[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.trieb sie zur verwogensten Kühnheit und so wur¬ trieb ſie zur verwogenſten Kuͤhnheit und ſo wur¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0319" n="311"/> trieb ſie zur verwogenſten Kuͤhnheit und ſo wur¬<lb/> den die Gefechte ernſter als jemals. Aguillar<lb/> hatte einſt ein mauriſches Geſchwader, das die<lb/> ſpaniſchen Vorwachen uͤberfallen, bis in die Mau¬<lb/> ern von Granada zuruͤck getrieben. Er kehrte mit<lb/> ſeinen Reitern zuruͤck, und hielt unfern den er¬<lb/> ſten Verſchanzungen bey einem Myrthenwaͤldchen,<lb/> ſein Gefolge fortſchickend, um ſo ernſtem Gedan¬<lb/> ken und wehmuͤthiger Erinnerung ſich mit ganzem<lb/> Gemuͤth hingeben zu koͤnnen. Julia's Bild ſtand<lb/> lebendig vor ſeines Geiſtes Augen. Schon waͤh¬<lb/> rend des Gefechts hoͤrte er ihre Stimme bald<lb/> drohend bald klagend ertoͤnen und auch jetzt war<lb/> es ihm als ſaͤusle ein ſeltſamer Geſang, halb<lb/> mohriſches Lied halb chriſtlicher Kirchen-Geſang,<lb/> durch die dunklen Myrthen. Da rauſchte ploͤtz¬<lb/> lich ein mohriſcher Ritter im ſilbernen Schuppen¬<lb/> harniſch auf leichtem arabiſchen Pferde aus dem<lb/> Walde hervor und gleich ſauſte auch der gewor¬<lb/> fene Speer dicht bey <hi rendition="#g">Aguillars</hi> Haupt vorbey.<lb/> Er wollte mit gezogenem Schwert auf den Feind<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [311/0319]
trieb ſie zur verwogenſten Kuͤhnheit und ſo wur¬
den die Gefechte ernſter als jemals. Aguillar
hatte einſt ein mauriſches Geſchwader, das die
ſpaniſchen Vorwachen uͤberfallen, bis in die Mau¬
ern von Granada zuruͤck getrieben. Er kehrte mit
ſeinen Reitern zuruͤck, und hielt unfern den er¬
ſten Verſchanzungen bey einem Myrthenwaͤldchen,
ſein Gefolge fortſchickend, um ſo ernſtem Gedan¬
ken und wehmuͤthiger Erinnerung ſich mit ganzem
Gemuͤth hingeben zu koͤnnen. Julia's Bild ſtand
lebendig vor ſeines Geiſtes Augen. Schon waͤh¬
rend des Gefechts hoͤrte er ihre Stimme bald
drohend bald klagend ertoͤnen und auch jetzt war
es ihm als ſaͤusle ein ſeltſamer Geſang, halb
mohriſches Lied halb chriſtlicher Kirchen-Geſang,
durch die dunklen Myrthen. Da rauſchte ploͤtz¬
lich ein mohriſcher Ritter im ſilbernen Schuppen¬
harniſch auf leichtem arabiſchen Pferde aus dem
Walde hervor und gleich ſauſte auch der gewor¬
fene Speer dicht bey Aguillars Haupt vorbey.
Er wollte mit gezogenem Schwert auf den Feind
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Zitationshilfe: | [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/319>, abgerufen am 27.07.2024. |