Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬ lichen Gedanken, dem kleinen Peregrinus einen sehr bunten und im Grunde genommen, häßlichen Har¬ lekin mitzubringen. Des Kindes Augen belebten sich auf wunderbare Art, der Mund verzog sich zum sanf¬ ten Lächeln, es griff nach der Puppe, und drückte sie zärtlich an sich, als man sie ihm gab. Dann schaute der Knabe wieder das bunte Männlein an, mit sol¬ chen klugen beredten Blicken, daß es schien, als sey plötzlich Empfindung und Verstand in ihm erwacht, und zwar zu höherer Lebendigkeit, als es wohl bei Kindern des Alters gewöhnlich. "Der ist zu klug," sprach die Frau Pathe, "den werdet ihr nicht erhal¬ "ten! -- Betrachtet doch nur einmal seine Augen, "der denkt schon viel mehr, als er soll!"
Dieser Ausspruch tröstete gar sehr den alten Herrn Tyß, der sich schon einigermaßen darin gefunden, daß er nach vielen Jahren vergeblicher Hoffnung, einen Einfaltspinsel erzielt, doch bald kam er in neue Sorge.
Längst war nämlich die Zeit vorüber, in der die Kinder gewöhnlich zu sprechen beginnen, und noch hatte Peregrinus keinen Laut von sich gegeben. Man würde ihn für taubstumm gehalten haben, hätte er nicht manchmal den, der zu ihm sprach, mit solchem aufmerksamen Blick angeschaut, ja durch freudige durch
Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬ lichen Gedanken, dem kleinen Peregrinus einen ſehr bunten und im Grunde genommen, häßlichen Har¬ lekin mitzubringen. Des Kindes Augen belebten ſich auf wunderbare Art, der Mund verzog ſich zum ſanf¬ ten Lächeln, es griff nach der Puppe, und drückte ſie zärtlich an ſich, als man ſie ihm gab. Dann ſchaute der Knabe wieder das bunte Männlein an, mit ſol¬ chen klugen beredten Blicken, daß es ſchien, als ſey plötzlich Empfindung und Verſtand in ihm erwacht, und zwar zu höherer Lebendigkeit, als es wohl bei Kindern des Alters gewöhnlich. »Der iſt zu klug,» ſprach die Frau Pathe, »den werdet ihr nicht erhal¬ »ten! — Betrachtet doch nur einmal ſeine Augen, »der denkt ſchon viel mehr, als er ſoll!»
Dieſer Ausſpruch tröſtete gar ſehr den alten Herrn Tyß, der ſich ſchon einigermaßen darin gefunden, daß er nach vielen Jahren vergeblicher Hoffnung, einen Einfaltspinſel erzielt, doch bald kam er in neue Sorge.
Längſt war nämlich die Zeit vorüber, in der die Kinder gewöhnlich zu ſprechen beginnen, und noch hatte Peregrinus keinen Laut von ſich gegeben. Man würde ihn für taubſtumm gehalten haben, hätte er nicht manchmal den, der zu ihm ſprach, mit ſolchem aufmerkſamen Blick angeſchaut, ja durch freudige durch
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Endlich gerieth eine Frau Pathe auf den glück¬
lichen Gedanken, dem kleinen Peregrinus einen ſehr
bunten und im Grunde genommen, häßlichen Har¬
lekin mitzubringen. Des Kindes Augen belebten ſich
auf wunderbare Art, der Mund verzog ſich zum ſanf¬
ten Lächeln, es griff nach der Puppe, und drückte ſie
zärtlich an ſich, als man ſie ihm gab. Dann ſchaute
der Knabe wieder das bunte Männlein an, mit ſol¬
chen klugen beredten Blicken, daß es ſchien, als ſey
plötzlich Empfindung und Verſtand in ihm erwacht,
und zwar zu höherer Lebendigkeit, als es wohl bei
Kindern des Alters gewöhnlich. »Der iſt zu klug,»
ſprach die Frau Pathe, »den werdet ihr nicht erhal¬
»ten! — Betrachtet doch nur einmal ſeine Augen,
»der denkt ſchon viel mehr, als er ſoll!»
Dieſer Ausſpruch tröſtete gar ſehr den alten Herrn
Tyß, der ſich ſchon einigermaßen darin gefunden, daß
er nach vielen Jahren vergeblicher Hoffnung, einen
Einfaltspinſel erzielt, doch bald kam er in neue Sorge.
Längſt war nämlich die Zeit vorüber, in der die
Kinder gewöhnlich zu ſprechen beginnen, und noch
hatte Peregrinus keinen Laut von ſich gegeben. Man
würde ihn für taubſtumm gehalten haben, hätte er
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/19>, abgerufen am 16.07.2024.
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