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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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Leuwenhöck und Swammerdamm nicht eher zulassen
werde bis er die Ursache ihres Zwists von Grund aus
erfahren. Peregrinus fand das Beginnen seines
Freundes so vernünftig, daß er gar keinen Anstand
nahm, ebenfalls zwischen die Kämpfer zu treten und
sich eben so zu erklären wie Pepusch.

Beide, Leuwenhöck und Swammerdamm, waren
genöthigt, den Fremden nachzugeben. Swammerdamm
versicherte überdem, daß er durchaus nicht in feindlicher
Absicht, sondern nur deshalb gekommen sey, um Rück¬
sichts der Dörtje Elverdink mit Leuwenhöck in gütli¬
chen Vergleich zu treten und so eine Fehde zu enden,
die zwei für einander geschaffene Prinzipe, deren ge¬
meinschaftliches Forschen nur den tiefsten Born der
Wissenschaft erschöpfen könne, feindlich entzweit und
nur zu lange gedauert habe. Er blickte dabei den
Herrn Peregrinus Tyß lächelnd an und meinte, Pe¬
regrinus werde, wie er zu hoffen sich unterstehe, da
Dörtje doch eigentlich in seine Arme geflohen, den
Vermittler machen.

Leuwenhöck versicherte dagegen, daß Dörtjes Be¬
sitz freilich der Zankapfel sey, indessen habe er so eben
eine neue Tücke seines unwürdigen Collegen entdeckt.
Nicht allein, daß er den Besitz eines gewissen Mi¬
kroskops läugne, das er bei einer gewissen Gelegen¬

Leuwenhöck und Swammerdamm nicht eher zulaſſen
werde bis er die Urſache ihres Zwiſts von Grund aus
erfahren. Peregrinus fand das Beginnen ſeines
Freundes ſo vernünftig, daß er gar keinen Anſtand
nahm, ebenfalls zwiſchen die Kämpfer zu treten und
ſich eben ſo zu erklären wie Pepuſch.

Beide, Leuwenhöck und Swammerdamm, waren
genöthigt, den Fremden nachzugeben. Swammerdamm
verſicherte überdem, daß er durchaus nicht in feindlicher
Abſicht, ſondern nur deshalb gekommen ſey, um Rück¬
ſichts der Dörtje Elverdink mit Leuwenhöck in gütli¬
chen Vergleich zu treten und ſo eine Fehde zu enden,
die zwei für einander geſchaffene Prinzipe, deren ge¬
meinſchaftliches Forſchen nur den tiefſten Born der
Wiſſenſchaft erſchöpfen könne, feindlich entzweit und
nur zu lange gedauert habe. Er blickte dabei den
Herrn Peregrinus Tyß lächelnd an und meinte, Pe¬
regrinus werde, wie er zu hoffen ſich unterſtehe, da
Dörtje doch eigentlich in ſeine Arme geflohen, den
Vermittler machen.

Leuwenhöck verſicherte dagegen, daß Dörtjes Be¬
ſitz freilich der Zankapfel ſey, indeſſen habe er ſo eben
eine neue Tücke ſeines unwürdigen Collegen entdeckt.
Nicht allein, daß er den Beſitz eines gewiſſen Mi¬
kroskops läugne, das er bei einer gewiſſen Gelegen¬

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[203/0208] Leuwenhöck und Swammerdamm nicht eher zulaſſen werde bis er die Urſache ihres Zwiſts von Grund aus erfahren. Peregrinus fand das Beginnen ſeines Freundes ſo vernünftig, daß er gar keinen Anſtand nahm, ebenfalls zwiſchen die Kämpfer zu treten und ſich eben ſo zu erklären wie Pepuſch. Beide, Leuwenhöck und Swammerdamm, waren genöthigt, den Fremden nachzugeben. Swammerdamm verſicherte überdem, daß er durchaus nicht in feindlicher Abſicht, ſondern nur deshalb gekommen ſey, um Rück¬ ſichts der Dörtje Elverdink mit Leuwenhöck in gütli¬ chen Vergleich zu treten und ſo eine Fehde zu enden, die zwei für einander geſchaffene Prinzipe, deren ge¬ meinſchaftliches Forſchen nur den tiefſten Born der Wiſſenſchaft erſchöpfen könne, feindlich entzweit und nur zu lange gedauert habe. Er blickte dabei den Herrn Peregrinus Tyß lächelnd an und meinte, Pe¬ regrinus werde, wie er zu hoffen ſich unterſtehe, da Dörtje doch eigentlich in ſeine Arme geflohen, den Vermittler machen. Leuwenhöck verſicherte dagegen, daß Dörtjes Be¬ ſitz freilich der Zankapfel ſey, indeſſen habe er ſo eben eine neue Tücke ſeines unwürdigen Collegen entdeckt. Nicht allein, daß er den Beſitz eines gewiſſen Mi¬ kroskops läugne, das er bei einer gewiſſen Gelegen¬

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/208>, abgerufen am 28.11.2024.