fort durch die Thüre, Georg Pepusch gerieth aber wie man denken kann, sofort in Wuth und Verzweiflung und rannte wild die Treppe hinab, zum Hause hin¬ aus, als hetzten ihn tausend Teufel. Das Geschick wollt' es, daß Georg einem Freunde begegnete der in einer Postkalesche saß und fort wollte. "Halt, ich reise mit Euch!" So rief die Distel Zeherit, flog schnell nach Hause, zog einen Ueberrock an, steckte Geld ein, gab den Stubenschlüssel der Wirthin, setzte sich in die Kalesche hinein und fuhr mit dem Freunde von dannen.
Unerachtet dieser feindseligen Trennung war aber die Liebe zur schönen Holländerin in Georgs Brust ganz und gar nicht erloschen, und eben so wenig konnte er sich entschließen, die gerechten Ansprüche aufzugeben, die er als Distel Zeherit auf Gamahehs Hand und Herz zu haben glaubte. Er erneuerte daher diese An¬ sprüche als er nach etlichen Jahren wiederum im Haag mit Leuwenhöck zusammentraf und wie eifrig er sie auch in Frankfurt verfolgte, hat der geneigte Leser bereits erfahren. -- --
Ganz trostlos rannte Herr George Pepusch in der Nacht durch die Gassen, als der flackernde unge¬ wöhnlich helle Schein eines Lichts, der durch die
fort durch die Thüre, Georg Pepuſch gerieth aber wie man denken kann, ſofort in Wuth und Verzweiflung und rannte wild die Treppe hinab, zum Hauſe hin¬ aus, als hetzten ihn tauſend Teufel. Das Geſchick wollt' es, daß Georg einem Freunde begegnete der in einer Poſtkaleſche ſaß und fort wollte. »Halt, ich reiſe mit Euch!» So rief die Diſtel Zeherit, flog ſchnell nach Hauſe, zog einen Ueberrock an, ſteckte Geld ein, gab den Stubenſchlüſſel der Wirthin, ſetzte ſich in die Kaleſche hinein und fuhr mit dem Freunde von dannen.
Unerachtet dieſer feindſeligen Trennung war aber die Liebe zur ſchönen Holländerin in Georgs Bruſt ganz und gar nicht erloſchen, und eben ſo wenig konnte er ſich entſchließen, die gerechten Anſprüche aufzugeben, die er als Diſtel Zeherit auf Gamahehs Hand und Herz zu haben glaubte. Er erneuerte daher dieſe An¬ ſprüche als er nach etlichen Jahren wiederum im Haag mit Leuwenhöck zuſammentraf und wie eifrig er ſie auch in Frankfurt verfolgte, hat der geneigte Leſer bereits erfahren. — —
Ganz troſtlos rannte Herr George Pepuſch in der Nacht durch die Gaſſen, als der flackernde unge¬ wöhnlich helle Schein eines Lichts, der durch die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="79"/>
fort durch die Thüre, Georg Pepuſch gerieth aber wie<lb/>
man denken kann, ſofort in Wuth und Verzweiflung<lb/>
und rannte wild die Treppe hinab, zum Hauſe hin¬<lb/>
aus, als hetzten ihn tauſend Teufel. Das Geſchick<lb/>
wollt' es, daß Georg einem Freunde begegnete der in<lb/>
einer Poſtkaleſche ſaß und fort wollte. »Halt, ich<lb/>
reiſe mit Euch!» So rief die Diſtel Zeherit, flog ſchnell<lb/>
nach Hauſe, zog einen Ueberrock an, ſteckte Geld ein,<lb/>
gab den Stubenſchlüſſel der Wirthin, ſetzte ſich in die<lb/>
Kaleſche hinein und fuhr mit dem Freunde von<lb/>
dannen.</p><lb/><p>Unerachtet dieſer feindſeligen Trennung war aber<lb/>
die Liebe zur ſchönen Holländerin in Georgs Bruſt<lb/>
ganz und gar nicht erloſchen, und eben ſo wenig konnte<lb/>
er ſich entſchließen, die gerechten Anſprüche aufzugeben,<lb/>
die er als Diſtel Zeherit auf Gamahehs Hand und<lb/>
Herz zu haben glaubte. Er erneuerte daher dieſe An¬<lb/>ſprüche als er nach etlichen Jahren wiederum im Haag<lb/>
mit Leuwenhöck zuſammentraf und wie eifrig er ſie<lb/>
auch in Frankfurt verfolgte, hat der geneigte Leſer<lb/>
bereits erfahren. ——</p><lb/><p>Ganz troſtlos rannte Herr George Pepuſch in<lb/>
der Nacht durch die Gaſſen, als der flackernde unge¬<lb/>
wöhnlich helle Schein eines Lichts, der durch die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[79/0084]
fort durch die Thüre, Georg Pepuſch gerieth aber wie
man denken kann, ſofort in Wuth und Verzweiflung
und rannte wild die Treppe hinab, zum Hauſe hin¬
aus, als hetzten ihn tauſend Teufel. Das Geſchick
wollt' es, daß Georg einem Freunde begegnete der in
einer Poſtkaleſche ſaß und fort wollte. »Halt, ich
reiſe mit Euch!» So rief die Diſtel Zeherit, flog ſchnell
nach Hauſe, zog einen Ueberrock an, ſteckte Geld ein,
gab den Stubenſchlüſſel der Wirthin, ſetzte ſich in die
Kaleſche hinein und fuhr mit dem Freunde von
dannen.
Unerachtet dieſer feindſeligen Trennung war aber
die Liebe zur ſchönen Holländerin in Georgs Bruſt
ganz und gar nicht erloſchen, und eben ſo wenig konnte
er ſich entſchließen, die gerechten Anſprüche aufzugeben,
die er als Diſtel Zeherit auf Gamahehs Hand und
Herz zu haben glaubte. Er erneuerte daher dieſe An¬
ſprüche als er nach etlichen Jahren wiederum im Haag
mit Leuwenhöck zuſammentraf und wie eifrig er ſie
auch in Frankfurt verfolgte, hat der geneigte Leſer
bereits erfahren. — —
Ganz troſtlos rannte Herr George Pepuſch in
der Nacht durch die Gaſſen, als der flackernde unge¬
wöhnlich helle Schein eines Lichts, der durch die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/84>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.