Anblick -- Schwindel," stotterte er, und sank, wie ohnmächtig, dem Justitiarius in die Arme. Er raffte sich jedoch wieder gleich zusammen, und frug den Alten mit scharfen Blicken erfassend: "Und da unten?" -- Der Alte hatte indessen die Pforte wieder verschlossen, er drückte nun noch mit ganzer Leibeskraft dagegen, so daß er keuchte und ächzte, um nur die großen Schlüssel aus den ganz verroste¬ ten Schlössern loswinden zu können. Dies endlich zu Stande gebracht, wandte er sich um nach dem Baron, und sprach, die großen Schlüssel in der Hand hin und her schiebend, mit seltsamen Lächeln: "Ja, da unten liegen tausend und tausend -- alle schönen Instrumente des seligen Herrn -- Teleskope, Qua¬ dranten -- Globen -- Nachtspiegel -- alles liegt zertrümmert im Schutt zwischen den Steinen und Balken!" -- "Aber, baares Geld, baares Geld," fiel der Freiherr ein, "du hast von Goldstücken ge¬ sprochen, Alter?" -- "Ich meinte nur" erwiderte der Alte, "Sachen, welche viele tausend Goldstücke
Anblick — Schwindel,“ ſtotterte er, und ſank, wie ohnmaͤchtig, dem Juſtitiarius in die Arme. Er raffte ſich jedoch wieder gleich zuſammen, und frug den Alten mit ſcharfen Blicken erfaſſend: „Und da unten?“ — Der Alte hatte indeſſen die Pforte wieder verſchloſſen, er druͤckte nun noch mit ganzer Leibeskraft dagegen, ſo daß er keuchte und aͤchzte, um nur die großen Schluͤſſel aus den ganz verroſte¬ ten Schloͤſſern loswinden zu koͤnnen. Dies endlich zu Stande gebracht, wandte er ſich um nach dem Baron, und ſprach, die großen Schluͤſſel in der Hand hin und her ſchiebend, mit ſeltſamen Laͤcheln: „Ja, da unten liegen tauſend und tauſend — alle ſchoͤnen Inſtrumente des ſeligen Herrn — Teleskope, Qua¬ dranten — Globen — Nachtſpiegel — alles liegt zertruͤmmert im Schutt zwiſchen den Steinen und Balken!“ — „Aber, baares Geld, baares Geld,“ fiel der Freiherr ein, „du haſt von Goldſtuͤcken ge¬ ſprochen, Alter?“ — „Ich meinte nur“ erwiderte der Alte, „Sachen, welche viele tauſend Goldſtuͤcke
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Anblick — Schwindel,“ ſtotterte er, und ſank, wie
ohnmaͤchtig, dem Juſtitiarius in die Arme. Er
raffte ſich jedoch wieder gleich zuſammen, und frug
den Alten mit ſcharfen Blicken erfaſſend: „Und
da unten?“ — Der Alte hatte indeſſen die Pforte
wieder verſchloſſen, er druͤckte nun noch mit ganzer
Leibeskraft dagegen, ſo daß er keuchte und aͤchzte,
um nur die großen Schluͤſſel aus den ganz verroſte¬
ten Schloͤſſern loswinden zu koͤnnen. Dies endlich
zu Stande gebracht, wandte er ſich um nach dem
Baron, und ſprach, die großen Schluͤſſel in der Hand
hin und her ſchiebend, mit ſeltſamen Laͤcheln: „Ja,
da unten liegen tauſend und tauſend — alle ſchoͤnen
Inſtrumente des ſeligen Herrn — Teleskope, Qua¬
dranten — Globen — Nachtſpiegel — alles liegt
zertruͤmmert im Schutt zwiſchen den Steinen und
Balken!“ — „Aber, baares Geld, baares Geld,“
fiel der Freiherr ein, „du haſt von Goldſtuͤcken ge¬
ſprochen, Alter?“ — „Ich meinte nur“ erwiderte
der Alte, „Sachen, welche viele tauſend Goldſtuͤcke
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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