denn dieser bedarf sie nunmehro, um nicht wieder in ihren vorigen Zustand zurückzufallen, und Euerm Knaben Nahrung geben zu können." "Ach Herr," erwiederte Andres, "verzeiht es, aber eine innere Stimme sagt mir, daß ich Euer un¬ verdientes Geld nicht nehmen darf. Diese innere Stimme, der ich, wie der höhern Eingebung meines Schutzheiligen, immer vertraut, hat mich bisher sicher durch das Leben geführt und mich beschützt vor allen Gefahren des Leibes und der Seele. Wollt ihr großmüthig handeln und an mir Armen ein Uebriges thun, so laßt mir ein Fläschlein von Eurer wundervollen Arznei zurück, damit durch ihre Kraft mein Weib ganz genese." Giorgina richtete sich im Bette auf, und der schmerzvolle wehmüthige Blick, den sie auf An¬ dres warf, schien ihn anzuflehen, diesmal nicht so strenge auf sein inneres Widerstreben zu ach¬ ten, sondern die Gabe des mildthätigen Mannes anzunehmen. Der Fremde bemerkte das und sprach: "Nun wenn ihr denn durchaus mein
denn dieſer bedarf ſie nunmehro, um nicht wieder in ihren vorigen Zuſtand zuruͤckzufallen, und Euerm Knaben Nahrung geben zu koͤnnen.“ „Ach Herr,“ erwiederte Andres, „verzeiht es, aber eine innere Stimme ſagt mir, daß ich Euer un¬ verdientes Geld nicht nehmen darf. Dieſe innere Stimme, der ich, wie der hoͤhern Eingebung meines Schutzheiligen, immer vertraut, hat mich bisher ſicher durch das Leben gefuͤhrt und mich beſchuͤtzt vor allen Gefahren des Leibes und der Seele. Wollt ihr großmuͤthig handeln und an mir Armen ein Uebriges thun, ſo laßt mir ein Flaͤſchlein von Eurer wundervollen Arznei zuruͤck, damit durch ihre Kraft mein Weib ganz geneſe.“ Giorgina richtete ſich im Bette auf, und der ſchmerzvolle wehmuͤthige Blick, den ſie auf An¬ dres warf, ſchien ihn anzuflehen, diesmal nicht ſo ſtrenge auf ſein inneres Widerſtreben zu ach¬ ten, ſondern die Gabe des mildthaͤtigen Mannes anzunehmen. Der Fremde bemerkte das und ſprach: „Nun wenn ihr denn durchaus mein
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Euerm Knaben Nahrung geben zu koͤnnen.“ „Ach
Herr,“ erwiederte Andres, „verzeiht es, aber
eine innere Stimme ſagt mir, daß ich Euer un¬
verdientes Geld nicht nehmen darf. Dieſe innere
Stimme, der ich, wie der hoͤhern Eingebung
meines Schutzheiligen, immer vertraut, hat mich
bisher ſicher durch das Leben gefuͤhrt und mich
beſchuͤtzt vor allen Gefahren des Leibes und der
Seele. Wollt ihr großmuͤthig handeln und an
mir Armen ein Uebriges thun, ſo laßt mir ein
Flaͤſchlein von Eurer wundervollen Arznei zuruͤck,
damit durch ihre Kraft mein Weib ganz geneſe.“
Giorgina richtete ſich im Bette auf, und der
ſchmerzvolle wehmuͤthige Blick, den ſie auf An¬
dres warf, ſchien ihn anzuflehen, diesmal nicht
ſo ſtrenge auf ſein inneres Widerſtreben zu ach¬
ten, ſondern die Gabe des mildthaͤtigen Mannes
anzunehmen. Der Fremde bemerkte das und
ſprach: „Nun wenn ihr denn durchaus mein
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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