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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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Seyns; aber stets habe ich zu rechter Zeit und an
rechter Stelle gestochen. Laßt Euch das zu Herzen
gehen, ehrlicher treuer Freund!

Ich empfange nun das Euch zugedachte Geschenk,
welches weder das Präparat von Menschen, Swam¬
merdamm genannt, noch der sich selbst in kleinlicher
Mißgunst verzehrende Leuwenhöck, besitzen konnte,
aus Euren Händen zurück, und werde es getreu be¬
wahren. Jetzt mein verehrtester Herr Tyß überlaßt
Euch dem Schlummer. Bald werdet Ihr in ein
träumerisches Delirium verfallen, in welchem der große
Moment sich kund thut. Zu rechter Zeit bin ich wie¬
der bei Euch.

Meister Floh verschwand, und der Glanz den
er verbreitet, verlöschte in der tiefen finstren Nacht
des Zimmers, dessen Vorhänge fest zugezogen.

Es geschah, wie Meister Floh gesagt hatte.

Herr Peregrinus Tyß wähnte bald, er liege an
dem Ufer eines rauschenden Waldbachs und vernehme
das Säuseln des Windes, das Flüstern der Gebüsche,
das Summsen von tausend Insecten, die ihn umschwirr¬
ten. Dann war es, als würden seltsame Stimmen
vernehmbar, und deutlicher und immer deutlicher, so
daß Peregrinus zuletzt Worte zu verstehen glaubte.

Seyns; aber ſtets habe ich zu rechter Zeit und an
rechter Stelle geſtochen. Laßt Euch das zu Herzen
gehen, ehrlicher treuer Freund!

Ich empfange nun das Euch zugedachte Geſchenk,
welches weder das Präparat von Menſchen, Swam¬
merdamm genannt, noch der ſich ſelbſt in kleinlicher
Mißgunſt verzehrende Leuwenhöck, beſitzen konnte,
aus Euren Händen zurück, und werde es getreu be¬
wahren. Jetzt mein verehrteſter Herr Tyß überlaßt
Euch dem Schlummer. Bald werdet Ihr in ein
träumeriſches Delirium verfallen, in welchem der große
Moment ſich kund thut. Zu rechter Zeit bin ich wie¬
der bei Euch.

Meiſter Floh verſchwand, und der Glanz den
er verbreitet, verlöſchte in der tiefen finſtren Nacht
des Zimmers, deſſen Vorhänge feſt zugezogen.

Es geſchah, wie Meiſter Floh geſagt hatte.

Herr Peregrinus Tyß wähnte bald, er liege an
dem Ufer eines rauſchenden Waldbachs und vernehme
das Säuſeln des Windes, das Flüſtern der Gebüſche,
das Summſen von tauſend Inſecten, die ihn umſchwirr¬
ten. Dann war es, als würden ſeltſame Stimmen
vernehmbar, und deutlicher und immer deutlicher, ſo
daß Peregrinus zuletzt Worte zu verſtehen glaubte.

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[253/0258] Seyns; aber ſtets habe ich zu rechter Zeit und an rechter Stelle geſtochen. Laßt Euch das zu Herzen gehen, ehrlicher treuer Freund! Ich empfange nun das Euch zugedachte Geſchenk, welches weder das Präparat von Menſchen, Swam¬ merdamm genannt, noch der ſich ſelbſt in kleinlicher Mißgunſt verzehrende Leuwenhöck, beſitzen konnte, aus Euren Händen zurück, und werde es getreu be¬ wahren. Jetzt mein verehrteſter Herr Tyß überlaßt Euch dem Schlummer. Bald werdet Ihr in ein träumeriſches Delirium verfallen, in welchem der große Moment ſich kund thut. Zu rechter Zeit bin ich wie¬ der bei Euch. Meiſter Floh verſchwand, und der Glanz den er verbreitet, verlöſchte in der tiefen finſtren Nacht des Zimmers, deſſen Vorhänge feſt zugezogen. Es geſchah, wie Meiſter Floh geſagt hatte. Herr Peregrinus Tyß wähnte bald, er liege an dem Ufer eines rauſchenden Waldbachs und vernehme das Säuſeln des Windes, das Flüſtern der Gebüſche, das Summſen von tauſend Inſecten, die ihn umſchwirr¬ ten. Dann war es, als würden ſeltſame Stimmen vernehmbar, und deutlicher und immer deutlicher, ſo daß Peregrinus zuletzt Worte zu verſtehen glaubte.

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/258>, abgerufen am 29.11.2024.