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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Züge dieser Hieroglyphen-Schrift waren mensch¬
liche Figuren, die sich in wunderlicher Verschlin¬
gung um einen Lichtpunkt bewegten. -- Dieser
Lichtpunkt sollte die herrlichste Gestalt seyn, die
je eines Bildners Fantasie aufgegangen; aber ver¬
gebens strebte ich, wenn sie im Traume von
Himmelsstrahlen umflossen mir erschien, ihre
Züge zu erfassen. Jeder Versuch, sie darzustellen,
mißlang auf schmähliche Weise, und ich verging
in heißer Sehnsucht. -- Florentin bemerkte
den bis zur Krankheit aufgeregten Zustand des
Freundes, er tröstete ihn, so gut er es vermochte.
Oft sagte er ihm, daß dies eben die Zeit des
Durchbruchs zur Erleuchtung sey; aber wie ein
Träumer schlich Berthold einher, und alle
seine Versuche blieben nur ohnmächtige Anstren¬
gungen des kraftlosen Kindes.

Unfern Neapel lag die Villa eines Herzogs,
die, weil sie die schönste Aussicht nach dem Vesuv
und in's Meer hinein gewährte, den frem¬
den Künstlern, vorzüglich den Landschaftern gast¬

Zuͤge dieſer Hieroglyphen-Schrift waren menſch¬
liche Figuren, die ſich in wunderlicher Verſchlin¬
gung um einen Lichtpunkt bewegten. — Dieſer
Lichtpunkt ſollte die herrlichſte Geſtalt ſeyn, die
je eines Bildners Fantaſie aufgegangen; aber ver¬
gebens ſtrebte ich, wenn ſie im Traume von
Himmelsſtrahlen umfloſſen mir erſchien, ihre
Zuͤge zu erfaſſen. Jeder Verſuch, ſie darzuſtellen,
mißlang auf ſchmaͤhliche Weiſe, und ich verging
in heißer Sehnſucht. — Florentin bemerkte
den bis zur Krankheit aufgeregten Zuſtand des
Freundes, er troͤſtete ihn, ſo gut er es vermochte.
Oft ſagte er ihm, daß dies eben die Zeit des
Durchbruchs zur Erleuchtung ſey; aber wie ein
Traͤumer ſchlich Berthold einher, und alle
ſeine Verſuche blieben nur ohnmaͤchtige Anſtren¬
gungen des kraftloſen Kindes.

Unfern Neapel lag die Villa eines Herzogs,
die, weil ſie die ſchoͤnſte Ausſicht nach dem Veſuv
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[262/0270] Zuͤge dieſer Hieroglyphen-Schrift waren menſch¬ liche Figuren, die ſich in wunderlicher Verſchlin¬ gung um einen Lichtpunkt bewegten. — Dieſer Lichtpunkt ſollte die herrlichſte Geſtalt ſeyn, die je eines Bildners Fantaſie aufgegangen; aber ver¬ gebens ſtrebte ich, wenn ſie im Traume von Himmelsſtrahlen umfloſſen mir erſchien, ihre Zuͤge zu erfaſſen. Jeder Verſuch, ſie darzuſtellen, mißlang auf ſchmaͤhliche Weiſe, und ich verging in heißer Sehnſucht. — Florentin bemerkte den bis zur Krankheit aufgeregten Zuſtand des Freundes, er troͤſtete ihn, ſo gut er es vermochte. Oft ſagte er ihm, daß dies eben die Zeit des Durchbruchs zur Erleuchtung ſey; aber wie ein Traͤumer ſchlich Berthold einher, und alle ſeine Verſuche blieben nur ohnmaͤchtige Anſtren¬ gungen des kraftloſen Kindes. Unfern Neapel lag die Villa eines Herzogs, die, weil ſie die ſchoͤnſte Ausſicht nach dem Veſuv und in's Meer hinein gewaͤhrte, den frem¬ den Kuͤnſtlern, vorzuͤglich den Landſchaftern gaſt¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/270>, abgerufen am 25.11.2024.