für Dich, für Deinen Künstlerberuf sprechen. Der, welcher in stetem unwandelbaren Vertrauen auf seine Kraft immer fortzuschreiten gedenkt, ist ein blöder Thor, der sich selbst täuscht; denn ihm fehlt ja der eigentliche Impuls zum Streben, der nur in dem Gedanken der Mangelhaftigkeit ruht. Harre aus! -- Bald wirst Du Dich erkräftigen, und dann ruhig, nicht durch das Urtheil, durch den Rath der Freunde, die Dich zu verstehen vielleicht gar nicht im Stande, gezügelt, den Weg fortwandeln, den Dir Deines Ichs eigne Natur vorgeschrieben. Ob Du Landschafter blei¬ ben, ob Du Historienmahler werden willst, wirst Du dann selbst entscheiden können, und an keine feindliche Absonderung der Zweige eines Stam¬ mes denken."
Es begab sich, daß gerade zu der Zeit, als Berthold diesen tröstenden Brief von seinem alten Lehrer und Freunde erhielt, sich Philipp Hackert's Ruhm in Rom verbreitet hatte. Einige von ihm dort aufgestellte Stücke von wunderbarer
fuͤr Dich, fuͤr Deinen Kuͤnſtlerberuf ſprechen. Der, welcher in ſtetem unwandelbaren Vertrauen auf ſeine Kraft immer fortzuſchreiten gedenkt, iſt ein bloͤder Thor, der ſich ſelbſt taͤuſcht; denn ihm fehlt ja der eigentliche Impuls zum Streben, der nur in dem Gedanken der Mangelhaftigkeit ruht. Harre aus! — Bald wirſt Du Dich erkraͤftigen, und dann ruhig, nicht durch das Urtheil, durch den Rath der Freunde, die Dich zu verſtehen vielleicht gar nicht im Stande, gezuͤgelt, den Weg fortwandeln, den Dir Deines Ichs eigne Natur vorgeſchrieben. Ob Du Landſchafter blei¬ ben, ob Du Hiſtorienmahler werden willſt, wirſt Du dann ſelbſt entſcheiden koͤnnen, und an keine feindliche Abſonderung der Zweige eines Stam¬ mes denken.“
Es begab ſich, daß gerade zu der Zeit, als Berthold dieſen troͤſtenden Brief von ſeinem alten Lehrer und Freunde erhielt, ſich Philipp Hackert's Ruhm in Rom verbreitet hatte. Einige von ihm dort aufgeſtellte Stuͤcke von wunderbarer
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fuͤr Dich, fuͤr Deinen Kuͤnſtlerberuf ſprechen.
Der, welcher in ſtetem unwandelbaren Vertrauen
auf ſeine Kraft immer fortzuſchreiten gedenkt, iſt
ein bloͤder Thor, der ſich ſelbſt taͤuſcht; denn ihm
fehlt ja der eigentliche Impuls zum Streben, der
nur in dem Gedanken der Mangelhaftigkeit ruht.
Harre aus! — Bald wirſt Du Dich erkraͤftigen,
und dann ruhig, nicht durch das Urtheil, durch
den Rath der Freunde, die Dich zu verſtehen
vielleicht gar nicht im Stande, gezuͤgelt, den
Weg fortwandeln, den Dir Deines Ichs eigne
Natur vorgeſchrieben. Ob Du Landſchafter blei¬
ben, ob Du Hiſtorienmahler werden willſt, wirſt
Du dann ſelbſt entſcheiden koͤnnen, und an keine
feindliche Abſonderung der Zweige eines Stam¬
mes denken.“
Es begab ſich, daß gerade zu der Zeit, als
Berthold dieſen troͤſtenden Brief von ſeinem
alten Lehrer und Freunde erhielt, ſich Philipp
Hackert's Ruhm in Rom verbreitet hatte. Einige
von ihm dort aufgeſtellte Stuͤcke von wunderbarer
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/255>, abgerufen am 25.11.2024.
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