ten wie vom Blitz getroffen, schwankte Julia fort. -- Eben wollten die Nonnen zur Nachtzeit sich versammeln, um die Hora zu singen, als ein dicker Qualm schnell die ganze Kirche erfüllte. Bald darauf drangen die Flammen zischend und prasselnd durch die Wände des Nebengebäudes und erfaßten das Kloster. Mit Mühe gelang es den Nonnen ihr Leben zu retten, Trompeten und Hörner schmetterten durch das Lager, aus dem ersten Schlaf taumelten die Soldaten auf; man sah den Feldherrn Aguillar mit verseng¬ tem Haar, mit halbverbrannten Kleidern aus dem Kloster stürzen, er hatte Julia, die man vermißte, vergebens zu retten gesucht, keine Spur von ihr war zu finden. Fruchtlos blieb der Kampf gegen das Feuer, das von dem Sturm, der sich erhoben, angefacht, immer mehr um sich griff; in kurzer Zeit lag Isabellens ganzes reiches herrliches Lager in Asche. Die Mauren im Vertrauen, daß der Christen Unglück ihnen Sieg bringen würde, wagten mit einer bedeuten¬
ten wie vom Blitz getroffen, ſchwankte Julia fort. — Eben wollten die Nonnen zur Nachtzeit ſich verſammeln, um die Hora zu ſingen, als ein dicker Qualm ſchnell die ganze Kirche erfuͤllte. Bald darauf drangen die Flammen ziſchend und praſſelnd durch die Waͤnde des Nebengebaͤudes und erfaßten das Kloſter. Mit Muͤhe gelang es den Nonnen ihr Leben zu retten, Trompeten und Hoͤrner ſchmetterten durch das Lager, aus dem erſten Schlaf taumelten die Soldaten auf; man ſah den Feldherrn Aguillar mit verſeng¬ tem Haar, mit halbverbrannten Kleidern aus dem Kloſter ſtuͤrzen, er hatte Julia, die man vermißte, vergebens zu retten geſucht, keine Spur von ihr war zu finden. Fruchtlos blieb der Kampf gegen das Feuer, das von dem Sturm, der ſich erhoben, angefacht, immer mehr um ſich griff; in kurzer Zeit lag Iſabellens ganzes reiches herrliches Lager in Aſche. Die Mauren im Vertrauen, daß der Chriſten Ungluͤck ihnen Sieg bringen wuͤrde, wagten mit einer bedeuten¬
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[308/0316]
ten wie vom Blitz getroffen, ſchwankte Julia
fort. — Eben wollten die Nonnen zur Nachtzeit
ſich verſammeln, um die Hora zu ſingen, als
ein dicker Qualm ſchnell die ganze Kirche erfuͤllte.
Bald darauf drangen die Flammen ziſchend und
praſſelnd durch die Waͤnde des Nebengebaͤudes
und erfaßten das Kloſter. Mit Muͤhe gelang
es den Nonnen ihr Leben zu retten, Trompeten
und Hoͤrner ſchmetterten durch das Lager, aus
dem erſten Schlaf taumelten die Soldaten auf;
man ſah den Feldherrn Aguillar mit verſeng¬
tem Haar, mit halbverbrannten Kleidern aus
dem Kloſter ſtuͤrzen, er hatte Julia, die man
vermißte, vergebens zu retten geſucht, keine
Spur von ihr war zu finden. Fruchtlos blieb
der Kampf gegen das Feuer, das von dem Sturm,
der ſich erhoben, angefacht, immer mehr um ſich
griff; in kurzer Zeit lag Iſabellens ganzes
reiches herrliches Lager in Aſche. Die Mauren
im Vertrauen, daß der Chriſten Ungluͤck ihnen
Sieg bringen wuͤrde, wagten mit einer bedeuten¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/316>, abgerufen am 28.11.2024.
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