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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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er ganz lang und spitz in die Höhe schoß, indem er
vor Schmerz laut brüllte.

Während dieß dem Bartscheerer geschah, hatten
die beiden Mikroskopisten bei der Erscheinung der
Feinde sich augenblicklich mit einander versöhnt, und
den schönen Geist gemeinschaftlich bekämpft mit vie¬
lem Glück. Nichts half es nämlich dem schönen Geist,
daß er sich, als er unten gehörig abgebläut worden,
sich zur Stubendecke erhob. Denn beide, Leuwen¬
höck und Swammerdamm, hatten kurze dicke Knittel
ergriffen und trieben den schönen Geist, so wie er her¬
abschweben wollte, durch demjenigen Theil des Körpers,
der es am besten vertragen kann, geschickt applizirte
Schläge immer wieder in die Höhe. Es war ein zier¬
liches Ballonspiel, bei dem freilich der schöne Geist
nothgedrungen, die ermüdendste und zugleich die un¬
dankbarste Rolle übernommen, nämlich die des Bal¬
lons.

Der Krieg mit den dämonischen Fremden, schien
der Kleinen großes Entsetzen einzujagen; sie schmiegte
sich fest an Peregrinus und flehte ihn an, sie fortzu¬
schaffen aus diesem bedrohlichen Getümmel. Peregri¬
nus konnte das um so weniger ablehnen, als er über¬
zeugt seyn mußte, daß es auf dem Kampfplatz seiner
Hülfe nicht bedurfte; er brachte daher die Kleine in

er ganz lang und ſpitz in die Höhe ſchoß, indem er
vor Schmerz laut brüllte.

Während dieß dem Bartſcheerer geſchah, hatten
die beiden Mikroskopiſten bei der Erſcheinung der
Feinde ſich augenblicklich mit einander verſöhnt, und
den ſchönen Geiſt gemeinſchaftlich bekämpft mit vie¬
lem Glück. Nichts half es nämlich dem ſchönen Geiſt,
daß er ſich, als er unten gehörig abgebläut worden,
ſich zur Stubendecke erhob. Denn beide, Leuwen¬
höck und Swammerdamm, hatten kurze dicke Knittel
ergriffen und trieben den ſchönen Geiſt, ſo wie er her¬
abſchweben wollte, durch demjenigen Theil des Körpers,
der es am beſten vertragen kann, geſchickt applizirte
Schläge immer wieder in die Höhe. Es war ein zier¬
liches Ballonſpiel, bei dem freilich der ſchöne Geiſt
nothgedrungen, die ermüdendſte und zugleich die un¬
dankbarſte Rolle übernommen, nämlich die des Bal¬
lons.

Der Krieg mit den dämoniſchen Fremden, ſchien
der Kleinen großes Entſetzen einzujagen; ſie ſchmiegte
ſich feſt an Peregrinus und flehte ihn an, ſie fortzu¬
ſchaffen aus dieſem bedrohlichen Getümmel. Peregri¬
nus konnte das um ſo weniger ablehnen, als er über¬
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[208/0213] er ganz lang und ſpitz in die Höhe ſchoß, indem er vor Schmerz laut brüllte. Während dieß dem Bartſcheerer geſchah, hatten die beiden Mikroskopiſten bei der Erſcheinung der Feinde ſich augenblicklich mit einander verſöhnt, und den ſchönen Geiſt gemeinſchaftlich bekämpft mit vie¬ lem Glück. Nichts half es nämlich dem ſchönen Geiſt, daß er ſich, als er unten gehörig abgebläut worden, ſich zur Stubendecke erhob. Denn beide, Leuwen¬ höck und Swammerdamm, hatten kurze dicke Knittel ergriffen und trieben den ſchönen Geiſt, ſo wie er her¬ abſchweben wollte, durch demjenigen Theil des Körpers, der es am beſten vertragen kann, geſchickt applizirte Schläge immer wieder in die Höhe. Es war ein zier¬ liches Ballonſpiel, bei dem freilich der ſchöne Geiſt nothgedrungen, die ermüdendſte und zugleich die un¬ dankbarſte Rolle übernommen, nämlich die des Bal¬ lons. Der Krieg mit den dämoniſchen Fremden, ſchien der Kleinen großes Entſetzen einzujagen; ſie ſchmiegte ſich feſt an Peregrinus und flehte ihn an, ſie fortzu¬ ſchaffen aus dieſem bedrohlichen Getümmel. Peregri¬ nus konnte das um ſo weniger ablehnen, als er über¬ zeugt ſeyn mußte, daß es auf dem Kampfplatz ſeiner Hülfe nicht bedurfte; er brachte daher die Kleine in

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/213>, abgerufen am 24.11.2024.