horcht nur auf! -- Zur Sache! -- Eines Tages und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬ bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, stehe ich, wie gewöhnlich, in tiefen Gedanken hinstarrend vor dem öden Hause. Plötzlich bemerke ich, ohne ge¬ rade hinzusehen, daß jemand neben mir sich hinge¬ stellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es ist Graf P., der sich schon in vieler Hinsicht als mir geistesverwandt kund gethan hat, und sogleich ist mir nichts gewisser, als daß auch ihm das Ge¬ heimnißvolle des Hauses aufgegangen war. Um so mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem selt¬ samen Eindruck sprach, den dies verödete Gebäude hier in der belebtesten Gegend der Residenz auf mich gemacht hatte, er sehr ironisch lächelte, bald war aber Alles erklärt. Graf P. war viel weiter gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen, Combinationen etc. hatte er die Bewandtniß heraus¬ gefunden, die es mit dem Hause hatte, und eben diese Bewandtniß lief auf eine solche ganz seltsame Geschichte heraus, die nur die lebendigste Fantasie
horcht nur auf! — Zur Sache! — Eines Tages und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬ bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, ſtehe ich, wie gewoͤhnlich, in tiefen Gedanken hinſtarrend vor dem oͤden Hauſe. Ploͤtzlich bemerke ich, ohne ge¬ rade hinzuſehen, daß jemand neben mir ſich hinge¬ ſtellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es iſt Graf P., der ſich ſchon in vieler Hinſicht als mir geiſtesverwandt kund gethan hat, und ſogleich iſt mir nichts gewiſſer, als daß auch ihm das Ge¬ heimnißvolle des Hauſes aufgegangen war. Um ſo mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem ſelt¬ ſamen Eindruck ſprach, den dies veroͤdete Gebaͤude hier in der belebteſten Gegend der Reſidenz auf mich gemacht hatte, er ſehr ironiſch laͤchelte, bald war aber Alles erklaͤrt. Graf P. war viel weiter gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen, Combinationen ꝛc. hatte er die Bewandtniß heraus¬ gefunden, die es mit dem Hauſe hatte, und eben dieſe Bewandtniß lief auf eine ſolche ganz ſeltſame Geſchichte heraus, die nur die lebendigſte Fantaſie
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horcht nur auf! — Zur Sache! — Eines Tages
und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬
bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, ſtehe ich,
wie gewoͤhnlich, in tiefen Gedanken hinſtarrend vor
dem oͤden Hauſe. Ploͤtzlich bemerke ich, ohne ge¬
rade hinzuſehen, daß jemand neben mir ſich hinge¬
ſtellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es
iſt Graf P., der ſich ſchon in vieler Hinſicht als
mir geiſtesverwandt kund gethan hat, und ſogleich
iſt mir nichts gewiſſer, als daß auch ihm das Ge¬
heimnißvolle des Hauſes aufgegangen war. Um
ſo mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem ſelt¬
ſamen Eindruck ſprach, den dies veroͤdete Gebaͤude
hier in der belebteſten Gegend der Reſidenz auf
mich gemacht hatte, er ſehr ironiſch laͤchelte, bald
war aber Alles erklaͤrt. Graf P. war viel weiter
gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen,
Combinationen ꝛc. hatte er die Bewandtniß heraus¬
gefunden, die es mit dem Hauſe hatte, und eben
dieſe Bewandtniß lief auf eine ſolche ganz ſeltſame
Geſchichte heraus, die nur die lebendigſte Fantaſie
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/18>, abgerufen am 23.11.2024.
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