Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

Anblick -- Schwindel," stotterte er, und sank, wie
ohnmächtig, dem Justitiarius in die Arme. Er
raffte sich jedoch wieder gleich zusammen, und frug
den Alten mit scharfen Blicken erfassend: "Und
da unten?" -- Der Alte hatte indessen die Pforte
wieder verschlossen, er drückte nun noch mit ganzer
Leibeskraft dagegen, so daß er keuchte und ächzte,
um nur die großen Schlüssel aus den ganz verroste¬
ten Schlössern loswinden zu können. Dies endlich
zu Stande gebracht, wandte er sich um nach dem
Baron, und sprach, die großen Schlüssel in der Hand
hin und her schiebend, mit seltsamen Lächeln: "Ja,
da unten liegen tausend und tausend -- alle schönen
Instrumente des seligen Herrn -- Teleskope, Qua¬
dranten -- Globen -- Nachtspiegel -- alles liegt
zertrümmert im Schutt zwischen den Steinen und
Balken!" -- "Aber, baares Geld, baares Geld,"
fiel der Freiherr ein, "du hast von Goldstücken ge¬
sprochen, Alter?" -- "Ich meinte nur" erwiderte
der Alte, "Sachen, welche viele tausend Goldstücke

Anblick — Schwindel,“ ſtotterte er, und ſank, wie
ohnmaͤchtig, dem Juſtitiarius in die Arme. Er
raffte ſich jedoch wieder gleich zuſammen, und frug
den Alten mit ſcharfen Blicken erfaſſend: „Und
da unten?“ — Der Alte hatte indeſſen die Pforte
wieder verſchloſſen, er druͤckte nun noch mit ganzer
Leibeskraft dagegen, ſo daß er keuchte und aͤchzte,
um nur die großen Schluͤſſel aus den ganz verroſte¬
ten Schloͤſſern loswinden zu koͤnnen. Dies endlich
zu Stande gebracht, wandte er ſich um nach dem
Baron, und ſprach, die großen Schluͤſſel in der Hand
hin und her ſchiebend, mit ſeltſamen Laͤcheln: „Ja,
da unten liegen tauſend und tauſend — alle ſchoͤnen
Inſtrumente des ſeligen Herrn — Teleskope, Qua¬
dranten — Globen — Nachtſpiegel — alles liegt
zertruͤmmert im Schutt zwiſchen den Steinen und
Balken!“ — „Aber, baares Geld, baares Geld,“
fiel der Freiherr ein, „du haſt von Goldſtuͤcken ge¬
ſprochen, Alter?“ — „Ich meinte nur“ erwiderte
der Alte, „Sachen, welche viele tauſend Goldſtuͤcke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0198" n="190"/>
Anblick &#x2014; Schwindel,&#x201C; &#x017F;totterte er, und &#x017F;ank, wie<lb/>
ohnma&#x0364;chtig, dem Ju&#x017F;titiarius in die Arme. Er<lb/>
raffte &#x017F;ich jedoch wieder gleich zu&#x017F;ammen, und frug<lb/>
den Alten mit &#x017F;charfen Blicken erfa&#x017F;&#x017F;end: &#x201E;Und<lb/>
da unten?&#x201C; &#x2014; Der Alte hatte inde&#x017F;&#x017F;en die Pforte<lb/>
wieder ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, er dru&#x0364;ckte nun noch mit ganzer<lb/>
Leibeskraft dagegen, &#x017F;o daß er keuchte und a&#x0364;chzte,<lb/>
um nur die großen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el aus den ganz verro&#x017F;te¬<lb/>
ten Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern loswinden zu ko&#x0364;nnen. Dies endlich<lb/>
zu Stande gebracht, wandte er &#x017F;ich um nach dem<lb/>
Baron, und &#x017F;prach, die großen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el in der Hand<lb/>
hin und her &#x017F;chiebend, mit &#x017F;elt&#x017F;amen La&#x0364;cheln: &#x201E;Ja,<lb/>
da unten liegen tau&#x017F;end und tau&#x017F;end &#x2014; alle &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
In&#x017F;trumente des &#x017F;eligen Herrn &#x2014; Teleskope, Qua¬<lb/>
dranten &#x2014; Globen &#x2014; Nacht&#x017F;piegel &#x2014; alles liegt<lb/>
zertru&#x0364;mmert im Schutt zwi&#x017F;chen den Steinen und<lb/>
Balken!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Aber, baares Geld, baares Geld,&#x201C;<lb/>
fiel der Freiherr ein, &#x201E;du ha&#x017F;t von Gold&#x017F;tu&#x0364;cken ge¬<lb/>
&#x017F;prochen, Alter?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ich meinte nur&#x201C; erwiderte<lb/>
der Alte, &#x201E;Sachen, welche viele tau&#x017F;end Gold&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0198] Anblick — Schwindel,“ ſtotterte er, und ſank, wie ohnmaͤchtig, dem Juſtitiarius in die Arme. Er raffte ſich jedoch wieder gleich zuſammen, und frug den Alten mit ſcharfen Blicken erfaſſend: „Und da unten?“ — Der Alte hatte indeſſen die Pforte wieder verſchloſſen, er druͤckte nun noch mit ganzer Leibeskraft dagegen, ſo daß er keuchte und aͤchzte, um nur die großen Schluͤſſel aus den ganz verroſte¬ ten Schloͤſſern loswinden zu koͤnnen. Dies endlich zu Stande gebracht, wandte er ſich um nach dem Baron, und ſprach, die großen Schluͤſſel in der Hand hin und her ſchiebend, mit ſeltſamen Laͤcheln: „Ja, da unten liegen tauſend und tauſend — alle ſchoͤnen Inſtrumente des ſeligen Herrn — Teleskope, Qua¬ dranten — Globen — Nachtſpiegel — alles liegt zertruͤmmert im Schutt zwiſchen den Steinen und Balken!“ — „Aber, baares Geld, baares Geld,“ fiel der Freiherr ein, „du haſt von Goldſtuͤcken ge¬ ſprochen, Alter?“ — „Ich meinte nur“ erwiderte der Alte, „Sachen, welche viele tauſend Goldſtuͤcke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/198
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/198>, abgerufen am 22.11.2024.