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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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setzte sich mit angezündeter Pfeife in den Lehnstuhl
und sprach von den Ereignissen der gestrigen Jagd,
mich foppend über meine Fehlschüsse. Im Schlosse
war es still geworden, Herren und Damen beschäf¬
tigten sich in ihren Zimmern mit dem Putz für die
Nacht. Jene Musikanten mit den heisern Geigen,
mit den verstimmten Bässen und den meckernden
Hoboen, von denen Fräulein Adelheid gesprochen,
waren nemlich angekommen und es sollte für die
Nacht nichts geringeres geben, als einen Ball in
bestmöglichster Form. Der Alte, den ruhigen
Schlaf solch faselndem Treiben vorziehend, blieb in
seinem Gemach, ich hingegen hatte mich eben zum
Ball gekleidet, als es leise an unsere Thür klopfte
und Franz hineintrat, der mir mit behaglichem Lä¬
cheln verkündete, daß so eben das Clavizimbel von
der Frau Wirthschaftsinspektorin in einem Schlitten
angekommen und zur gnädigen Frau Baronin ge¬
tragen worden sey. Fräulein Adelheid ließe mich
einladen nur gleich herüber zu kommen. Man
kann denken, wie mir alle Pulse schlugen, mit

ſetzte ſich mit angezuͤndeter Pfeife in den Lehnſtuhl
und ſprach von den Ereigniſſen der geſtrigen Jagd,
mich foppend uͤber meine Fehlſchuͤſſe. Im Schloſſe
war es ſtill geworden, Herren und Damen beſchaͤf¬
tigten ſich in ihren Zimmern mit dem Putz fuͤr die
Nacht. Jene Muſikanten mit den heiſern Geigen,
mit den verſtimmten Baͤſſen und den meckernden
Hoboen, von denen Fraͤulein Adelheid geſprochen,
waren nemlich angekommen und es ſollte fuͤr die
Nacht nichts geringeres geben, als einen Ball in
beſtmoͤglichſter Form. Der Alte, den ruhigen
Schlaf ſolch faſelndem Treiben vorziehend, blieb in
ſeinem Gemach, ich hingegen hatte mich eben zum
Ball gekleidet, als es leiſe an unſere Thuͤr klopfte
und Franz hineintrat, der mir mit behaglichem Laͤ¬
cheln verkuͤndete, daß ſo eben das Clavizimbel von
der Frau Wirthſchaftsinſpektorin in einem Schlitten
angekommen und zur gnaͤdigen Frau Baronin ge¬
tragen worden ſey. Fraͤulein Adelheid ließe mich
einladen nur gleich heruͤber zu kommen. Man
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[120/0128] ſetzte ſich mit angezuͤndeter Pfeife in den Lehnſtuhl und ſprach von den Ereigniſſen der geſtrigen Jagd, mich foppend uͤber meine Fehlſchuͤſſe. Im Schloſſe war es ſtill geworden, Herren und Damen beſchaͤf¬ tigten ſich in ihren Zimmern mit dem Putz fuͤr die Nacht. Jene Muſikanten mit den heiſern Geigen, mit den verſtimmten Baͤſſen und den meckernden Hoboen, von denen Fraͤulein Adelheid geſprochen, waren nemlich angekommen und es ſollte fuͤr die Nacht nichts geringeres geben, als einen Ball in beſtmoͤglichſter Form. Der Alte, den ruhigen Schlaf ſolch faſelndem Treiben vorziehend, blieb in ſeinem Gemach, ich hingegen hatte mich eben zum Ball gekleidet, als es leiſe an unſere Thuͤr klopfte und Franz hineintrat, der mir mit behaglichem Laͤ¬ cheln verkuͤndete, daß ſo eben das Clavizimbel von der Frau Wirthſchaftsinſpektorin in einem Schlitten angekommen und zur gnaͤdigen Frau Baronin ge¬ tragen worden ſey. Fraͤulein Adelheid ließe mich einladen nur gleich heruͤber zu kommen. Man kann denken, wie mir alle Pulſe ſchlugen, mit

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/128>, abgerufen am 26.12.2024.