oben über den Sternen erschauen wollte!" -- Tief seufzte der Mahler auf, er fuhr mit der Hand über die Stirn, und blickte dann in die Höhe. "Aber was schwatze ich mit Euch, Geselle, da drunten für tolles Zeug, und mahle nicht wei¬ ter? -- Schaut her Geselle, das nenne ich treu und ehrlich gezeichnet. Wie herrlich ist die Re¬ gel! -- alle Linien einen sich zum bestimmten Zweck, zu bestimmter deutlich gedachter Wirkung. Nur das Gemessene ist rein menschlich; was drü¬ ber geht, vom Uebel. Das Uebermenschliche muß Gott, oder Teufel seyn; sollten beide nicht in der Mathematik von Menschen übertroffen werden? Sollt' es nicht denkbar seyn, daß Gott uns aus¬ drücklich erschaffen hätte, um das, was nach ge¬ messenen erkennbaren Regeln darzustellen ist, kurz, das rein Commensurable, zu besorgen für seinen Hausbedarf, so wie wir unsrerseits wieder Säge¬ mühlen und Spinnmaschinen bauen, als mecha¬ nische Werkmeister unseres Bedarfs. Professor Walther behauptete neulich, daß gewisse Thiere
oben uͤber den Sternen erſchauen wollte!“ — Tief ſeufzte der Mahler auf, er fuhr mit der Hand uͤber die Stirn, und blickte dann in die Hoͤhe. „Aber was ſchwatze ich mit Euch, Geſelle, da drunten fuͤr tolles Zeug, und mahle nicht wei¬ ter? — Schaut her Geſelle, das nenne ich treu und ehrlich gezeichnet. Wie herrlich iſt die Re¬ gel! — alle Linien einen ſich zum beſtimmten Zweck, zu beſtimmter deutlich gedachter Wirkung. Nur das Gemeſſene iſt rein menſchlich; was druͤ¬ ber geht, vom Uebel. Das Uebermenſchliche muß Gott, oder Teufel ſeyn; ſollten beide nicht in der Mathematik von Menſchen uͤbertroffen werden? Sollt' es nicht denkbar ſeyn, daß Gott uns aus¬ druͤcklich erſchaffen haͤtte, um das, was nach ge¬ meſſenen erkennbaren Regeln darzuſtellen iſt, kurz, das rein Commenſurable, zu beſorgen fuͤr ſeinen Hausbedarf, ſo wie wir unſrerſeits wieder Saͤge¬ muͤhlen und Spinnmaſchinen bauen, als mecha¬ niſche Werkmeiſter unſeres Bedarfs. Profeſſor Walther behauptete neulich, daß gewiſſe Thiere
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oben uͤber den Sternen erſchauen wollte!“ —
Tief ſeufzte der Mahler auf, er fuhr mit der
Hand uͤber die Stirn, und blickte dann in die
Hoͤhe. „Aber was ſchwatze ich mit Euch, Geſelle,
da drunten fuͤr tolles Zeug, und mahle nicht wei¬
ter? — Schaut her Geſelle, das nenne ich treu
und ehrlich gezeichnet. Wie herrlich iſt die Re¬
gel! — alle Linien einen ſich zum beſtimmten
Zweck, zu beſtimmter deutlich gedachter Wirkung.
Nur das Gemeſſene iſt rein menſchlich; was druͤ¬
ber geht, vom Uebel. Das Uebermenſchliche muß
Gott, oder Teufel ſeyn; ſollten beide nicht in der
Mathematik von Menſchen uͤbertroffen werden?
Sollt' es nicht denkbar ſeyn, daß Gott uns aus¬
druͤcklich erſchaffen haͤtte, um das, was nach ge¬
meſſenen erkennbaren Regeln darzuſtellen iſt, kurz,
das rein Commenſurable, zu beſorgen fuͤr ſeinen
Hausbedarf, ſo wie wir unſrerſeits wieder Saͤge¬
muͤhlen und Spinnmaſchinen bauen, als mecha¬
niſche Werkmeiſter unſeres Bedarfs. Profeſſor
Walther behauptete neulich, daß gewiſſe Thiere
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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