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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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wandte sich Denner, den man unterdessen
ordentlich verbunden hatte, und der kaum irgend
einen Schmerz mehr zu fühlen schien, zu Andres
und sprach: "Ich habe dein Weib vom Tode er¬
rettet, Du hast mich in dieser Nacht der Gefan¬
genschaft entzogen und mich folglich auch von
dem mir gewissen Tode befreit, wir sind quit!
Du kannst in Deine Wohnung zurückkehren. In
den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen, verlas¬
sen wir die Gegend; Du magst daher ganz ruhig
darüber seyn, daß wir Dir ähnliches, so wie heu¬
te, zumuthen werden. Du bist ja so ein gottes¬
fürchtiger Narr und uns nicht brauchbar. Es ist
indessen billig, daß Du Theil am heutigen Raube
nehmest und überdem für meine Rettung belohnt
werdest. Nimm daher diesen Beutel mit Gold und
behalte mich in gutem Andenken; denn über's
Jahr hoffe ich bei Dir einzusprechen. "Gott der
Herr soll mich behüten," erwiederte Andres
heftig, daß ich auch nur einen Pfennig von Eurem
schändlichen Raube nehmen sollte. Habt Ihr mich

doch

wandte ſich Denner, den man unterdeſſen
ordentlich verbunden hatte, und der kaum irgend
einen Schmerz mehr zu fuͤhlen ſchien, zu Andres
und ſprach: „Ich habe dein Weib vom Tode er¬
rettet, Du haſt mich in dieſer Nacht der Gefan¬
genſchaft entzogen und mich folglich auch von
dem mir gewiſſen Tode befreit, wir ſind quit!
Du kannſt in Deine Wohnung zuruͤckkehren. In
den naͤchſten Tagen, vielleicht ſchon morgen, verlaſ¬
ſen wir die Gegend; Du magſt daher ganz ruhig
daruͤber ſeyn, daß wir Dir aͤhnliches, ſo wie heu¬
te, zumuthen werden. Du biſt ja ſo ein gottes¬
fuͤrchtiger Narr und uns nicht brauchbar. Es iſt
indeſſen billig, daß Du Theil am heutigen Raube
nehmeſt und uͤberdem fuͤr meine Rettung belohnt
werdeſt. Nimm daher dieſen Beutel mit Gold und
behalte mich in gutem Andenken; denn uͤber's
Jahr hoffe ich bei Dir einzuſprechen. „Gott der
Herr ſoll mich behuͤten,“ erwiederte Andres
heftig, daß ich auch nur einen Pfennig von Eurem
ſchaͤndlichen Raube nehmen ſollte. Habt Ihr mich

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[128/0136] wandte ſich Denner, den man unterdeſſen ordentlich verbunden hatte, und der kaum irgend einen Schmerz mehr zu fuͤhlen ſchien, zu Andres und ſprach: „Ich habe dein Weib vom Tode er¬ rettet, Du haſt mich in dieſer Nacht der Gefan¬ genſchaft entzogen und mich folglich auch von dem mir gewiſſen Tode befreit, wir ſind quit! Du kannſt in Deine Wohnung zuruͤckkehren. In den naͤchſten Tagen, vielleicht ſchon morgen, verlaſ¬ ſen wir die Gegend; Du magſt daher ganz ruhig daruͤber ſeyn, daß wir Dir aͤhnliches, ſo wie heu¬ te, zumuthen werden. Du biſt ja ſo ein gottes¬ fuͤrchtiger Narr und uns nicht brauchbar. Es iſt indeſſen billig, daß Du Theil am heutigen Raube nehmeſt und uͤberdem fuͤr meine Rettung belohnt werdeſt. Nimm daher dieſen Beutel mit Gold und behalte mich in gutem Andenken; denn uͤber's Jahr hoffe ich bei Dir einzuſprechen. „Gott der Herr ſoll mich behuͤten,“ erwiederte Andres heftig, daß ich auch nur einen Pfennig von Eurem ſchaͤndlichen Raube nehmen ſollte. Habt Ihr mich doch

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/136>, abgerufen am 22.11.2024.