beginnen, da er sonst erst in später Nacht in sein Haus zurückkehren und seine Giorgina in Furcht und Angst setzen würde.
Der Fremde sagte beim Abschiede noch Gior¬ ginen: daß er ausdrücklich ihr erlaube, sich, wenn es ihr Vergnügen mache, mit seinen Ge¬ schmeiden zu schmücken, da es ihr ja ohnedies in diesem einsamen wilden Forst an jeder Belusti¬ gung mangle. Giorgina erröthete vor innerm Vergnügen, da sie freilich die ihrer Nation eigne Lust an glänzendem Staat und vorzüglich an kost¬ baren Steinen nicht unterdrücken konnte. -- Nun schritten Denner und Andres rasch vorwärts durch den finstern öden Wald. In dem dicksten Gebüsch schnupperten die Doggen umher und klaff¬ ten, den Herrn mit klugen beredten Augen an¬ schauend. "Hier ist es nicht geheuer," sprach Andres, spannte den Hahn seiner Büchse und schritt mit den Hunden bedächtig vor dem frem¬ den Kaufmann her. Oft war es ihm, als rau¬ sche es in den Bäumen und bald erblickte er in
beginnen, da er ſonſt erſt in ſpaͤter Nacht in ſein Haus zuruͤckkehren und ſeine Giorgina in Furcht und Angſt ſetzen wuͤrde.
Der Fremde ſagte beim Abſchiede noch Gior¬ ginen: daß er ausdruͤcklich ihr erlaube, ſich, wenn es ihr Vergnuͤgen mache, mit ſeinen Ge¬ ſchmeiden zu ſchmuͤcken, da es ihr ja ohnedies in dieſem einſamen wilden Forſt an jeder Beluſti¬ gung mangle. Giorgina erroͤthete vor innerm Vergnuͤgen, da ſie freilich die ihrer Nation eigne Luſt an glaͤnzendem Staat und vorzuͤglich an koſt¬ baren Steinen nicht unterdruͤcken konnte. — Nun ſchritten Denner und Andres raſch vorwaͤrts durch den finſtern oͤden Wald. In dem dickſten Gebuͤſch ſchnupperten die Doggen umher und klaff¬ ten, den Herrn mit klugen beredten Augen an¬ ſchauend. „Hier iſt es nicht geheuer,“ ſprach Andres, ſpannte den Hahn ſeiner Buͤchſe und ſchritt mit den Hunden bedaͤchtig vor dem frem¬ den Kaufmann her. Oft war es ihm, als rau¬ ſche es in den Baͤumen und bald erblickte er in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0113"n="105"/>
beginnen, da er ſonſt erſt in ſpaͤter Nacht in ſein<lb/>
Haus zuruͤckkehren und ſeine <hirendition="#g">Giorgina</hi> in<lb/>
Furcht und Angſt ſetzen wuͤrde.</p><lb/><p>Der Fremde ſagte beim Abſchiede noch <hirendition="#g">Gior</hi>¬<lb/><hirendition="#g">ginen</hi>: daß er ausdruͤcklich ihr erlaube, ſich,<lb/>
wenn es ihr Vergnuͤgen mache, mit ſeinen Ge¬<lb/>ſchmeiden zu ſchmuͤcken, da es ihr ja ohnedies in<lb/>
dieſem einſamen wilden Forſt an jeder Beluſti¬<lb/>
gung mangle. <hirendition="#g">Giorgina</hi> erroͤthete vor innerm<lb/>
Vergnuͤgen, da ſie freilich die ihrer Nation eigne<lb/>
Luſt an glaͤnzendem Staat und vorzuͤglich an koſt¬<lb/>
baren Steinen nicht unterdruͤcken konnte. — Nun<lb/>ſchritten <hirendition="#g">Denner</hi> und <hirendition="#g">Andres</hi> raſch vorwaͤrts<lb/>
durch den finſtern oͤden Wald. In dem dickſten<lb/>
Gebuͤſch ſchnupperten die Doggen umher und klaff¬<lb/>
ten, den Herrn mit klugen beredten Augen an¬<lb/>ſchauend. „Hier iſt es nicht geheuer,“ſprach<lb/><hirendition="#g">Andres</hi>, ſpannte den Hahn ſeiner Buͤchſe und<lb/>ſchritt mit den Hunden bedaͤchtig vor dem frem¬<lb/>
den Kaufmann her. Oft war es ihm, als rau¬<lb/>ſche es in den Baͤumen und bald erblickte er in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[105/0113]
beginnen, da er ſonſt erſt in ſpaͤter Nacht in ſein
Haus zuruͤckkehren und ſeine Giorgina in
Furcht und Angſt ſetzen wuͤrde.
Der Fremde ſagte beim Abſchiede noch Gior¬
ginen: daß er ausdruͤcklich ihr erlaube, ſich,
wenn es ihr Vergnuͤgen mache, mit ſeinen Ge¬
ſchmeiden zu ſchmuͤcken, da es ihr ja ohnedies in
dieſem einſamen wilden Forſt an jeder Beluſti¬
gung mangle. Giorgina erroͤthete vor innerm
Vergnuͤgen, da ſie freilich die ihrer Nation eigne
Luſt an glaͤnzendem Staat und vorzuͤglich an koſt¬
baren Steinen nicht unterdruͤcken konnte. — Nun
ſchritten Denner und Andres raſch vorwaͤrts
durch den finſtern oͤden Wald. In dem dickſten
Gebuͤſch ſchnupperten die Doggen umher und klaff¬
ten, den Herrn mit klugen beredten Augen an¬
ſchauend. „Hier iſt es nicht geheuer,“ ſprach
Andres, ſpannte den Hahn ſeiner Buͤchſe und
ſchritt mit den Hunden bedaͤchtig vor dem frem¬
den Kaufmann her. Oft war es ihm, als rau¬
ſche es in den Baͤumen und bald erblickte er in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/113>, abgerufen am 01.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.