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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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antrugen, mit Freuden, und in der That war
seine Ankunft ein Glücksfall für uns; denn weder
hier, noch in der Gegend weit umher hätten wir
einen Mahler auftreiben können, der für alles,
dessen es hier zu mahlen bedarf, so tüchtig gewe¬
sen wäre. Uebrigens ist es der gutmüthigste
Mensch von der Welt, den wir alle recht lieben,
und so kommt es denn, daß er in unserm Colle¬
gio gut aufgenommen wurde. Außer dem an¬
sehnlichen Honorar, das er für seine Arbeit erhält,
verköstigen wir ihn; dies ist aber für uns ein
sehr geringer Aufwand, denn er ist beinahe zu
mäßig, welches freilich seinem kränklichen Körper
zusagen mag."

"Aber," fiel ich ein, "er schien heute so mür¬
risch -- so aufgeregt." "Das hat seine besondere
Ursache," erwiederte der Professor, "doch lassen
Sie uns einige schöne Gemählde der Seiten-Al¬
täre anschauen, die vor einiger Zeit ein glückli¬
cher Zufall uns verschaffte. Nur ein einziges
Original, ein Dominichino, ist dabei, die anderen

antrugen, mit Freuden, und in der That war
ſeine Ankunft ein Gluͤcksfall fuͤr uns; denn weder
hier, noch in der Gegend weit umher haͤtten wir
einen Mahler auftreiben koͤnnen, der fuͤr alles,
deſſen es hier zu mahlen bedarf, ſo tuͤchtig gewe¬
ſen waͤre. Uebrigens iſt es der gutmuͤthigſte
Menſch von der Welt, den wir alle recht lieben,
und ſo kommt es denn, daß er in unſerm Colle¬
gio gut aufgenommen wurde. Außer dem an¬
ſehnlichen Honorar, das er fuͤr ſeine Arbeit erhaͤlt,
verkoͤſtigen wir ihn; dies iſt aber fuͤr uns ein
ſehr geringer Aufwand, denn er iſt beinahe zu
maͤßig, welches freilich ſeinem kraͤnklichen Koͤrper
zuſagen mag.“

„Aber,“ fiel ich ein, „er ſchien heute ſo muͤr¬
riſch — ſo aufgeregt.“ „Das hat ſeine beſondere
Urſache,“ erwiederte der Profeſſor, „doch laſſen
Sie uns einige ſchoͤne Gemaͤhlde der Seiten-Al¬
taͤre anſchauen, die vor einiger Zeit ein gluͤckli¬
cher Zufall uns verſchaffte. Nur ein einziges
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[219/0227] antrugen, mit Freuden, und in der That war ſeine Ankunft ein Gluͤcksfall fuͤr uns; denn weder hier, noch in der Gegend weit umher haͤtten wir einen Mahler auftreiben koͤnnen, der fuͤr alles, deſſen es hier zu mahlen bedarf, ſo tuͤchtig gewe¬ ſen waͤre. Uebrigens iſt es der gutmuͤthigſte Menſch von der Welt, den wir alle recht lieben, und ſo kommt es denn, daß er in unſerm Colle¬ gio gut aufgenommen wurde. Außer dem an¬ ſehnlichen Honorar, das er fuͤr ſeine Arbeit erhaͤlt, verkoͤſtigen wir ihn; dies iſt aber fuͤr uns ein ſehr geringer Aufwand, denn er iſt beinahe zu maͤßig, welches freilich ſeinem kraͤnklichen Koͤrper zuſagen mag.“ „Aber,“ fiel ich ein, „er ſchien heute ſo muͤr¬ riſch — ſo aufgeregt.“ „Das hat ſeine beſondere Urſache,“ erwiederte der Profeſſor, „doch laſſen Sie uns einige ſchoͤne Gemaͤhlde der Seiten-Al¬ taͤre anſchauen, die vor einiger Zeit ein gluͤckli¬ cher Zufall uns verſchaffte. Nur ein einziges Original, ein Dominichino, iſt dabei, die anderen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/227>, abgerufen am 25.11.2024.