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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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verkauft, und er zog, nachdem er nur einiger¬
maßen sich wieder erkräftigt, als ein siecher elen¬
der Bettler von dannen. -- In der Folge nährte
er sich dürftig durch Wandmahlerei, die ihm hie
und da übertragen wurde.


Bertholds Geschichte hat etwas Entsetzli¬
ches und Grauenvolles, sprach ich zu dem Professor,
ich halte ihn, unerachtet er es nicht geradezu
ausgesprochen, für den ruchlosen Mörder seines
unschuldigen Weibes und seines Kindes. "Es ist
ein wahnsinniger Thor," erwiederte der Profes¬
sor, "dem ich den Muth zu solcher That gar nicht
zutraue. Ueber diesen Punkt läßt er sich niemals
deutlich aus, und es ist die Frage, ob er sich nicht
blos einbildet, an dem Tode seiner Frau und sei¬
nes Kindes Schuld zu seyn; er mahlt eben wie¬
der Marmor, erst in künftiger Nacht vollendet
er den Altar, dann ist er bei guter Laune, und

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verkauft, und er zog, nachdem er nur einiger¬
maßen ſich wieder erkraͤftigt, als ein ſiecher elen¬
der Bettler von dannen. — In der Folge naͤhrte
er ſich duͤrftig durch Wandmahlerei, die ihm hie
und da uͤbertragen wurde.


Bertholds Geſchichte hat etwas Entſetzli¬
ches und Grauenvolles, ſprach ich zu dem Profeſſor,
ich halte ihn, unerachtet er es nicht geradezu
ausgeſprochen, fuͤr den ruchloſen Moͤrder ſeines
unſchuldigen Weibes und ſeines Kindes. „Es iſt
ein wahnſinniger Thor,“ erwiederte der Profeſ¬
ſor, „dem ich den Muth zu ſolcher That gar nicht
zutraue. Ueber dieſen Punkt laͤßt er ſich niemals
deutlich aus, und es iſt die Frage, ob er ſich nicht
blos einbildet, an dem Tode ſeiner Frau und ſei¬
nes Kindes Schuld zu ſeyn; er mahlt eben wie¬
der Marmor, erſt in kuͤnftiger Nacht vollendet
er den Altar, dann iſt er bei guter Laune, und

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[275/0283] verkauft, und er zog, nachdem er nur einiger¬ maßen ſich wieder erkraͤftigt, als ein ſiecher elen¬ der Bettler von dannen. — In der Folge naͤhrte er ſich duͤrftig durch Wandmahlerei, die ihm hie und da uͤbertragen wurde. Bertholds Geſchichte hat etwas Entſetzli¬ ches und Grauenvolles, ſprach ich zu dem Profeſſor, ich halte ihn, unerachtet er es nicht geradezu ausgeſprochen, fuͤr den ruchloſen Moͤrder ſeines unſchuldigen Weibes und ſeines Kindes. „Es iſt ein wahnſinniger Thor,“ erwiederte der Profeſ¬ ſor, „dem ich den Muth zu ſolcher That gar nicht zutraue. Ueber dieſen Punkt laͤßt er ſich niemals deutlich aus, und es iſt die Frage, ob er ſich nicht blos einbildet, an dem Tode ſeiner Frau und ſei¬ nes Kindes Schuld zu ſeyn; er mahlt eben wie¬ der Marmor, erſt in kuͤnftiger Nacht vollendet er den Altar, dann iſt er bei guter Laune, und S 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/283>, abgerufen am 25.11.2024.