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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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und wahrhaftig Giorgina's Vater sei." "Al¬
lerdings bin ich das," erwiederte Trabacchio.
"In der Gegend von Neapel entführte ich einst
ein bildschönes Mädchen, die mir eine Tochter
gebar. Nun weißt Du schon, Andres, daß
eines der größten Kunststücke meines Vaters die
Bereitung jenes köstlichen wundersamen Liquors
war, wozu das Hauptingredienz das Herzblut
von Kindern ist, die neun Wochen, neun Monate,
oder neun Jahre alt und von den Eltern dem
Laboranten freiwillig anvertraut seyn müssen.
Je näher die Kinder mit dem Laboranten in
Beziehung stehen, desto wirkungsvoller entsteht
aus ihrem Herzblut Lebenskraft, stete Verjüngung,
ja selbst die Bereitung des künstlichen Goldes.
Deshalb schlachtete mein Vater seine Kinder und
ich war froh, das Töchterlein, das mir mein
Weib geboren, auf solche verruchte Weise höheren
Zwecken opfern zu können. Noch kann ich nicht
begreifen, auf welche Weise mein Weib die böse
Absicht ahnte; aber sie war vor Ablauf der neun¬

und wahrhaftig Giorgina's Vater ſei.“ „Al¬
lerdings bin ich das,“ erwiederte Trabacchio.
„In der Gegend von Neapel entfuͤhrte ich einſt
ein bildſchoͤnes Maͤdchen, die mir eine Tochter
gebar. Nun weißt Du ſchon, Andres, daß
eines der groͤßten Kunſtſtuͤcke meines Vaters die
Bereitung jenes koͤſtlichen wunderſamen Liquors
war, wozu das Hauptingredienz das Herzblut
von Kindern iſt, die neun Wochen, neun Monate,
oder neun Jahre alt und von den Eltern dem
Laboranten freiwillig anvertraut ſeyn muͤſſen.
Je naͤher die Kinder mit dem Laboranten in
Beziehung ſtehen, deſto wirkungsvoller entſteht
aus ihrem Herzblut Lebenskraft, ſtete Verjuͤngung,
ja ſelbſt die Bereitung des kuͤnſtlichen Goldes.
Deshalb ſchlachtete mein Vater ſeine Kinder und
ich war froh, das Toͤchterlein, das mir mein
Weib geboren, auf ſolche verruchte Weiſe hoͤheren
Zwecken opfern zu koͤnnen. Noch kann ich nicht
begreifen, auf welche Weiſe mein Weib die boͤſe
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[200/0208] und wahrhaftig Giorgina's Vater ſei.“ „Al¬ lerdings bin ich das,“ erwiederte Trabacchio. „In der Gegend von Neapel entfuͤhrte ich einſt ein bildſchoͤnes Maͤdchen, die mir eine Tochter gebar. Nun weißt Du ſchon, Andres, daß eines der groͤßten Kunſtſtuͤcke meines Vaters die Bereitung jenes koͤſtlichen wunderſamen Liquors war, wozu das Hauptingredienz das Herzblut von Kindern iſt, die neun Wochen, neun Monate, oder neun Jahre alt und von den Eltern dem Laboranten freiwillig anvertraut ſeyn muͤſſen. Je naͤher die Kinder mit dem Laboranten in Beziehung ſtehen, deſto wirkungsvoller entſteht aus ihrem Herzblut Lebenskraft, ſtete Verjuͤngung, ja ſelbſt die Bereitung des kuͤnſtlichen Goldes. Deshalb ſchlachtete mein Vater ſeine Kinder und ich war froh, das Toͤchterlein, das mir mein Weib geboren, auf ſolche verruchte Weiſe hoͤheren Zwecken opfern zu koͤnnen. Noch kann ich nicht begreifen, auf welche Weiſe mein Weib die boͤſe Abſicht ahnte; aber ſie war vor Ablauf der neun¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/208>, abgerufen am 26.11.2024.