durch den unsäglichen Schmerz der Tortur kör¬ perlich zu Grunde gerichtet, siech und krank da¬ her schwankte und kaum noch die Jagd treiben konnte, so welkte auch Giorgina, deren südliche Natur von dem Grame, von der Angst, von dem Entsetzen, wie von brennender Gluth aufgezehrt wurde, zusehends hin. Keine Hülfe war für sie mehr vorhanden, sie starb wenige Monate nach ihres Mannes Rückkehr. Andres wollte ver¬ zweifeln und nur der wunderschöne kluge Knabe, der Mutter getreues Ebenbild, vermochte ihn zu trösten. Um dieses willen that er alles, sein Leben zu erhalten, und sich so viel als möglich zu kräftigen, so daß er nach Verlauf von beinahe zwei Jahren wol an Gesundheit zugenommen und manchen lustigen Jägergang in den Forst unter¬ nehmen konnte. -- Der Prozeß wider den Tra¬ bacchio hatte endlich sein Ende erreicht und er war, so wie vor alter Zeit sein Vater, zum Tode durchs Feuer verdammt worden, den er in weni¬ ger Zeit erleiden sollte. --
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durch den unſaͤglichen Schmerz der Tortur koͤr¬ perlich zu Grunde gerichtet, ſiech und krank da¬ her ſchwankte und kaum noch die Jagd treiben konnte, ſo welkte auch Giorgina, deren ſuͤdliche Natur von dem Grame, von der Angſt, von dem Entſetzen, wie von brennender Gluth aufgezehrt wurde, zuſehends hin. Keine Huͤlfe war fuͤr ſie mehr vorhanden, ſie ſtarb wenige Monate nach ihres Mannes Ruͤckkehr. Andres wollte ver¬ zweifeln und nur der wunderſchoͤne kluge Knabe, der Mutter getreues Ebenbild, vermochte ihn zu troͤſten. Um dieſes willen that er alles, ſein Leben zu erhalten, und ſich ſo viel als moͤglich zu kraͤftigen, ſo daß er nach Verlauf von beinahe zwei Jahren wol an Geſundheit zugenommen und manchen luſtigen Jaͤgergang in den Forſt unter¬ nehmen konnte. — Der Prozeß wider den Tra¬ bacchio hatte endlich ſein Ende erreicht und er war, ſo wie vor alter Zeit ſein Vater, zum Tode durchs Feuer verdammt worden, den er in weni¬ ger Zeit erleiden ſollte. —
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durch den unſaͤglichen Schmerz der Tortur koͤr¬
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her ſchwankte und kaum noch die Jagd treiben
konnte, ſo welkte auch Giorgina, deren ſuͤdliche
Natur von dem Grame, von der Angſt, von dem
Entſetzen, wie von brennender Gluth aufgezehrt
wurde, zuſehends hin. Keine Huͤlfe war fuͤr ſie
mehr vorhanden, ſie ſtarb wenige Monate nach
ihres Mannes Ruͤckkehr. Andres wollte ver¬
zweifeln und nur der wunderſchoͤne kluge Knabe,
der Mutter getreues Ebenbild, vermochte ihn
zu troͤſten. Um dieſes willen that er alles, ſein
Leben zu erhalten, und ſich ſo viel als moͤglich zu
kraͤftigen, ſo daß er nach Verlauf von beinahe zwei
Jahren wol an Geſundheit zugenommen und
manchen luſtigen Jaͤgergang in den Forſt unter¬
nehmen konnte. — Der Prozeß wider den Tra¬
bacchio hatte endlich ſein Ende erreicht und er
war, ſo wie vor alter Zeit ſein Vater, zum Tode
durchs Feuer verdammt worden, den er in weni¬
ger Zeit erleiden ſollte. —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/203>, abgerufen am 27.11.2024.
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