und lachte und schrie wild auf: Schaut zu, schaut zu! -- Heisa! der Teufel macht sein Tänzchen mit dem Knaben, der zu speisen gedachte total verbotene Früchte! -- Wer weiß, wie mein tolles Spiel geen¬ det, wenn ich nicht meinen Namen laut in den Wald hinein rufen gehört. Das Wetter hatte nachgelas¬ sen, der Mond schien hell durch die zerrissenen Wol¬ ken, ich hörte Doggen anschlagen, und gewahrte eine finstere Gestalt, die sich mir näherte. Es war der alte Jäger. "Ei, ei, lieber Herr Theodor!" fing er an, "wie haben Sie sich denn verirrt in dem bö¬ sen Schneegestöber, der Herr Justitiarius warten auf Sie mit vieler Ungeduld!" -- Schweigend folgte ich dem Alten. Ich fand den Großonkel im Gerichtssaal arbeitend. "Das hast du gut gemacht," rief er mir entgegen, "das hast du sehr gut gemacht, daß du ein wenig ins Freie gingst, um dich gehörig abzukühlen. Trinke doch nicht so viel Wein, du bist noch viel zu jung dazu, das taugt nicht." -- Ich brachte kein Wort hervor, schweigend setzte ich mich hin an den Schreibtisch. "Aber, sage mir nur, lie¬
und lachte und ſchrie wild auf: Schaut zu, ſchaut zu! — Heiſa! der Teufel macht ſein Taͤnzchen mit dem Knaben, der zu ſpeiſen gedachte total verbotene Fruͤchte! — Wer weiß, wie mein tolles Spiel geen¬ det, wenn ich nicht meinen Namen laut in den Wald hinein rufen gehoͤrt. Das Wetter hatte nachgelaſ¬ ſen, der Mond ſchien hell durch die zerriſſenen Wol¬ ken, ich hoͤrte Doggen anſchlagen, und gewahrte eine finſtere Geſtalt, die ſich mir naͤherte. Es war der alte Jaͤger. „Ei, ei, lieber Herr Theodor!“ fing er an, „wie haben Sie ſich denn verirrt in dem boͤ¬ ſen Schneegeſtoͤber, der Herr Juſtitiarius warten auf Sie mit vieler Ungeduld!“ — Schweigend folgte ich dem Alten. Ich fand den Großonkel im Gerichtsſaal arbeitend. „Das haſt du gut gemacht,“ rief er mir entgegen, „das haſt du ſehr gut gemacht, daß du ein wenig ins Freie gingſt, um dich gehoͤrig abzukuͤhlen. Trinke doch nicht ſo viel Wein, du biſt noch viel zu jung dazu, das taugt nicht.“ — Ich brachte kein Wort hervor, ſchweigend ſetzte ich mich hin an den Schreibtiſch. „Aber, ſage mir nur, lie¬
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und lachte und ſchrie wild auf: Schaut zu, ſchaut
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dem Knaben, der zu ſpeiſen gedachte total verbotene
Fruͤchte! — Wer weiß, wie mein tolles Spiel geen¬
det, wenn ich nicht meinen Namen laut in den Wald
hinein rufen gehoͤrt. Das Wetter hatte nachgelaſ¬
ſen, der Mond ſchien hell durch die zerriſſenen Wol¬
ken, ich hoͤrte Doggen anſchlagen, und gewahrte eine
finſtere Geſtalt, die ſich mir naͤherte. Es war der
alte Jaͤger. „Ei, ei, lieber Herr Theodor!“ fing
er an, „wie haben Sie ſich denn verirrt in dem boͤ¬
ſen Schneegeſtoͤber, der Herr Juſtitiarius warten
auf Sie mit vieler Ungeduld!“ — Schweigend
folgte ich dem Alten. Ich fand den Großonkel im
Gerichtsſaal arbeitend. „Das haſt du gut gemacht,“
rief er mir entgegen, „das haſt du ſehr gut gemacht,
daß du ein wenig ins Freie gingſt, um dich gehoͤrig
abzukuͤhlen. Trinke doch nicht ſo viel Wein, du biſt
noch viel zu jung dazu, das taugt nicht.“ — Ich
brachte kein Wort hervor, ſchweigend ſetzte ich mich
hin an den Schreibtiſch. „Aber, ſage mir nur, lie¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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