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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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schlecht sich schicken würde zu dem wilden Halloh,
zu dem gellenden Hörnergetöse der Jagd, das sich
hier nur hören lassen soll! -- O mein Gott! wie
würde mich hier Musik erfreun!" Ich versicherte,
daß ich meine ganze Kunst aufbieten werde, ihren
Wunsch zu erfüllen, da es doch im Schlosse unbe¬
zweifelt ein Instrument, sey es auch nur ein alter
Flügel, geben werde. Da lachte aber Fräulein
Adelheid (der Baronin Gesellschafterin) hell auf
und frug, ob ich denn nicht wisse, daß seit Men¬
schen Gedenken im Schlosse keine andern Instru¬
mente gehört worden, als krächzende Trompeten,
im Jubel lamentirende Hörner der Jäger und hei¬
sere Geigen, verstimmte Bässe, meckernde Hoboen
herumziehender Musikanten. Die Baronin hielt
den Wunsch, Musik und zwar mich zu hören,
fest, und beide, sie und Adelheid, erschöpften sich
in Vorschlägen, wie ein leidliches Fortepiano her¬
beigeschafft werden könne. In dem Augenblick
schritt der alte Franz durch den Saal. "Da haben
wir den, der für alles guten Rath weiß, der alles

ſchlecht ſich ſchicken wuͤrde zu dem wilden Halloh,
zu dem gellenden Hoͤrnergetoͤſe der Jagd, das ſich
hier nur hoͤren laſſen ſoll! — O mein Gott! wie
wuͤrde mich hier Muſik erfreun!“ Ich verſicherte,
daß ich meine ganze Kunſt aufbieten werde, ihren
Wunſch zu erfuͤllen, da es doch im Schloſſe unbe¬
zweifelt ein Inſtrument, ſey es auch nur ein alter
Fluͤgel, geben werde. Da lachte aber Fraͤulein
Adelheid (der Baronin Geſellſchafterin) hell auf
und frug, ob ich denn nicht wiſſe, daß ſeit Men¬
ſchen Gedenken im Schloſſe keine andern Inſtru¬
mente gehoͤrt worden, als kraͤchzende Trompeten,
im Jubel lamentirende Hoͤrner der Jaͤger und hei¬
ſere Geigen, verſtimmte Baͤſſe, meckernde Hoboen
herumziehender Muſikanten. Die Baronin hielt
den Wunſch, Muſik und zwar mich zu hoͤren,
feſt, und beide, ſie und Adelheid, erſchoͤpften ſich
in Vorſchlaͤgen, wie ein leidliches Fortepiano her¬
beigeſchafft werden koͤnne. In dem Augenblick
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[116/0124] ſchlecht ſich ſchicken wuͤrde zu dem wilden Halloh, zu dem gellenden Hoͤrnergetoͤſe der Jagd, das ſich hier nur hoͤren laſſen ſoll! — O mein Gott! wie wuͤrde mich hier Muſik erfreun!“ Ich verſicherte, daß ich meine ganze Kunſt aufbieten werde, ihren Wunſch zu erfuͤllen, da es doch im Schloſſe unbe¬ zweifelt ein Inſtrument, ſey es auch nur ein alter Fluͤgel, geben werde. Da lachte aber Fraͤulein Adelheid (der Baronin Geſellſchafterin) hell auf und frug, ob ich denn nicht wiſſe, daß ſeit Men¬ ſchen Gedenken im Schloſſe keine andern Inſtru¬ mente gehoͤrt worden, als kraͤchzende Trompeten, im Jubel lamentirende Hoͤrner der Jaͤger und hei¬ ſere Geigen, verſtimmte Baͤſſe, meckernde Hoboen herumziehender Muſikanten. Die Baronin hielt den Wunſch, Muſik und zwar mich zu hoͤren, feſt, und beide, ſie und Adelheid, erſchoͤpften ſich in Vorſchlaͤgen, wie ein leidliches Fortepiano her¬ beigeſchafft werden koͤnne. In dem Augenblick ſchritt der alte Franz durch den Saal. „Da haben wir den, der fuͤr alles guten Rath weiß, der alles

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/124>, abgerufen am 27.11.2024.