wie er war, auf die Schultern warf und schnell forteilte. Ohne verfolgt zu werden, erreichte er glücklich den Wald. Nur einzelne Schüsse fie¬ len hin und wieder und bald wurde es ganz still; ein Zeichen, daß es den Räubern, die nicht ver¬ wundet auf dem Platze liegen geblieben, geglückt war, in den Wald zu entkommen und daß es den Jägern und Bauern nicht rathsam schien, in das Dickicht einzubrechen: "Setze mich nur nieder, Andres!" sprach Denner, "ich bin in den Fuß verwundet und verdammt, daß ich umstürzte, denn, unerachtet mich die Wunde sehr schmerzt, glaub' ich doch nicht einmal, daß sie bedeutend ist." Andres that es, Denner holte eine kleine Phiole aus der Tasche und als er sie öffnete, strahlte ein helles Licht heraus, bei dem Andres die Wunde genau untersuchen konnte: Denner hatte Recht; nur ein starker Streifschuß hatte den rechten Fuß getroffen, der stark blutete. An¬ dres verband die Wunde mit seinem Schnupf¬ tuch, Denner ließ seine Pfeife ertönen, aus
wie er war, auf die Schultern warf und ſchnell forteilte. Ohne verfolgt zu werden, erreichte er gluͤcklich den Wald. Nur einzelne Schuͤſſe fie¬ len hin und wieder und bald wurde es ganz ſtill; ein Zeichen, daß es den Raͤubern, die nicht ver¬ wundet auf dem Platze liegen geblieben, gegluͤckt war, in den Wald zu entkommen und daß es den Jaͤgern und Bauern nicht rathſam ſchien, in das Dickicht einzubrechen: „Setze mich nur nieder, Andres!“ ſprach Denner, „ich bin in den Fuß verwundet und verdammt, daß ich umſtuͤrzte, denn, unerachtet mich die Wunde ſehr ſchmerzt, glaub' ich doch nicht einmal, daß ſie bedeutend iſt.“ Andres that es, Denner holte eine kleine Phiole aus der Taſche und als er ſie oͤffnete, ſtrahlte ein helles Licht heraus, bei dem Andres die Wunde genau unterſuchen konnte: Denner hatte Recht; nur ein ſtarker Streifſchuß hatte den rechten Fuß getroffen, der ſtark blutete. An¬ dres verband die Wunde mit ſeinem Schnupf¬ tuch, Denner ließ ſeine Pfeife ertoͤnen, aus
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wie er war, auf die Schultern warf und ſchnell
forteilte. Ohne verfolgt zu werden, erreichte er
gluͤcklich den Wald. Nur einzelne Schuͤſſe fie¬
len hin und wieder und bald wurde es ganz ſtill;
ein Zeichen, daß es den Raͤubern, die nicht ver¬
wundet auf dem Platze liegen geblieben, gegluͤckt
war, in den Wald zu entkommen und daß es den
Jaͤgern und Bauern nicht rathſam ſchien, in das
Dickicht einzubrechen: „Setze mich nur nieder,
Andres!“ ſprach Denner, „ich bin in den Fuß
verwundet und verdammt, daß ich umſtuͤrzte,
denn, unerachtet mich die Wunde ſehr ſchmerzt,
glaub' ich doch nicht einmal, daß ſie bedeutend
iſt.“ Andres that es, Denner holte eine kleine
Phiole aus der Taſche und als er ſie oͤffnete,
ſtrahlte ein helles Licht heraus, bei dem Andres
die Wunde genau unterſuchen konnte: Denner
hatte Recht; nur ein ſtarker Streifſchuß hatte
den rechten Fuß getroffen, der ſtark blutete. An¬
dres verband die Wunde mit ſeinem Schnupf¬
tuch, Denner ließ ſeine Pfeife ertoͤnen, aus
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/134>, abgerufen am 22.11.2024.
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