glaubte, es wäre der zurückkehrende Knecht, un¬ erachtet er ihn nicht so früh erwarten konnte, aber die Hunde sprangen heraus und bellten hef¬ tig. Es mußte ein Fremder seyn. Andres ging selbst vor die Thür: da trat ihm ein lan¬ ger, hagerer Mann entgegen, in grauem Mantel, die Reisemütze tief ins Gesicht gedrückt. "Ei," sagte der Fremde: "wie bin ich doch hier im Walde so irre gegangen! Der Sturm tobt von den Bergen herab, wir bekommen ein schrecklich Wet¬ ter. Möchtet ihr nicht erlauben, lieber Herr! daß ich in Euer Haus eintreten und mich von dem beschwerlichen Wege erholen und erquicken dürfte zur weitern Reise?" "Ach Herr," erwie¬ derte der betrübte Andres, "ihr kommt in ein Haus der Noth und des Elends und außer dem Stuhl, auf dem ihr ausruhen könnt, vermag ich kaum Euch irgend eine Erquickung anzubieten; meinem armen kranken Weibe mangelt es selbst daran, und mein Knecht, den ich nach Fulda ge¬ schickt, wird erst am späten Abend etwas zur
glaubte, es waͤre der zuruͤckkehrende Knecht, un¬ erachtet er ihn nicht ſo fruͤh erwarten konnte, aber die Hunde ſprangen heraus und bellten hef¬ tig. Es mußte ein Fremder ſeyn. Andres ging ſelbſt vor die Thuͤr: da trat ihm ein lan¬ ger, hagerer Mann entgegen, in grauem Mantel, die Reiſemuͤtze tief ins Geſicht gedruͤckt. „Ei,“ ſagte der Fremde: „wie bin ich doch hier im Walde ſo irre gegangen! Der Sturm tobt von den Bergen herab, wir bekommen ein ſchrecklich Wet¬ ter. Moͤchtet ihr nicht erlauben, lieber Herr! daß ich in Euer Haus eintreten und mich von dem beſchwerlichen Wege erholen und erquicken duͤrfte zur weitern Reiſe?“ „Ach Herr,“ erwie¬ derte der betruͤbte Andres, „ihr kommt in ein Haus der Noth und des Elends und außer dem Stuhl, auf dem ihr ausruhen koͤnnt, vermag ich kaum Euch irgend eine Erquickung anzubieten; meinem armen kranken Weibe mangelt es ſelbſt daran, und mein Knecht, den ich nach Fulda ge¬ ſchickt, wird erſt am ſpaͤten Abend etwas zur
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glaubte, es waͤre der zuruͤckkehrende Knecht, un¬
erachtet er ihn nicht ſo fruͤh erwarten konnte,
aber die Hunde ſprangen heraus und bellten hef¬
tig. Es mußte ein Fremder ſeyn. Andres
ging ſelbſt vor die Thuͤr: da trat ihm ein lan¬
ger, hagerer Mann entgegen, in grauem Mantel,
die Reiſemuͤtze tief ins Geſicht gedruͤckt. „Ei,“
ſagte der Fremde: „wie bin ich doch hier im
Walde ſo irre gegangen! Der Sturm tobt von den
Bergen herab, wir bekommen ein ſchrecklich Wet¬
ter. Moͤchtet ihr nicht erlauben, lieber Herr!
daß ich in Euer Haus eintreten und mich von
dem beſchwerlichen Wege erholen und erquicken
duͤrfte zur weitern Reiſe?“ „Ach Herr,“ erwie¬
derte der betruͤbte Andres, „ihr kommt in ein
Haus der Noth und des Elends und außer dem
Stuhl, auf dem ihr ausruhen koͤnnt, vermag ich
kaum Euch irgend eine Erquickung anzubieten;
meinem armen kranken Weibe mangelt es ſelbſt
daran, und mein Knecht, den ich nach Fulda ge¬
ſchickt, wird erſt am ſpaͤten Abend etwas zur
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/96>, abgerufen am 27.11.2024.
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