schlecht sich schicken würde zu dem wilden Halloh, zu dem gellenden Hörnergetöse der Jagd, das sich hier nur hören lassen soll! -- O mein Gott! wie würde mich hier Musik erfreun!" Ich versicherte, daß ich meine ganze Kunst aufbieten werde, ihren Wunsch zu erfüllen, da es doch im Schlosse unbe¬ zweifelt ein Instrument, sey es auch nur ein alter Flügel, geben werde. Da lachte aber Fräulein Adelheid (der Baronin Gesellschafterin) hell auf und frug, ob ich denn nicht wisse, daß seit Men¬ schen Gedenken im Schlosse keine andern Instru¬ mente gehört worden, als krächzende Trompeten, im Jubel lamentirende Hörner der Jäger und hei¬ sere Geigen, verstimmte Bässe, meckernde Hoboen herumziehender Musikanten. Die Baronin hielt den Wunsch, Musik und zwar mich zu hören, fest, und beide, sie und Adelheid, erschöpften sich in Vorschlägen, wie ein leidliches Fortepiano her¬ beigeschafft werden könne. In dem Augenblick schritt der alte Franz durch den Saal. "Da haben wir den, der für alles guten Rath weiß, der alles
ſchlecht ſich ſchicken wuͤrde zu dem wilden Halloh, zu dem gellenden Hoͤrnergetoͤſe der Jagd, das ſich hier nur hoͤren laſſen ſoll! — O mein Gott! wie wuͤrde mich hier Muſik erfreun!“ Ich verſicherte, daß ich meine ganze Kunſt aufbieten werde, ihren Wunſch zu erfuͤllen, da es doch im Schloſſe unbe¬ zweifelt ein Inſtrument, ſey es auch nur ein alter Fluͤgel, geben werde. Da lachte aber Fraͤulein Adelheid (der Baronin Geſellſchafterin) hell auf und frug, ob ich denn nicht wiſſe, daß ſeit Men¬ ſchen Gedenken im Schloſſe keine andern Inſtru¬ mente gehoͤrt worden, als kraͤchzende Trompeten, im Jubel lamentirende Hoͤrner der Jaͤger und hei¬ ſere Geigen, verſtimmte Baͤſſe, meckernde Hoboen herumziehender Muſikanten. Die Baronin hielt den Wunſch, Muſik und zwar mich zu hoͤren, feſt, und beide, ſie und Adelheid, erſchoͤpften ſich in Vorſchlaͤgen, wie ein leidliches Fortepiano her¬ beigeſchafft werden koͤnne. In dem Augenblick ſchritt der alte Franz durch den Saal. „Da haben wir den, der fuͤr alles guten Rath weiß, der alles
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0124"n="116"/>ſchlecht ſich ſchicken wuͤrde zu dem wilden Halloh,<lb/>
zu dem gellenden Hoͤrnergetoͤſe der Jagd, das ſich<lb/>
hier nur hoͤren laſſen ſoll! — O mein Gott! wie<lb/>
wuͤrde mich hier Muſik erfreun!“ Ich verſicherte,<lb/>
daß ich meine ganze Kunſt aufbieten werde, ihren<lb/>
Wunſch zu erfuͤllen, da es doch im Schloſſe unbe¬<lb/>
zweifelt ein Inſtrument, ſey es auch nur ein alter<lb/>
Fluͤgel, geben werde. Da lachte aber Fraͤulein<lb/>
Adelheid (der Baronin Geſellſchafterin) hell auf<lb/>
und frug, ob ich denn nicht wiſſe, daß ſeit Men¬<lb/>ſchen Gedenken im Schloſſe keine andern Inſtru¬<lb/>
mente gehoͤrt worden, als kraͤchzende Trompeten,<lb/>
im Jubel lamentirende Hoͤrner der Jaͤger und hei¬<lb/>ſere Geigen, verſtimmte Baͤſſe, meckernde Hoboen<lb/>
herumziehender Muſikanten. Die Baronin hielt<lb/>
den Wunſch, Muſik und zwar mich zu hoͤren,<lb/>
feſt, und beide, ſie und Adelheid, erſchoͤpften ſich<lb/>
in Vorſchlaͤgen, wie ein leidliches Fortepiano her¬<lb/>
beigeſchafft werden koͤnne. In dem Augenblick<lb/>ſchritt der alte Franz durch den Saal. „Da haben<lb/>
wir den, der fuͤr alles guten Rath weiß, der alles<lb/></p></div></body></text></TEI>
[116/0124]
ſchlecht ſich ſchicken wuͤrde zu dem wilden Halloh,
zu dem gellenden Hoͤrnergetoͤſe der Jagd, das ſich
hier nur hoͤren laſſen ſoll! — O mein Gott! wie
wuͤrde mich hier Muſik erfreun!“ Ich verſicherte,
daß ich meine ganze Kunſt aufbieten werde, ihren
Wunſch zu erfuͤllen, da es doch im Schloſſe unbe¬
zweifelt ein Inſtrument, ſey es auch nur ein alter
Fluͤgel, geben werde. Da lachte aber Fraͤulein
Adelheid (der Baronin Geſellſchafterin) hell auf
und frug, ob ich denn nicht wiſſe, daß ſeit Men¬
ſchen Gedenken im Schloſſe keine andern Inſtru¬
mente gehoͤrt worden, als kraͤchzende Trompeten,
im Jubel lamentirende Hoͤrner der Jaͤger und hei¬
ſere Geigen, verſtimmte Baͤſſe, meckernde Hoboen
herumziehender Muſikanten. Die Baronin hielt
den Wunſch, Muſik und zwar mich zu hoͤren,
feſt, und beide, ſie und Adelheid, erſchoͤpften ſich
in Vorſchlaͤgen, wie ein leidliches Fortepiano her¬
beigeſchafft werden koͤnne. In dem Augenblick
ſchritt der alte Franz durch den Saal. „Da haben
wir den, der fuͤr alles guten Rath weiß, der alles
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/124>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.