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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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welchem innern süßen Erbeben ich das Zimmer öff¬
nete, in dem ich sie fand. Fräulein Adelheid kam
mir freudig entgegen. Die Baronin, schon zum
Ball völlig geputzt, saß ganz nachdenklich vor dem
geheimnißvollen Kasten, in dem die Töne schlum¬
mern sollten, die zu wecken ich berufen. Sie
stand auf, so in vollem Glanz der Schönheit strah¬
lend, daß ich keines Wortes mächtig sie anstarrte.
"Nun Theodor (nach der gemüthlichen Sitte des
Nordens, die man im tieferen Süden wiederfindet,
nannte sie jeden bei seinem Vornamen), Nun, Theo¬
dor," sprach sie freundlich, "das Instrument ist ge¬
kommen, gebe der Himmel, daß es ihrer Kunst nicht
ganz unwürdig seyn möge." So wie ich den Deckel
öffnete, rauschten mir eine Menge gesprungener Sai¬
ten entgegen, und so wie ich einen Akkord griff,
klang es, da alle Saiten, die noch ganz geblieben,
durchaus verstimmt waren, widrig und abscheulich.
"Der Organist ist wieder mit seinen zarten Händ¬
chen drüber her gewesen," rief Fräulein Adelheid
lachend, aber die Baronin sprach ganz mißmuthig:

welchem innern ſuͤßen Erbeben ich das Zimmer oͤff¬
nete, in dem ich ſie fand. Fraͤulein Adelheid kam
mir freudig entgegen. Die Baronin, ſchon zum
Ball voͤllig geputzt, ſaß ganz nachdenklich vor dem
geheimnißvollen Kaſten, in dem die Toͤne ſchlum¬
mern ſollten, die zu wecken ich berufen. Sie
ſtand auf, ſo in vollem Glanz der Schoͤnheit ſtrah¬
lend, daß ich keines Wortes maͤchtig ſie anſtarrte.
„Nun Theodor (nach der gemuͤthlichen Sitte des
Nordens, die man im tieferen Suͤden wiederfindet,
nannte ſie jeden bei ſeinem Vornamen), Nun, Theo¬
dor,“ ſprach ſie freundlich, „das Inſtrument iſt ge¬
kommen, gebe der Himmel, daß es ihrer Kunſt nicht
ganz unwuͤrdig ſeyn moͤge.“ So wie ich den Deckel
oͤffnete, rauſchten mir eine Menge geſprungener Sai¬
ten entgegen, und ſo wie ich einen Akkord griff,
klang es, da alle Saiten, die noch ganz geblieben,
durchaus verſtimmt waren, widrig und abſcheulich.
„Der Organiſt iſt wieder mit ſeinen zarten Haͤnd¬
chen druͤber her geweſen,“ rief Fraͤulein Adelheid
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[121/0129] welchem innern ſuͤßen Erbeben ich das Zimmer oͤff¬ nete, in dem ich ſie fand. Fraͤulein Adelheid kam mir freudig entgegen. Die Baronin, ſchon zum Ball voͤllig geputzt, ſaß ganz nachdenklich vor dem geheimnißvollen Kaſten, in dem die Toͤne ſchlum¬ mern ſollten, die zu wecken ich berufen. Sie ſtand auf, ſo in vollem Glanz der Schoͤnheit ſtrah¬ lend, daß ich keines Wortes maͤchtig ſie anſtarrte. „Nun Theodor (nach der gemuͤthlichen Sitte des Nordens, die man im tieferen Suͤden wiederfindet, nannte ſie jeden bei ſeinem Vornamen), Nun, Theo¬ dor,“ ſprach ſie freundlich, „das Inſtrument iſt ge¬ kommen, gebe der Himmel, daß es ihrer Kunſt nicht ganz unwuͤrdig ſeyn moͤge.“ So wie ich den Deckel oͤffnete, rauſchten mir eine Menge geſprungener Sai¬ ten entgegen, und ſo wie ich einen Akkord griff, klang es, da alle Saiten, die noch ganz geblieben, durchaus verſtimmt waren, widrig und abſcheulich. „Der Organiſt iſt wieder mit ſeinen zarten Haͤnd¬ chen druͤber her geweſen,“ rief Fraͤulein Adelheid lachend, aber die Baronin ſprach ganz mißmuthig:

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/129>, abgerufen am 27.11.2024.