Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822."fortpacken, doch zuvor laß es dir sagen, mein guter Georgs Ton und ganzes Betragen gränzte an 15
»fortpacken, doch zuvor laß es dir ſagen, mein guter Georgs Ton und ganzes Betragen gränzte an 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0230" n="225"/> »fortpacken, doch zuvor laß es dir ſagen, mein guter<lb/> »Freund Peregrinus, daß George Pepuſch jede Gabe<lb/> »verſchmäht, die der barmherzige Freund ihm gleich<lb/> »dem armen Sünder hinwirft, wie ein Almoſen! —<lb/> »Verwünſcht ſey deine Aufopferung, ich will dir nichts<lb/> »zu verdanken haben. Nimm ſie hin, die ſchöne Ga¬<lb/> »maheh, die dich ſo innig liebt, aber hüte dich, daß<lb/> »die Diſtel Zeherit nicht Wurzel faßt und die Mauern<lb/> »deines Hauſes zerſprengt.</p><lb/> <p>Georgs Ton und ganzes Betragen gränzte an<lb/> renomiſtiſche Brutalität, und Peregrinus wurde von<lb/> dem tiefſten Unmuth erfüllt, als er gewahrte, wie<lb/> ſehr ihn Pepuſch in ſeinem ganzen Beginnen mißver¬<lb/> ſtanden. »Nie,» ſprach er, ohne jenen Unmuth zu<lb/> bergen, »nie iſt es mir in den Sinn gekommen, dir<lb/> in den Weg zu treten; der Wahnſinn eiferſüchtiger<lb/> Verliebtheit ſpricht aus dir, ſonſt würdeſt du beden¬<lb/> ken wie ſchuldlos ich an allem bin, was du in deiner<lb/> eignen Seele ausgebrütet. Verlange nicht, daß ich<lb/> die Schlange tödten ſoll, die du zu deiner Selbſtqual<lb/> nährſt in deiner Bruſt! Und daß du es nur weißt,<lb/><hi rendition="#g">dir</hi> warf ich keine Gabe hin, <hi rendition="#g">dir</hi> brachte ich kein<lb/> Opfer, als ich der Schönſten, vielleicht dem höchſten<lb/> Glück meines Lebens entſagte. Andere höhere Pflich¬<lb/> ten, ein unwiderrufliches Wort zwangen mich dazu!» —</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">15<lb/></fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0230]
»fortpacken, doch zuvor laß es dir ſagen, mein guter
»Freund Peregrinus, daß George Pepuſch jede Gabe
»verſchmäht, die der barmherzige Freund ihm gleich
»dem armen Sünder hinwirft, wie ein Almoſen! —
»Verwünſcht ſey deine Aufopferung, ich will dir nichts
»zu verdanken haben. Nimm ſie hin, die ſchöne Ga¬
»maheh, die dich ſo innig liebt, aber hüte dich, daß
»die Diſtel Zeherit nicht Wurzel faßt und die Mauern
»deines Hauſes zerſprengt.
Georgs Ton und ganzes Betragen gränzte an
renomiſtiſche Brutalität, und Peregrinus wurde von
dem tiefſten Unmuth erfüllt, als er gewahrte, wie
ſehr ihn Pepuſch in ſeinem ganzen Beginnen mißver¬
ſtanden. »Nie,» ſprach er, ohne jenen Unmuth zu
bergen, »nie iſt es mir in den Sinn gekommen, dir
in den Weg zu treten; der Wahnſinn eiferſüchtiger
Verliebtheit ſpricht aus dir, ſonſt würdeſt du beden¬
ken wie ſchuldlos ich an allem bin, was du in deiner
eignen Seele ausgebrütet. Verlange nicht, daß ich
die Schlange tödten ſoll, die du zu deiner Selbſtqual
nährſt in deiner Bruſt! Und daß du es nur weißt,
dir warf ich keine Gabe hin, dir brachte ich kein
Opfer, als ich der Schönſten, vielleicht dem höchſten
Glück meines Lebens entſagte. Andere höhere Pflich¬
ten, ein unwiderrufliches Wort zwangen mich dazu!» —
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