lich geöffnet war. Berthold hatte hier öfters gearbeitet, öfter noch in einer Grotte des Parks zur guten Zeit sich dem Spiel seiner fantastischen Träume hingegeben. Hier in dieser Grotte saß er eines Tages, von glühender Sehnsucht, die seine Brust zerriß, gemartert, und weinte heiße Thränen, daß der Stern des Himmels seine dunkle Bahn erleuchten möge; da rauschte es im Gebüsch, und die Gestalt eines hochherrlichen Weibes stand vor der Grotte.
"Die vollen Sonnenstrahlen fielen in das Engelsgesicht. -- Sie schaute mich an mit un¬ beschreiblichen Blick. -- Die heilige Kathari¬ na -- Nein, mehr als sie -- mein Ideal, mein Ideal war es! -- Wahnsinnig vor Entzücken stürzte ich nieder, da verschwebte die Gestalt freundlich lächelnd! -- Erhört war mein heiße¬ stes Gebet! --"
Florentin trat in die Grotte, er erstaunte über Berthold, der mit verklärtem Blick ihn an sein Herz drückte. -- Thränen stürzten ihm
lich geoͤffnet war. Berthold hatte hier oͤfters gearbeitet, oͤfter noch in einer Grotte des Parks zur guten Zeit ſich dem Spiel ſeiner fantaſtiſchen Traͤume hingegeben. Hier in dieſer Grotte ſaß er eines Tages, von gluͤhender Sehnſucht, die ſeine Bruſt zerriß, gemartert, und weinte heiße Thraͤnen, daß der Stern des Himmels ſeine dunkle Bahn erleuchten moͤge; da rauſchte es im Gebuͤſch, und die Geſtalt eines hochherrlichen Weibes ſtand vor der Grotte.
„Die vollen Sonnenſtrahlen fielen in das Engelsgeſicht. — Sie ſchaute mich an mit un¬ beſchreiblichen Blick. — Die heilige Kathari¬ na — Nein, mehr als ſie — mein Ideal, mein Ideal war es! — Wahnſinnig vor Entzuͤcken ſtuͤrzte ich nieder, da verſchwebte die Geſtalt freundlich laͤchelnd! — Erhoͤrt war mein heiße¬ ſtes Gebet! —“
Florentin trat in die Grotte, er erſtaunte uͤber Berthold, der mit verklaͤrtem Blick ihn an ſein Herz druͤckte. — Thraͤnen ſtuͤrzten ihm
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lich geoͤffnet war. Berthold hatte hier oͤfters
gearbeitet, oͤfter noch in einer Grotte des Parks
zur guten Zeit ſich dem Spiel ſeiner fantaſtiſchen
Traͤume hingegeben. Hier in dieſer Grotte ſaß
er eines Tages, von gluͤhender Sehnſucht, die
ſeine Bruſt zerriß, gemartert, und weinte heiße
Thraͤnen, daß der Stern des Himmels ſeine
dunkle Bahn erleuchten moͤge; da rauſchte es im
Gebuͤſch, und die Geſtalt eines hochherrlichen
Weibes ſtand vor der Grotte.
„Die vollen Sonnenſtrahlen fielen in das
Engelsgeſicht. — Sie ſchaute mich an mit un¬
beſchreiblichen Blick. — Die heilige Kathari¬
na — Nein, mehr als ſie — mein Ideal, mein
Ideal war es! — Wahnſinnig vor Entzuͤcken
ſtuͤrzte ich nieder, da verſchwebte die Geſtalt
freundlich laͤchelnd! — Erhoͤrt war mein heiße¬
ſtes Gebet! —“
Florentin trat in die Grotte, er erſtaunte
uͤber Berthold, der mit verklaͤrtem Blick ihn
an ſein Herz druͤckte. — Thraͤnen ſtuͤrzten ihm
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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