Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"Es ist," rief die Kleine, indem sie rasch auf¬
sprang, "es ist alles gelogen, aber du bist ein böser
"Affe, der erst gezähmt werden muß!" --

Peregrinus war froh, als er sich auf der Straße
befand, doch ganz ausgelassen freudig gebehrdete sich
Meister Floh, der in Peregrinus Halsbinde unauf¬
hörlich kicherte und lachte und die Vorderhände zusam¬
menschlug, daß es hell klatschte.

Dem Peregrinus war diese Fröhlichkeit seines klei¬
nen Schützlings etwas lästig, da sie ihn in seinen
Gedanken störte. Er bat den Meister Floh ruhig zu
seyn, denn schon hätten ihn ernsthafte Leute mit
Blicken voll Vorwurfs betrachtet, glaubend, er sey
es, der so kickere und lache und närrische Streiche
treibe auf öffentlicher Straße.

"O ich Thor," rief aber Meister Floh, in den
Ausbrüchen seiner unmäßigen Freude beharrend, "o
"ich blödsinniger Thor, daß ich da an dem Siege zwei¬
"feln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöthen.
"Ja, Peregrinus, es ist nicht anders, gesiegt hat¬
"tet ihr in dem Augenblick, als selbst der Tod der
"Geliebten Euern Entschluß nicht zu erschüttern ver¬
"mochte. Laßt mich jauchzen, laßt mich jubeln, denn
"alles müßte mich trügen, wenn nicht bald das helle

»Es iſt,» rief die Kleine, indem ſie raſch auf¬
ſprang, »es iſt alles gelogen, aber du biſt ein böſer
»Affe, der erſt gezähmt werden muß!» —

Peregrinus war froh, als er ſich auf der Straße
befand, doch ganz ausgelaſſen freudig gebehrdete ſich
Meiſter Floh, der in Peregrinus Halsbinde unauf¬
hörlich kicherte und lachte und die Vorderhände zuſam¬
menſchlug, daß es hell klatſchte.

Dem Peregrinus war dieſe Fröhlichkeit ſeines klei¬
nen Schützlings etwas läſtig, da ſie ihn in ſeinen
Gedanken ſtörte. Er bat den Meiſter Floh ruhig zu
ſeyn, denn ſchon hätten ihn ernſthafte Leute mit
Blicken voll Vorwurfs betrachtet, glaubend, er ſey
es, der ſo kickere und lache und närriſche Streiche
treibe auf öffentlicher Straße.

»O ich Thor,» rief aber Meiſter Floh, in den
Ausbrüchen ſeiner unmäßigen Freude beharrend, »o
»ich blödſinniger Thor, daß ich da an dem Siege zwei¬
»feln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöthen.
»Ja, Peregrinus, es iſt nicht anders, geſiegt hat¬
»tet ihr in dem Augenblick, als ſelbſt der Tod der
»Geliebten Euern Entſchluß nicht zu erſchüttern ver¬
»mochte. Laßt mich jauchzen, laßt mich jubeln, denn
»alles müßte mich trügen, wenn nicht bald das helle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0233" n="228"/>
          <p>»Es i&#x017F;t,» rief die Kleine, indem &#x017F;ie ra&#x017F;ch auf¬<lb/>
&#x017F;prang, »es i&#x017F;t alles gelogen, aber du bi&#x017F;t ein bö&#x017F;er<lb/>
»Affe, der er&#x017F;t gezähmt werden muß!» &#x2014;</p><lb/>
          <p>Peregrinus war froh, als er &#x017F;ich auf der Straße<lb/>
befand, doch ganz ausgela&#x017F;&#x017F;en freudig gebehrdete &#x017F;ich<lb/>
Mei&#x017F;ter Floh, der in Peregrinus Halsbinde unauf¬<lb/>
hörlich kicherte und lachte und die Vorderhände zu&#x017F;am¬<lb/>
men&#x017F;chlug, daß es hell klat&#x017F;chte.</p><lb/>
          <p>Dem Peregrinus war die&#x017F;e Fröhlichkeit &#x017F;eines klei¬<lb/>
nen Schützlings etwas lä&#x017F;tig, da &#x017F;ie ihn in &#x017F;einen<lb/>
Gedanken &#x017F;törte. Er bat den Mei&#x017F;ter Floh ruhig zu<lb/>
&#x017F;eyn, denn &#x017F;chon hätten ihn ern&#x017F;thafte Leute mit<lb/>
Blicken voll Vorwurfs betrachtet, glaubend, <hi rendition="#g">er</hi> &#x017F;ey<lb/>
es, der &#x017F;o kickere und lache und närri&#x017F;che Streiche<lb/>
treibe auf öffentlicher Straße.</p><lb/>
          <p>»O ich Thor,» rief aber Mei&#x017F;ter Floh, in den<lb/>
Ausbrüchen &#x017F;einer unmäßigen Freude beharrend, »o<lb/>
»ich blöd&#x017F;inniger Thor, daß ich da an dem Siege zwei¬<lb/>
»feln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöthen.<lb/>
»Ja, Peregrinus, es i&#x017F;t nicht anders, ge&#x017F;iegt hat¬<lb/>
»tet ihr in dem Augenblick, als &#x017F;elb&#x017F;t der Tod der<lb/>
»Geliebten Euern Ent&#x017F;chluß nicht zu er&#x017F;chüttern ver¬<lb/>
»mochte. Laßt mich jauchzen, laßt mich jubeln, denn<lb/>
»alles müßte mich trügen, wenn nicht bald das helle<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0233] »Es iſt,» rief die Kleine, indem ſie raſch auf¬ ſprang, »es iſt alles gelogen, aber du biſt ein böſer »Affe, der erſt gezähmt werden muß!» — Peregrinus war froh, als er ſich auf der Straße befand, doch ganz ausgelaſſen freudig gebehrdete ſich Meiſter Floh, der in Peregrinus Halsbinde unauf¬ hörlich kicherte und lachte und die Vorderhände zuſam¬ menſchlug, daß es hell klatſchte. Dem Peregrinus war dieſe Fröhlichkeit ſeines klei¬ nen Schützlings etwas läſtig, da ſie ihn in ſeinen Gedanken ſtörte. Er bat den Meiſter Floh ruhig zu ſeyn, denn ſchon hätten ihn ernſthafte Leute mit Blicken voll Vorwurfs betrachtet, glaubend, er ſey es, der ſo kickere und lache und närriſche Streiche treibe auf öffentlicher Straße. »O ich Thor,» rief aber Meiſter Floh, in den Ausbrüchen ſeiner unmäßigen Freude beharrend, »o »ich blödſinniger Thor, daß ich da an dem Siege zwei¬ »feln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöthen. »Ja, Peregrinus, es iſt nicht anders, geſiegt hat¬ »tet ihr in dem Augenblick, als ſelbſt der Tod der »Geliebten Euern Entſchluß nicht zu erſchüttern ver¬ »mochte. Laßt mich jauchzen, laßt mich jubeln, denn »alles müßte mich trügen, wenn nicht bald das helle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/233
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/233>, abgerufen am 26.11.2024.