte ſeine beiden Haͤnde, und duͤſter ihm
ins Auge ſchauend, ſprach er mit gebrochener
Stimme: „Mein Bruder iſt gekommen! — Ich
weiß,“ fuhr er fort, als V. kaum den Mund zur
Frage geoͤffnet, „Ich weiß, was Sie ſagen wol¬
len.“ „Ach, Sie wiſſen nichts. Sie wiſſen nicht,
daß mein ungluͤcklicher Bruder — ja ungluͤcklich
nur will ich ihn nennen — daß er, wie ein boͤſer
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[196/0204] Geizhals.“ — V. fand es nicht gerathen, weiter in das Verhaͤltniß der Bruͤder einzudringen, zu¬ mal Wolfgangs Geſicht, ſein Benehmen, ſein Ton den durch Leidenſchaften jeder Art im Innerſten zerriſſenen Menſchen ganz deutlich zeigte. Um des Freiherrn Entſchluͤſſe in irgend einer das Majorat betreffenden Angelegenheit zu ver¬ nehmen, ging V. noch am ſpaͤten Abend hinauf in ſein Gemach. Er fand ihn, wie er die Arme uͤber den Ruͤcken zuſammengeſchraͤnkt, ganz verſtoͤrt mit großen Schritten das Zimmer maß. Er blieb ſtehen als er endlich den Juſtitiarius er¬ blickte, faßte ſeine beiden Haͤnde, und duͤſter ihm ins Auge ſchauend, ſprach er mit gebrochener Stimme: „Mein Bruder iſt gekommen! — Ich weiß,“ fuhr er fort, als V. kaum den Mund zur Frage geoͤffnet, „Ich weiß, was Sie ſagen wol¬ len.“ „Ach, Sie wiſſen nichts. Sie wiſſen nicht, daß mein ungluͤcklicher Bruder — ja ungluͤcklich nur will ich ihn nennen — daß er, wie ein boͤſer Geiſt, mir uͤberall in den Weg tritt, und meinen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/204>, abgerufen am 22.11.2024.