dener Zunge aussprach. Ich merkte wohl, daß der Geist des Herrn mit milder tröstender Stimme im Gesange zu ihr gesprochen, und daß sich ihre Brust öffnen würde seiner Gnade, daher schickte ich Schwester Emanuela, die Meisterin des Chors, zu ihr, daß sie den glimmenden Funken anfache, und so geschah es, daß im heiligen Ge¬ sange der Kirche der Glaube in ihr entzündet wurde. Noch ist Zulema nicht durch die hei¬ lige Taufe in den Schooß der Kirche aufgenom¬ men, aber vergönnt wurde es ihr unserm Chor sich beizugesellen, und so ihre wunderbare Stimme zur Glorie der Religion zu erheben. Die Köni¬ gin wußte nun wohl, was in Aguillar's In¬ nerm vorgegangen, als er auf Agostino's Ein¬ rede Zulema nicht zurücksandte nach Granada, sondern sie im Kloster aufnehmen ließ und um so mehr war sie erfreut über Zulema's Bekeh¬ rung zum wahren Glauben. Nach wenigen Ta¬ gen wurde Zulema getauft und erhielt den Na¬ men Julia. Die Königin selbst, der Marquis
dener Zunge ausſprach. Ich merkte wohl, daß der Geiſt des Herrn mit milder troͤſtender Stimme im Geſange zu ihr geſprochen, und daß ſich ihre Bruſt oͤffnen wuͤrde ſeiner Gnade, daher ſchickte ich Schweſter Emanuela, die Meiſterin des Chors, zu ihr, daß ſie den glimmenden Funken anfache, und ſo geſchah es, daß im heiligen Ge¬ ſange der Kirche der Glaube in ihr entzuͤndet wurde. Noch iſt Zulema nicht durch die hei¬ lige Taufe in den Schooß der Kirche aufgenom¬ men, aber vergoͤnnt wurde es ihr unſerm Chor ſich beizugeſellen, und ſo ihre wunderbare Stimme zur Glorie der Religion zu erheben. Die Koͤni¬ gin wußte nun wohl, was in Aguillar's In¬ nerm vorgegangen, als er auf Agoſtino's Ein¬ rede Zulema nicht zuruͤckſandte nach Granada, ſondern ſie im Kloſter aufnehmen ließ und um ſo mehr war ſie erfreut uͤber Zulema's Bekeh¬ rung zum wahren Glauben. Nach wenigen Ta¬ gen wurde Zulema getauft und erhielt den Na¬ men Julia. Die Koͤnigin ſelbſt, der Marquis
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dener Zunge ausſprach. Ich merkte wohl, daß
der Geiſt des Herrn mit milder troͤſtender Stimme
im Geſange zu ihr geſprochen, und daß ſich ihre
Bruſt oͤffnen wuͤrde ſeiner Gnade, daher ſchickte
ich Schweſter Emanuela, die Meiſterin des
Chors, zu ihr, daß ſie den glimmenden Funken
anfache, und ſo geſchah es, daß im heiligen Ge¬
ſange der Kirche der Glaube in ihr entzuͤndet
wurde. Noch iſt Zulema nicht durch die hei¬
lige Taufe in den Schooß der Kirche aufgenom¬
men, aber vergoͤnnt wurde es ihr unſerm Chor
ſich beizugeſellen, und ſo ihre wunderbare Stimme
zur Glorie der Religion zu erheben. Die Koͤni¬
gin wußte nun wohl, was in Aguillar's In¬
nerm vorgegangen, als er auf Agoſtino's Ein¬
rede Zulema nicht zuruͤckſandte nach Granada,
ſondern ſie im Kloſter aufnehmen ließ und um ſo
mehr war ſie erfreut uͤber Zulema's Bekeh¬
rung zum wahren Glauben. Nach wenigen Ta¬
gen wurde Zulema getauft und erhielt den Na¬
men Julia. Die Koͤnigin ſelbſt, der Marquis
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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