seyn, sprang das Gemählde wunderbar hervor. "In der That herrlich -- ganz herrlich," rief ich voll Bewunderung aus. "Meinen Sie," sprach Berthold mit matter Stimme: "Meinen Sie, daß etwas daraus werden wird? -- Ich gab mir wenigstens alle Mühe richtig zu zeichnen; aber nun kann ich nicht mehr." -- "Keinen Pinselstrich weiter, lieber Berthold!" sprach ich: "es ist beinahe unglaublich, wie Sie mit einem solchen Werk in wenigen Stunden so weit vorrücken konnten; aber Sie greifen Sich zu sehr an, und verschwenden Ihre Kraft." "Und doch," erwiederte Berthold, "sind das meine glücklich¬ sten Stunden. -- Vielleicht schwazte ich zu viel, aber es sind ja nur Worte, in die sich der das Innere zerreissende Schmerz auflöst." "Sie schei¬ nen Sich sehr unglücklich zu fühlen, mein armer Freund," sprach ich: "irgend ein furchtbares Er¬ eigniß trat feindlich zerstörend in ihr Leben!" -- Der Mahler trug langsam seine Geräthschaften in die Capelle, löschte die Fackel aus, kam dann
ſeyn, ſprang das Gemaͤhlde wunderbar hervor. „In der That herrlich — ganz herrlich,“ rief ich voll Bewunderung aus. „Meinen Sie,“ ſprach Berthold mit matter Stimme: „Meinen Sie, daß etwas daraus werden wird? — Ich gab mir wenigſtens alle Muͤhe richtig zu zeichnen; aber nun kann ich nicht mehr.“ — „Keinen Pinſelſtrich weiter, lieber Berthold!“ ſprach ich: „es iſt beinahe unglaublich, wie Sie mit einem ſolchen Werk in wenigen Stunden ſo weit vorruͤcken konnten; aber Sie greifen Sich zu ſehr an, und verſchwenden Ihre Kraft.“ „Und doch,“ erwiederte Berthold, „ſind das meine gluͤcklich¬ ſten Stunden. — Vielleicht ſchwazte ich zu viel, aber es ſind ja nur Worte, in die ſich der das Innere zerreiſſende Schmerz aufloͤſt.“ „Sie ſchei¬ nen Sich ſehr ungluͤcklich zu fuͤhlen, mein armer Freund,“ ſprach ich: „irgend ein furchtbares Er¬ eigniß trat feindlich zerſtoͤrend in ihr Leben!“ — Der Mahler trug langſam ſeine Geraͤthſchaften in die Capelle, loͤſchte die Fackel aus, kam dann
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ſeyn, ſprang das Gemaͤhlde wunderbar hervor.
„In der That herrlich — ganz herrlich,“ rief ich
voll Bewunderung aus. „Meinen Sie,“ ſprach
Berthold mit matter Stimme: „Meinen Sie,
daß etwas daraus werden wird? — Ich gab
mir wenigſtens alle Muͤhe richtig zu zeichnen;
aber nun kann ich nicht mehr.“ — „Keinen
Pinſelſtrich weiter, lieber Berthold!“ ſprach
ich: „es iſt beinahe unglaublich, wie Sie mit
einem ſolchen Werk in wenigen Stunden ſo weit
vorruͤcken konnten; aber Sie greifen Sich zu ſehr
an, und verſchwenden Ihre Kraft.“ „Und doch,“
erwiederte Berthold, „ſind das meine gluͤcklich¬
ſten Stunden. — Vielleicht ſchwazte ich zu viel,
aber es ſind ja nur Worte, in die ſich der das
Innere zerreiſſende Schmerz aufloͤſt.“ „Sie ſchei¬
nen Sich ſehr ungluͤcklich zu fuͤhlen, mein armer
Freund,“ ſprach ich: „irgend ein furchtbares Er¬
eigniß trat feindlich zerſtoͤrend in ihr Leben!“ —
Der Mahler trug langſam ſeine Geraͤthſchaften
in die Capelle, loͤſchte die Fackel aus, kam dann
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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