"les, was Ihr mir da erzählt habt, schon viel früher "und besser wußte als Ihr. Nicht genug kann ich "mich über Eure Beschränktheit, über Eure alberne An¬ "maßung verwundern. -- Vernehmt, was Ihr längst "erkennen müßtet, wäre es, außerdem was die Glas¬ "schleiferei betrifft, mit Eurer Wissenschaft nicht so "schlecht bestellt, vernehmt, daß ich selbst die Distel "Zeherit bin, welche dort stand wo die Prinzessin Ga¬ "maheh ihr Haupt niedergelegt hatte, und von der "Ihr gänzlich zu schweigen für gut gefunden habt."
"Pepusch, rief der Flohbändiger, seyd ihr bei "Sinnen? Die Distel Zeherit blüht im fernen In¬ "dien und zwar in dem schönen von hohen Bergen "umschlossenen Thale, wo sich zuweilen die weisesten "Magier der Erde zu versammeln pflegen. Der Ar¬ "chivarius Lindhorst kann Euch darüber am besten be¬ "lehren. Und Ihr, den ich hier im Polröckchen zum "Schulmeister laufen gesehen, den ich als vor lauter "Studiren und Hungern vermagerten, vergelbten Je¬ "nenser gekannt, ihr wollt die Distel Zeherit seyn? -- "Das macht einem Andern weiß, aber mich laßt da¬ "mit in Ruhe."
"Was Ihr, sprach Pepusch lachend, was Ihr "doch für ein weiser Mann seyd, Leurenhöck. Nun! "haltet von meiner Person was Ihr wollt, aber seyd
»les, was Ihr mir da erzählt habt, ſchon viel früher »und beſſer wußte als Ihr. Nicht genug kann ich »mich über Eure Beſchränktheit, über Eure alberne An¬ »maßung verwundern. — Vernehmt, was Ihr längſt »erkennen müßtet, wäre es, außerdem was die Glas¬ »ſchleiferei betrifft, mit Eurer Wiſſenſchaft nicht ſo »ſchlecht beſtellt, vernehmt, daß ich ſelbſt die Diſtel »Zeherit bin, welche dort ſtand wo die Prinzeſſin Ga¬ »maheh ihr Haupt niedergelegt hatte, und von der »Ihr gänzlich zu ſchweigen für gut gefunden habt.»
»Pepuſch, rief der Flohbändiger, ſeyd ihr bei »Sinnen? Die Diſtel Zeherit blüht im fernen In¬ »dien und zwar in dem ſchönen von hohen Bergen »umſchloſſenen Thale, wo ſich zuweilen die weiſeſten »Magier der Erde zu verſammeln pflegen. Der Ar¬ »chivarius Lindhorſt kann Euch darüber am beſten be¬ »lehren. Und Ihr, den ich hier im Polröckchen zum »Schulmeiſter laufen geſehen, den ich als vor lauter »Studiren und Hungern vermagerten, vergelbten Je¬ »nenſer gekannt, ihr wollt die Diſtel Zeherit ſeyn? — »Das macht einem Andern weiß, aber mich laßt da¬ »mit in Ruhe.»
»Was Ihr, ſprach Pepuſch lachend, was Ihr »doch für ein weiſer Mann ſeyd, Leurenhöck. Nun! »haltet von meiner Perſon was Ihr wollt, aber ſeyd
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»les, was Ihr mir da erzählt habt, ſchon viel früher
»und beſſer wußte als Ihr. Nicht genug kann ich
»mich über Eure Beſchränktheit, über Eure alberne An¬
»maßung verwundern. — Vernehmt, was Ihr längſt
»erkennen müßtet, wäre es, außerdem was die Glas¬
»ſchleiferei betrifft, mit Eurer Wiſſenſchaft nicht ſo
»ſchlecht beſtellt, vernehmt, daß ich ſelbſt die Diſtel
»Zeherit bin, welche dort ſtand wo die Prinzeſſin Ga¬
»maheh ihr Haupt niedergelegt hatte, und von der
»Ihr gänzlich zu ſchweigen für gut gefunden habt.»
»Pepuſch, rief der Flohbändiger, ſeyd ihr bei
»Sinnen? Die Diſtel Zeherit blüht im fernen In¬
»dien und zwar in dem ſchönen von hohen Bergen
»umſchloſſenen Thale, wo ſich zuweilen die weiſeſten
»Magier der Erde zu verſammeln pflegen. Der Ar¬
»chivarius Lindhorſt kann Euch darüber am beſten be¬
»lehren. Und Ihr, den ich hier im Polröckchen zum
»Schulmeiſter laufen geſehen, den ich als vor lauter
»Studiren und Hungern vermagerten, vergelbten Je¬
»nenſer gekannt, ihr wollt die Diſtel Zeherit ſeyn? —
»Das macht einem Andern weiß, aber mich laßt da¬
»mit in Ruhe.»
»Was Ihr, ſprach Pepuſch lachend, was Ihr
»doch für ein weiſer Mann ſeyd, Leurenhöck. Nun!
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/69>, abgerufen am 16.02.2025.
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