Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Peregrinus erwachte aus dem Schlaf, er glaubte Es war ihm, als reiße sich ein Freund gewalt¬ Am andern Morgen wurde das zweite Braut¬ Der Gärtner kam in diesem Augenblick ganz Die ganze Nacht habe er vom blühenden Cactus Peregrinus und Röschen gingen herab in den Peregrinus erwachte aus dem Schlaf, er glaubte Es war ihm, als reiße ſich ein Freund gewalt¬ Am andern Morgen wurde das zweite Braut¬ Der Gärtner kam in dieſem Augenblick ganz Die ganze Nacht habe er vom blühenden Cactus Peregrinus und Röschen gingen herab in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0269" n="264"/> <p>Peregrinus erwachte aus dem Schlaf, er glaubte<lb/> tief klagende Melodieen einer hoffnungsloſen Sehn¬<lb/> ſucht zu vernehmen und ein ſeltſames ahnendes Ge¬<lb/> fühl bemeiſterte ſich ſeiner.</p><lb/> <p>Es war ihm, als reiße ſich ein Freund gewalt¬<lb/> ſam von ſeinem Buſen.</p><lb/> <p>Am andern Morgen wurde das zweite Braut¬<lb/> paar, nämlich George Pepuſch und Dörtje Elver¬<lb/> dink vermißt, und man erſtaunte nicht wenig, als<lb/> man wahrnahm, daß ſie das Brautgemach gar nicht<lb/> betreten.</p><lb/> <p>Der Gärtner kam in dieſem Augenblick ganz<lb/> außer ſich herbei und rief: er wiſſe gar nicht, was er<lb/> davon denken ſolle, aber ein ſeltſames Wunder ſey<lb/> im Garten aufgegangen.</p><lb/> <p>Die ganze Nacht habe er vom blühenden <hi rendition="#aq">Cactus<lb/> grandiflorus</hi> geträumt und nun erſt die Urſache da¬<lb/> von erfahren. Man ſolle nur kommen und ſchauen.</p><lb/> <p>Peregrinus und Röschen gingen herab in den<lb/> Garten. In der Mitte eines ſchönen Boskets war<lb/> eine hohe Fackeldiſtel emporgeſchoſſen, die ihre, im<lb/> Morgenſtrahl verwelkte Blüthe hinabſenkte, und um<lb/> dieſe Blüthe ſchlang ſich liebend eine lila- und gelbge¬<lb/> ſtreifte Tulpe, die auch den Pflanzentod geſtorben. —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0269]
Peregrinus erwachte aus dem Schlaf, er glaubte
tief klagende Melodieen einer hoffnungsloſen Sehn¬
ſucht zu vernehmen und ein ſeltſames ahnendes Ge¬
fühl bemeiſterte ſich ſeiner.
Es war ihm, als reiße ſich ein Freund gewalt¬
ſam von ſeinem Buſen.
Am andern Morgen wurde das zweite Braut¬
paar, nämlich George Pepuſch und Dörtje Elver¬
dink vermißt, und man erſtaunte nicht wenig, als
man wahrnahm, daß ſie das Brautgemach gar nicht
betreten.
Der Gärtner kam in dieſem Augenblick ganz
außer ſich herbei und rief: er wiſſe gar nicht, was er
davon denken ſolle, aber ein ſeltſames Wunder ſey
im Garten aufgegangen.
Die ganze Nacht habe er vom blühenden Cactus
grandiflorus geträumt und nun erſt die Urſache da¬
von erfahren. Man ſolle nur kommen und ſchauen.
Peregrinus und Röschen gingen herab in den
Garten. In der Mitte eines ſchönen Boskets war
eine hohe Fackeldiſtel emporgeſchoſſen, die ihre, im
Morgenſtrahl verwelkte Blüthe hinabſenkte, und um
dieſe Blüthe ſchlang ſich liebend eine lila- und gelbge¬
ſtreifte Tulpe, die auch den Pflanzentod geſtorben. —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |