Blutdurst nicht gestillt. -- Berthold hatte sich aus einem brennenden Hause nur halb ange¬ kleidet gerettet, er stieß auf einen Haufen des Volks, der mit angezündeten Fackeln und blin¬ kenden Messern nach dem Pallast des Herzogs von T. eilte. Ihn für ihres gleichen haltend, dräng¬ ten sie ihn mit sich fort -- viva la santa fede brüllten die Wahnsinnigen, und in wenigen Mi¬ nuten waren der Herzog -- die Bedienten, alles was sich widersetzte, ermordet, und der Pallast loderte hoch in Flammen auf. -- Berthold war immer fort und fort in den Pallast hinein¬ gedrängt. -- Dicker Rauch wallte durch die lan¬ gen Gänge. -- Er lief schnell durch die aufge¬ sprengten Zimmer, auf's neue in Gefahr, in den Flammen umzukommen -- vergebens den Aus¬ gang suchend. -- Ein schneidendes Angstgeschrei schallt ihm entgegen -- er stürzt durch den Saal. -- Ein Weib ringt mit einem Lazzarone, der es mit starker Faust erfaßt hat, und im Be¬ griff ist ihm das Messer in die Brust zu stoßen --
Blutdurſt nicht geſtillt. — Berthold hatte ſich aus einem brennenden Hauſe nur halb ange¬ kleidet gerettet, er ſtieß auf einen Haufen des Volks, der mit angezuͤndeten Fackeln und blin¬ kenden Meſſern nach dem Pallaſt des Herzogs von T. eilte. Ihn fuͤr ihres gleichen haltend, draͤng¬ ten ſie ihn mit ſich fort — viva la santa fede bruͤllten die Wahnſinnigen, und in wenigen Mi¬ nuten waren der Herzog — die Bedienten, alles was ſich widerſetzte, ermordet, und der Pallaſt loderte hoch in Flammen auf. — Berthold war immer fort und fort in den Pallaſt hinein¬ gedraͤngt. — Dicker Rauch wallte durch die lan¬ gen Gaͤnge. — Er lief ſchnell durch die aufge¬ ſprengten Zimmer, auf's neue in Gefahr, in den Flammen umzukommen — vergebens den Aus¬ gang ſuchend. — Ein ſchneidendes Angſtgeſchrei ſchallt ihm entgegen — er ſtuͤrzt durch den Saal. — Ein Weib ringt mit einem Lazzarone, der es mit ſtarker Fauſt erfaßt hat, und im Be¬ griff iſt ihm das Meſſer in die Bruſt zu ſtoßen —
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Blutdurſt nicht geſtillt. — Berthold hatte
ſich aus einem brennenden Hauſe nur halb ange¬
kleidet gerettet, er ſtieß auf einen Haufen des
Volks, der mit angezuͤndeten Fackeln und blin¬
kenden Meſſern nach dem Pallaſt des Herzogs von
T. eilte. Ihn fuͤr ihres gleichen haltend, draͤng¬
ten ſie ihn mit ſich fort — viva la santa fede
bruͤllten die Wahnſinnigen, und in wenigen Mi¬
nuten waren der Herzog — die Bedienten, alles
was ſich widerſetzte, ermordet, und der Pallaſt
loderte hoch in Flammen auf. — Berthold
war immer fort und fort in den Pallaſt hinein¬
gedraͤngt. — Dicker Rauch wallte durch die lan¬
gen Gaͤnge. — Er lief ſchnell durch die aufge¬
ſprengten Zimmer, auf's neue in Gefahr, in den
Flammen umzukommen — vergebens den Aus¬
gang ſuchend. — Ein ſchneidendes Angſtgeſchrei
ſchallt ihm entgegen — er ſtuͤrzt durch den
Saal. — Ein Weib ringt mit einem Lazzarone,
der es mit ſtarker Fauſt erfaßt hat, und im Be¬
griff iſt ihm das Meſſer in die Bruſt zu ſtoßen —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/275>, abgerufen am 22.11.2024.
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