des Gewölbes entsetzliche Stimmen, es rauschte auf und nieder, wie mit eiskalten Flügeln schlug es an die Gesichter der Arbeiter und ein schnei¬ dender Zugwind pfiff in gellenden gräßlichen Tönen durch den Gang, so daß von Grausen und Ent¬ setzen ergriffen alle flohen, und am Ende niemand mehr sich an die Thür des Gewölbes wagen wollte, aus Furcht wahnsinnig zu werden vor Angst und Schrecken. Den Geistlichen, die sich der Thür nahten, ging es nicht besser und es blieb nichts übrig, als die Ankunft eines alten Dominikaners aus Palermo zu erwarten, dessen Standhaftig¬ keit und Frömmigkeit bisher alle Künste des Sa¬ tans weichen mußten. Als dieser Mönch sich nun in Neapel befand, war er bereit den teufli¬ schen Spuk in Trabacchio's Gewölbe zu be¬ kämpfen, und verfügte sich hin, ausgerüstet mit Kreuz und Weihwasser, begleitet von mehreren Geistlichen und Gerichtspersonen, die aber weit von der Thür entfernt blieben. Der alte Domi¬ nikaner ging betend auf die Thür los; aber da
des Gewoͤlbes entſetzliche Stimmen, es rauſchte auf und nieder, wie mit eiskalten Fluͤgeln ſchlug es an die Geſichter der Arbeiter und ein ſchnei¬ dender Zugwind pfiff in gellenden graͤßlichen Toͤnen durch den Gang, ſo daß von Grauſen und Ent¬ ſetzen ergriffen alle flohen, und am Ende niemand mehr ſich an die Thuͤr des Gewoͤlbes wagen wollte, aus Furcht wahnſinnig zu werden vor Angſt und Schrecken. Den Geiſtlichen, die ſich der Thuͤr nahten, ging es nicht beſſer und es blieb nichts uͤbrig, als die Ankunft eines alten Dominikaners aus Palermo zu erwarten, deſſen Standhaftig¬ keit und Froͤmmigkeit bisher alle Kuͤnſte des Sa¬ tans weichen mußten. Als dieſer Moͤnch ſich nun in Neapel befand, war er bereit den teufli¬ ſchen Spuk in Trabacchio's Gewoͤlbe zu be¬ kaͤmpfen, und verfuͤgte ſich hin, ausgeruͤſtet mit Kreuz und Weihwaſſer, begleitet von mehreren Geiſtlichen und Gerichtsperſonen, die aber weit von der Thuͤr entfernt blieben. Der alte Domi¬ nikaner ging betend auf die Thuͤr los; aber da
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des Gewoͤlbes entſetzliche Stimmen, es rauſchte
auf und nieder, wie mit eiskalten Fluͤgeln ſchlug
es an die Geſichter der Arbeiter und ein ſchnei¬
dender Zugwind pfiff in gellenden graͤßlichen Toͤnen
durch den Gang, ſo daß von Grauſen und Ent¬
ſetzen ergriffen alle flohen, und am Ende niemand
mehr ſich an die Thuͤr des Gewoͤlbes wagen wollte,
aus Furcht wahnſinnig zu werden vor Angſt und
Schrecken. Den Geiſtlichen, die ſich der Thuͤr
nahten, ging es nicht beſſer und es blieb nichts
uͤbrig, als die Ankunft eines alten Dominikaners
aus Palermo zu erwarten, deſſen Standhaftig¬
keit und Froͤmmigkeit bisher alle Kuͤnſte des Sa¬
tans weichen mußten. Als dieſer Moͤnch ſich
nun in Neapel befand, war er bereit den teufli¬
ſchen Spuk in Trabacchio's Gewoͤlbe zu be¬
kaͤmpfen, und verfuͤgte ſich hin, ausgeruͤſtet mit
Kreuz und Weihwaſſer, begleitet von mehreren
Geiſtlichen und Gerichtsperſonen, die aber weit
von der Thuͤr entfernt blieben. Der alte Domi¬
nikaner ging betend auf die Thuͤr los; aber da
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/194>, abgerufen am 28.11.2024.
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